Psychologische Homöopathie
Kopf durchsetzen wollen und einen Anfall bekommen, wenn man keine Rücksicht auf ihre Wünsche nimmt. Diese Wutanfälle von Tuberculinum-Kindern können sehr gewalttätig sein, wobei sie mit Spielzeug oder später mit Geschirr um sich werfen, aber sie sind selten so gewalttätig wie die Anfälle des Strarnonium-Kindes, das gezielt einen beliebigen Menschen in seiner Umgebung beißen, kratzen oder mit irgendeinemGegenstand verletzen kann. Ich habe Tuberculinum-Kinder kennengelernt, die eine Phase hatten, in der sie ihren Eltern Schimpfworte an den Kopf warfen, aber ich habe nicht erlebt, daß daraus ein dauerhaftes Persönlichkeitsmerkmal geworden wäre. Weil Tuberculinum sich so sehr nach der Freiheit sehnt, tun zu können, was er will, ist es nicht überraschend, daß Tuberculinum-Kinder häufig aggressiv sind, denn sie erleben Einschränkungen wie jedes andere Kind.
Das Tuberculinum-Kind ist im allgemeinen intelligent, langweilt sich aber in der Schule leicht und macht dann Ärger, indem es andere Kinder ablenkt. Wenn es nicht gerade eins der hochintelligenten Tuberculinum-Kinder ist, liebt es wahrscheinlich lebhafte Spiele, tut die meiste Zeit, was ihm Spaß macht, und weigert sich ähnlich wie das Sulfur-Kind, sich mit irgend etwas zu beschäftigen, was es langweilig findet.
Körperliche Erscheinung
Tuberculinum erinnert äußerlich meist an Phosphor, ist aber drahtiger und muskulöser und wirkt nicht so graziös oder ätherisch. Der Körperbau ist im allgemeinen dünn und kompakt, und der Teint ist in der Regel, aber nicht immer, hell. Häufig findet man im Gesicht und am Körper Sommersprossen. Das Tuberculinum-Gesicht ist im allgemeinen schmaler als das von Phosphor, und die Augen sind nicht so groß, obwohl die Wimpern meist ähnlich lang sind wie bei Phosphor. Das Gesicht ist gewöhnlich knochig und wirkt oft »schlank«, Das Haar ist im allgemeinen glatt und ziemlich fein, und die Lippen sind in der Regel dünn, aber noch gut sichtbar.
Ziemlich weit verbreitet ist die eingesunkene oder trichterförmige Brust.
Veratrum album
Grundzug: Dogmatismus
Veratrum ist ein seltener Konstitutionstyp und gehört zu den wenigen Arzneien, die mit Menschen in Resonanz stehen, die ihr Leben an der Schwelle zum Wahnsinn verbringen. Es ist nahe verwandt mit Stramonium und Syphilinum, hat jedoch seine eigenen, einzigartigen Charakteristika.
Die meisten Veratrum-Menschen, die einen Homöopathen konsultieren, sind geistig relativ gesund. Gleichwohl wirkt Veratrum auch während relativ stabiler Phasen nach außen hin etwas merkwürdig, wie auch viele stabile Anacardium-Patienten. Die auffälligste Abweichung ist zunächst oft die Sprache. Veratrum ist psychisch ein sehr rigider Typ, und das drückt sich in seiner Stimme aus. Ein Veratrum-Patient sprach während der Fallaufnahme unangemessen laut, während ein anderer in einem angespannten Stakkato redete, als sei er ein Roboter. Kalium carbonicum spricht oft ein wenig steif, aber er ist weder in seinem Denken noch in seiner Sprache auch nur annähernd so steif wie Veratrum, der geistig wahrscheinlich der starrste aller Konstitutionstypen ist. Die nächste ungewöhnliche Eigenschaft, die auffällt, ist eine drängende, überzogen selbstsichere Art zu sprechen. Das wirkt insgesamt noch unangemessener als bei anderen selbstsicheren Typen wie Nux und Sulfur, denn die Veratrum-Persönlichkeit ist geistig aus der Balance und interpretiert die Wirklichkeit nicht auf »normale« Weise.
Veratrum-Patienten, die lediglich über körperliche Beschwerden klagen, wirken vielleicht nur ein wenig steif und laut, bis man näher auf die Geistessymptome eingeht. Veratrum erfüllt nur mit Mühe die sozialen Normen, die wir für selbstverständlich halten. Wahrscheinlich lacht er ein bißchen zu laut, oder er beginnt mit der Beschreibung seiner Symptome, kaum daß er sich hingesetzt hat, und wartet nicht, bis der Homöopath ihn anspricht (Kent: »Rüpelhaftigkeit«). Wenn man zur Beurteilung der Geistessymptome kommt, besteht das auffallendste Charakteristikum gewöhnlich in der arroganten Art, mit der Veratrum vielfach auf seinen eigenen Vorstellungen beharrt, und in dem Dogrnatismus, mit dem er seine Meinungen vertritt. Zwei Veratrum-Patienten haben mir gesagt, andere Leute hätten sie einen »kleinen Hitler« genannt, und sie gaben zu, daß sie sehr herrisch waren. Einer stritt sich ständig mit seinen Mitbewohnern (Kent: »streitsüchtig«), weil er derMeinung war, ihre Musik sei zu laut,
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