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Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)

Titel: Puppenbraut: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May B. Aweley
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jedem bekannten Gesicht einen konkreten Namen zuzuordnen.
     
    „Frau...ehm...“, stammelte er. Offenbar war er nicht mit dieser großen Gabe der Erinnerung ausgestattet.
     
    „Bertani, Doreen Bertani“, half sie lächelnd nach.
     
    „Frau Bertani, genau... Wollten Sie nicht Ihre Tochter bei uns anmelden?“ Langsam kehrte wieder Sicherheit in den zerstreuten Mann ein.
     
    „Tochter?“ Diesmal war Doreen für einen Augenblick perplex. “Ähm... Meine Tochter, ja, genau...“ Wie konnte sie das bloß vergessen haben? Doreen überlegte jetzt, einen schönen Bogen zum eigentlichen Vorhaben hinzubekommen, doch das erschien nicht leicht.
     
    Letztendlich entschied sie sich dann, mit der halben Wahrheit herauszurücken. „Wissen Sie, um ehrlich zu sein, bin ich nicht nur Mutter eines Kindes, das hier angemeldet werden sollte. Ich bin auch eine Journalistin. Die Mutter des verschwundenen Mädchens bat mich, diese Zettel überall zu verteilen.“
     
    „Ach, die Kleine, ich weiß. Wie hieß die noch mal?“ Er schaute auf die Flyer. „Ja genau, Zoey. Üble Sache! Seit sie verschwunden ist, stehen Eltern abwechselnd in der Schule Patrouille. Mal der eine Vater, mal die andere Mutter. Als würde das solche Menschen daran hindern, sich die Kinder einfach so zu schnappen. Der Typ ist doch nicht so blöd, das Kind direkt vom Hof mitzunehmen.“
     
    Doreen ignorierte seine Ausführungen, weil sie nicht gewillt war, über den Täter Vermutungen anzustellen. Das waren Gespräche, die bewirkten, dass man sich um die eigene Achse drehte. Offenbar wusste dieser Mann nicht mehr, aber er konnte ihr helfen! „Kann ich die Flyer einfach so verteilen? Vielleicht hat jemand etwas gesehen oder gehört und meldet sich. Unten steht eine Telefonnummer des Privatinstituts für Angewandte Kriminologie in der Madison Avenue, das mit diesem Fall betraut ist.“
     
    „Wenn Sie mich so fragen, dann ist mir schon jemand aufgefallen. Ein komischer Typ mit einem Dackel. Den sehe ich oft, wenn ich den Hof fege. Auffällig, wie der an der Schule vorbeiläuft! Aber mich fragt ja keiner!“
     
    Für einen Augenblick glaubte Doreen, eine tiefe Traurigkeit in der Stimme zu erkennen. Als würde diesem Menschen Anerkennung fehlen. Als Travis Carter die nächste Frage stellte, zweifelte sie nicht mehr daran. „Wollen Sie vielleicht, dass ich diese Flyer verteile? Ich habe ohnehin nicht viel zu tun. Zu helfen, wenn es um Kinder geht, würde mich glücklich machen!“
     
    Doreen dachte kurz über den Vorschlag nach. Eigentlich wollte sie die Blätter nur auslegen, doch sie zu verteilen war vielleicht wirklich besser! Die Idee erschien ihr gar nicht so blöd. Vermutlich verhielt es sich ohnehin so, wie die Nadel im sprichwörtlichen Heuhaufen zu suchen. Die Leute hatten mehr Vertrauen zum Hausmeister als zu einer wildfremden Frau. Sie würden eher einen Blick auf den Zettel werfen. Ihre Hoffnung war, dass sie ihn vielleicht sogar weiterreichen würden.
     
    „Sehr gern!“, entgegnete sie und übergab ihm die Zettel. Heutzutage waren Männer nicht mehr gewohnt, sich bei einem Gespräch mit einer Frau höflichkeitshalber zu erheben. Doch wenigstens bedankte er sich.
     
    *****
     
    „Zoey! Zooooooeeeeeey!“ Die Kleine hörte seine Stimme und bekam Angst. Furchtbare Angst. Eigentlich wollte sie nur noch zu Mommy und Daddy, doch der Mann sagte ihr, dass die jetzt sauer wären, weil sie dachten, dass sie weggelaufen wäre. Und das, ohne ein Wort zu sagen!
     
    Seine Eltern, wie er sagte, waren damals sehr wütend auf ihn. Er musste ein paar Tage beim Nachbarn warten, damit sie nicht mehr böse waren. Aber als er dann ein paar Tage später nach Hause kam, hätten sie es wieder vergessen und ihn fest umarmt. So würden es die Eltern immer machen, man müsste nur etwas Zeit verstreichen lassen. Zoey wollte nicht, dass ihre Eltern böse auf sie waren. Sie fehlten ihr aber so entsetzlich!
     
    „Zooooooeeeeeey!“ Diesmal klang die Stimme beinah nett. „Ich habe dir etwas mitgebracht...“
     
    Der Mann ging in Zoeys Raum und setzte sich auf die Pritsche, die er „Bett“ nannte. Er klopfte darauf in einer zum Sitzen einladenden Geste. Das Mädchen wusste instinktiv, dass es sofort folgen musste, um ihn nicht zu verärgern. Auf das Bett legte er ein kurzes, weißes Kleid, ganz komische, rote Stümpfe mit einem Gummigriff, die Zoey so noch nicht gesehen hatte, weiße Schuhe und ein weißes Haarband aus leichtem Stoff. Bis auf die roten Strümpfe

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