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Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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dann hieß es: »Ach herrje, nun aber schnell, schnell!« Und im Hetztempo wurde Puck quer laufend, purzelnd zum Fahrstuhl geschleift, ohne auf dem Rückweg die dürren Büsche oder einen der fünf Bäume auch nur noch einmal berochen zu haben.
    Und dann war er wieder im Reich toter Dinge. Langsam stapfte er über Perserteppiche, roch an dem chinesischen Götzen in der Ecke, leckte nachdenklich ein paar Kuchenkrümel auf, die vom Vortage noch unter dem Tisch lagen, und landete schließlich auf dem großen Pelzkissen, das ihm als Lagerstatt zugewiesen war. Den Kopf zwischen den Vorderbeinen oder ganz zu einem Kringel zusammengerollt, döste er dort Stunde um Stunde und schwebte in jenem merkwürdigen Zustand zwischen Schlafen und Wachen durch das Land der bunten Träume, in denen die Kameraden seiner Jugendtage, die Airedalehündin vom Erdgeschoß und der Kerryblue von vorgestern, mit dem er sich gebissen hatte, durcheinandersprangen. Er knurrte im Traum, stieß ein dünnes Welpenbeilen aus und zuckte mit den Beinen. Manchmal tauchte in seinen Träumen auch das Tier mit den langen Ohren auf, das sich in der Wiese hinter dem Gitter des Zwingers aufgerichtet hatte. Und das war dann sein schönster Traum...!
    Wenn er erwachte, schloß sich die Langeweile mit bleiernem Würgegriff um ihn. Herrchen war bis zum Nachmittag nicht zu Hause. Einmal öffnete Luise die Tür, und im Luftzug bewegten sich die Troddeln unten am Sofa. Sie schaukelten noch eine ganze Weile hin und her, nachdem sich die Tür längst wieder geschlossen hatte. Puck, sie mit starren Augen von seinem Kissen her beobachtend, fletschte die Zähne. Er bildete sich ein, daß dort ein Tier unter dem Sofa hin und her laufe, und weil das eine so herrliche Vorstellung war, nahm sie völlig die Gestalt der Wirklichkeit an. Streng korrekt, wie er’s von seinen Ahnen her im Blut hatte, schlich er sich bäuchlings an, und dann fuhr er in die Troddeln. Welch wunderbares Spiel, sie abzufetzen und zu zerpflücken. Er spuckte, sie schmeckten abscheulich, aber was machte das? Waren es doch die Haare des geheimnisvollen Tieres unter dem Sofa! Leider hatten sie die unangenehme Eigenschaft, sich zwischen seinen Zähnen festzusetzen, ihm die Zunge zu verkleben und ihn im Rachen zu kitzeln. Sein Krächzen, Spucken und Niesen rief schließlich Luise auf den Plan. Merkwürdigerweise schlug sie ihn nicht, sondern stemmte die Arme in die Hüften und brach in schallendes Gelächter aus. Normalerweise wäre Puck, in das Gelächter einstimmend, an ihr hochgesprungen, aber er wich, rückwärts gehend, mit eingeklemmtem Schwanz zurück. Dieses Gelächter, fühlte er, war böse, ihm feindlich.
    »Na, nun wird er dich ja endlich abschaffen, du Rabenvieh!« sagte Luise, ließ alles so liegen und schmiß die Tür hinter sich zu. Eine dicke Wolke aus Seifendunst und Zwiebeln blieb im Zimmer stehen.
    Puck, wieder allein, stelzte mit steifen Beinen an das Sofa, beroch das Schlachtfeld und hatte plötzlich gar keinen Spaß mehr an den abgerissenen Troddeln. Es waren auch keineswegs mehr die Haare eines feindlichen Tieres, sondern lumpige Stoffetzen, die schlecht rochen.
    Er sprang in den großen Ledersessel am Fenster, kletterte auf die Lehne und sah durch die Gardinen. Tief unten auf dem Platz, ganz klein, liefen viele Hunde in herrlicher Freiheit. Er weinte leise, stieß Seufzer durch die lackschwarze Nase und hörte dann plötzlich unten auf der Straße den Rhythmus von Herrchens Schritten. Unter den vielen, vielen Tausenden von Schritten erkannte er ihn unfehlbar heraus. Jetzt war er im Haus, im Fahrstuhl, jetzt vor der Tür. Aber Puck sprang ihm nicht entgegen, ihn hatte plötzlich Entsetzen gepackt. Er schoß ins Badezimmer und suchte Zuflucht in dem einzigen Stückchen auf der ganzen Welt, das er als sein Eigentum ansah, in seinem zerknabberten Korb.
    Diesmal hatte er Glück, denn außer Herrchen war noch ein anderes Zweibein mitgekommen, ein langes mit Brille. Puck wurde gerufen, und er schlich mit eingezogenem Schwanz und gekrümmtem Rücken näher.
    »Was hast du denn da gemacht?« hörte er Herrchens Stimme, und ein Finger zeigte streng auf die Verwüstung. Puck zitterte noch mehr, aber das andere Zweibein lachte, packte ihn ohne Furcht und Zaudern am Genick und hob ihn hoch.
    »Na, du kleiner Strolch?« sagte der Fremde dicht an seinem Ohr und zeigte wieder lachend seine Zähne. »Du hast wohl Langeweile, was? Und dein dummes Herrchen kauft dir nicht mal ein kleines Spielzeug? Das

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