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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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gegen dieses Klagen; er ließ den Wagen an und fuhr zum Flugplatz.
    Puck hatte das Gefühl, in die äußerste Verdammnis gestürzt zu sein. Die großen Zweibeiner, seine Götter, verrieten ihn! Er tobte in seinem Käfig, versuchte die Gitterstäbe mit den Zähnen zu zernagen, bis er faden Blutgeschmack im Maul hatte, von dem sein Unterkiefer erregt zitterte. Jetzt wurde er mit der Kiste wieder hochgehoben, ein Gesicht erschien oben am Himmel und zeigte lachend die Zähne. Ein fremd riechender Finger näherte sich dem Gitter. Puck weinte wild auf. Dann trug man ihn in einen dunklen Raum voller Kisten und Säcke und setzte ihn vorsichtig nieder. Hier roch es nach allen möglichen Dingen und vor allem widerlich nach Benzin. Plötzlich brüllte etwas auf, etwas Entsetzliches, Donnerndes, von dessen Kraft seine ganze Umgebung bis in die feinsten Teile erbebte.
    Der kleine Hund tobte wie wild in der Kiste und geriet vollends in Angstraserei, als sich diese ganze Welt mit ihm und seiner Kiste in Bewegung setzte, wie toll geworden über den Boden dahinsprang und schließlich, wie ihm ein untrügliches Gefühl im Magen sagte, in die Luft gerissen wurde. Immerhin hörte nun wenigstens das Stoßen auf. Nur das gleichmäßige Dröhnen blieb. Er sackte vor Erschöpfung zusammen, aber die Erregung ließ ihn nicht schlafen, und die Böen, die den Apparat über dem Kanal schüttelten, drehten seinen Magen um.
    Irgendwann aber ging auch diese Marter zu Ende. Das entsetzliche Heben und Senken hörte auf, das Getöse erstarb, nachdem die ganze Angelegenheit noch einmal hart aufgestoßen war. Man hob ihn heraus, er roch Gras und Erde und hatte das selige Gefühl, wieder auf festem Boden zu sein.
    Dann öffnete sich die Tür seines Kerkers. Eine Hand hob ihn heraus, ein Gesicht, ganz nah und ganz fremd, entblößte die Zähne und lachte: »Na, Puck, da bist du ja!« Und die fremde Riesin, die ein schrecklich stinkendes Leder über den Fingern hatte, kniff ihn in die Pfote. Puck schnappte nach ihr und ließ ein möglichst tiefes Knurren hören.
    »Hach, wie süß!« sagte die weibliche Stimme, aber Puck hörte unter der gezierten Süßlichkeit der Frau sehr wohl die gleichgültige Kälte heraus. Da war der Riese, dem er dann überreicht wurde und auf dessen Arm er saß, noch besser. Er hielt ihn zwar ungeschickt und roch auch nach solch ekelhaftem Zeug wie das Weib, aber in seiner Stimme war Freundlichkeit.
    »Aus dir werde ich schon einen anständigen Hund machen!« sagte René Cambon, Mitinhaber der Firma Cambon und Co., Lederwaren en gros.
    So kam Puck von den Wiesen Englands und aus dem lärmenden Kampf des Zwingers nach Berlin in das Reich der Stuhlbeine, Felle und Kissen einer großen Junggesellenwohnung. Cambon hatte nur eine Köchin, Luise, von der er sich ständig betrogen glaubte, und jeweils eine Geliebte, die er alle drei Monate wechselte, ehe ihre Ansprüche allzusehr ins Uferlose wachsen konnten.
    Er wohnte im vierten Stock eines großen und vornehmen Mietshauses an einem stillen Platz, und in seinem streng geregelten Tageslauf schwang das kleine weiße Fellwesen mit, auf Grund seines hohen Anschaffungspreises verpflichtet, freundlich und folgsam zu sein.
    Man schrieb den Juni 1938. Aber davon wußte Puck nichts. Er wußte nur, daß sein Leben eine höchst ungewisse Wendung genommen hatte.

Der Käfig

    Jeden Morgen um sieben Uhr öffnete sich die Tür zum Badezimmer, wo Pucks Schlafkörbchen stand. Er war dann schon seit mindestens drei Stunden wach und hatte versucht, sich allein zu beschäftigen. Zunächst hatte er seine Schlafdecke langsam durchgekaut, bis sie triefend naß war und einige neue Löcher aufwies. Darm hatte er nach einigen vergeblichen Sprüngen endlich das untere, herabhängende Ende der Papierrolle erwischt, und nun gab es ein herrliches Spiel: man konnte zerren und zerren, die Rolle nahm kein Ende! Er war in die wunderbar raschelnde, endlose Schlange verwickelt, die Welt schien in Toilettenpapier zu versinken. Er focht knurrend, fauchend, ¡zähnefletschend einen Kampf gegen den >Feind< aus und fühlte sich für eine Stunde dieses dämmernden Tages in die schönsten Zeiten der Zwinger-Raufereien zurückversetzt.
    Einmal aber nahm auch der schönste Spaß ein Ende, das letzte Stückchen Papier war zerrissen, und Puck mußte sich nach einer neuen Tätigkeit umsehen.
    Zunächst aber meldete sich die Verdauung. Er sprang maunzend gegen die Tür, um Luise oder das Herrchen oder die Geliebte oder sonst ein

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