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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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konnte, auf denen sie meist ihre Abende verbrachte. Sie trank reichlich und fluchte ausgiebig, und man sagte ihr nach, daß sie mit ihren Patienten ziemlich schroff und wenig mitfühlend umging. Totzdem war sie äußerlich durchaus feminin und attraktiv und bei Männern sehr beliebt. Ich hielt sie für lebenslustig, aber ziemlich kalt, bezeichnenderweise für kälter als die meisten Tuberculinum-Männer, die ich behandelt hatte, aber vielleicht hätte ich ihre wärmere Seite ja noch gefunden, wenn ich sie persönlich näher kennengelernt hätte.
    Eine andere Tuberculinum-Frau, die ich behandelt habe, war ebenfalls relativ maskulin, wirkte aber wesentlich wärmer und persönlicher als die zuvor beschriebene. Sie war eine Lesbe, kleidete sich sehr maskulin, und weil sie so sportlich war, hatte sie für eine Frau einen ausgesprochen muskulösen Körper. Gleichwohl wirkte sie freundlich und keineswegs unnahbar, und während der Fallaufnahme war sie etwas traurig, als sie über ihr emotionales Leben sprach, das zu dieser Zeit ziemlich turbulent war. Anders als viele Homosexuelle und auch viele Tuberculinums hatte sie eine feste Partnerin, die weiblicher und unsicherer war als sie selbst. Wie viele Tuberculinums war sie viel gereist und fühlte sich immer noch sehr rastlos, wenn sie lange Zeit an einem Ort blieb. Sie sagte, sie habe ungeheuer viel körperliche Energie, die sie verrückt mache, wenn sie sie nicht ausagieren könne. Deshalb trieb sie viel Sport einschließlich Kanufahren und Bergsteigen. Ihre hauptsächliche körperliche Beschwerde war ein leichtes Asthma, das im Zusammenhang mit einem Heuschnupfen auftrat. Es legte sich schnell nach einigen Dosen Tuberculinum C200, aber auch in diesem Fall habe ich die Patientin nicht lange genug behandelt, um zu sehen, welche Wirkung eine Hochpotenz auf ihre Rastlosigkeit gehabt hätte.
    Ich habe selten Tuberculinum-Frauen behandelt, die Hausfrau oder Mutter gewesen wären. Es gibt sie, aber sie sind so selten wie eine Stecknadel im Heuhaufen. Ich kann mir für die durchschnittliche Tuberculinum-Frau nichts Schrecklicheres vorstellen, als einen Stall voller Kinder zu haben, und nichts Langweiligeres, als zu Hause zu bleiben und sich um das Haus und ihren Ehemann zu kümmern.
Unzufriedenheit, Zerstörungswut und Hyperaktivität
    Tuberculinum bleibt keineswegs immer kühl und ruhig. Wenn etwas nicht nach seinen Vorstellungen Iäuft, kann er nicht nur rastlos, sondern auch reizbar werden. Im allgemeinen beherrscht er sich eine gewisse Zeit, aber dann wird er reizbar und formuliert seine Beschwerden auf eine kalte, autoritäre Art. Je verärgerter er wird, desto mehr flucht er. Als relativ hemmungsloser Typ flucht Tuberculinum sehr leicht (Kent: »Fluchen«), und ich habe erlebt, wie Tuberculinum-Menschen, auch ohne wütend zu sein, Kraftausdrücke einfach deshalb benutzen, weil ihnen deren »Schwung« gefällt.
    Tuberculinum hat manchmal den Ruf, zerstörungswütig zu sein, aber ich habe das in der Praxis nur bei Tuberculinum-Kindern erlebt. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß ein Tuberculinum-Mensch tatsächlich einen Wutanfall bekommen hätte, aber einige Tuberculinums verfügen tatsächlich über eine Menge aggressiver Energie und geben bei der Fallaufnahme zu, daß sie sehr seltene, aber dann auch gewaltsame Wutausbrüche haben.
    Bei Kindern scheinen die Tuberculinum-Wutanfälle häufiger vorzukommen, und hier zeigt sich dann auch die Zerstörungswut. Tuberculinum-Kinder sind oft sehr hyperaktiv. Einige von ihnen reagieren allergisch auf ein oder zwei Nahrungsmittel oder Nahrungsmittelzusätze und werden ruhiger, wenn man diese Substanzen meidet, aber viele sind auch unabhängig von der Ernährung hyperaktiv. Ich habe den Eindruck, daß diese Hyperaktivität bei Tuberculinum-Kindern stärker konzentriert ist als bei Natrium- und vor allem Stramonium-Kindem. Damit meine ich, daß das Kind ständig in Bewegung ist, aber durchaus weiß, was es tut. Es rennt vielleicht den ganzen Tag herum, spielt und nervt seine Eltern, und im Sprechzimmer führt die überschüssige Energie dazu, daß es herumzappelt und seine Füße nicht ruhig halten kann, aber seine Aktivitäten erfüllen zumindest einen gewissen Zweck, im Gegensatz zu den offensichtlich ziellosen Aktivitäten von anderen hyperaktiven Kindern.
    Nicht alle Tuberculinum-Kinder sind hyperaktiv, aber die meisten sind sehr willensstark und strapazieren die Geduld ihrer Eltern bis an die Grenzen, indem sie ständig ihren

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