Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
partout keinen Schlaf. Sie schaute Raffaella an, die neben ihr im Bett lag. ‘Wow. Sie ist so wunderschön!’, dachte sie und ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie immerzu diese Angst hatte, eines Tages nicht neben ihr aufzuwachen. Um ihre Melancholie zu vertreiben, machte sie sich auf den Weg in die Küche, wo sie einen Kaffee aufsetzte.
Im Moment schien die Welt für sie stehen zu bleiben, was den Artikel über Zoey betraf. Sie fragte sich, ob es nicht sinnvoller wäre, eine Story erst dann zu schreiben, wenn dieses Kind wohlbehütet zu Hause angekommen war. In diesem Fall konnte sie sicherlich auf die offizielle Hilfe von Raffaella zurückgreifen, die sich mit der Betreuung von kindlichen Opfern besonders gut auskannte. Schließlich hatte das zu ihrem Fachgebiet gehört, bevor sie ihr Spezialgebiet gewechselt hatte.
Doreen ordnete gerade ihre Informationen und recherchierte ein wenig, als sie das Telefon klingeln hörte. ‘Sechs Uhr...Wahrscheinlich Ells Arbeit’, stellte sie verwundert fest, als das Telefon abrupt verstummte. Offensichtlich war im Schlafzimmer abgenommen worden. Es war zwar manchmal nervig, dass das Telefon wie ein Dauer-Abhörrohr auf Ells Nachttisch lag, doch gewisse Vorteile ließen sich nicht leugnen. Zumal Raffaella oftmals nachts aus beruflichen Gründen angerufen wurde.
Zunächst horchte sie, ob Schritte folgten, falls das Gespräch doch noch für sie gedacht war. Als einige Minuten lang nichts geschah, widmete sie sich erneut ihrem Artikel.
„Sie werden ihn laufen lassen!“ Raffaellas Stimme klang trocken und warf sie augenblicklich aus ihrem Denkprozess. Doreen war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie das Reinkommen ihrer Lebensgefährtin nicht wahrgenommen hatte. An ihren Augen konnte man leicht ablesen, dass sie den gerade ausgesprochenen Satz mit einigen für sie einen Sinn ergebenden Informationen zu füllen versuchte. Doreen starrte sie verwirrt an.
„Sie werden den Verdächtigen, Dwane Harper, wie er eigentlich heißt, wieder laufen lassen!“, wiederholte Ell mit Nachdruck, nachdem sie die Türen zur Küche geschlossen hatte. Soweit es ging, versuchten sie beide, Cassy vor der Arbeit zu schützen. Obwohl sie sich sicher waren, dass sowohl Cassy als auch Ivy sich um diese Zeit noch in ihren Betten von einer zur anderen Seite drehten. Aber Vorsicht war eben die Mutter der Porzellankiste.
„Wieso lassen sie den laufen?“ Doreen schien endlich zu begreifen „Gab es da nicht Beweise? Haben sie nicht gestern in der Pressekonferenz noch getönt, dass sie am Tatort genetisches Material fanden?“
„Habe gerade mit meiner Informantin vom NYPD telefoniert. Es gab schon gestern einige Zweifel an der Schuld dieses Mannes, daher hat man sich damit schwer getan, eine Meldung an die Mutter und die Öffentlichkeit herauszugeben. Zoey ist offenbar tatsächlich das nächste Opfer des „Dolly-Lovers“, wie die Cops ihn titulieren. Es werden jetzt größere Geschütze aufgefahren. Das FBI hat bereits die Leitung in diesem Fall übernommen.“ Ellas Stimme bebte vor starker Erregung. Ab jetzt bestand Gewissheit, dass Zoey tatsächlich von einem irren Killer gefangen gehalten wurde. Doreen durchfuhr blanke Angst.
„Und woher diese Sicherheit, Ell?“ Doch die Antwort auf diese Frage wollte sie tief in ihrem Herzen wirklich nicht wissen. Die Neugier der Journalistin in ihr gewann.
„Gestern, gegen Abend, bekam Amy Andrews einen Brief von dem Entführer. Er schrieb, dass Zoey erwachsen sei. Der Täter wünschte Amy noch einen schönen Geburtstag nachträglich und fragte, ob zwischen ihr und dem Vater von Zoey, Bryan Andrews, alles wieder in Ordnung sei. Denn der Entführer möchte sie irgendwann mit seiner Braut besuchen!“
Plötzlich herrschte Totenstille. Beide Frauen versuchten, die mittlerweile außer Kontrolle geratene Verbundenheit zu dem ‚Fall Zoey‘ mit der derzeitigen Entwicklung der Ereignisse in Einklang zu bringen. Doreen unterbrach als Erste.
„Was für eine Braut? Und das macht auch nicht den gesuchten Killer aus. Diesen “Dolly-Lover”oder wie die Cops ihn nennen? Vielleicht ist das ein makabrer Trittbrettfahrer? Oder wirklich ‘nur’ ein Entführer?“
„In dem Brief befand sich“, Ellas Stimme senkte sich zu einem Flüstern, „ein ausgerissenes Stück aus der Kleidung des zweiten Opfers, der Elfjährigen. Das ist jedoch streng geheim. Mein Informant hat es mir gerade bestätigt. Ab sofort bekomme
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