Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
aufrichtenden Naturlocken ihrer italienischen Schönheit.
„Als ich dich heute in der Praxis gesehen habe, dachte ich daran, wie schön es sein wird, dich heute zu liebkosen, an Stellen zu küssen, wo kein anderer dich auch nur ansehen darf“, flüsterte Ell ihr verführerisch ins Ohr. Die erregenden Gedanken an verheißungsvollen Sex und die leere Flasche Wein taten ihr Werk. Manchmal musste man alle seine Gedanken ins Nirwana wegschieben, wenn sie die Sinne so mit Angst erfüllten wie ein zerlaufener Kaffee, der sich in ein weißes Tuch hineinfraß. Auf die Dauer dieser Nacht gaben sie sich, erfüllt von Erregung, dem wild aufsteigenden, sorglosen Gefühl der innigsten Liebe hin.
KAPITEL 3
Donnerstag. Dritter Tag nach der Entführung.
Doreen Bertani erwachte schweißgebadet aus ihrem Albtraum und setzte sich aufrecht hin. Das passierte ihr immer, wenn sie einen neuen Fall übernahm. Selbst in den Träumen konnte sie sich nicht von ihrer Arbeit lösen. Sie sah mit gewisser Beruhigung, dass Raffaella noch auf der anderen Seite des Bettes schlief und ging in die Küche.
Die Uhr besagte, dass sie noch eine Stunde hatte, ihre Gedanken zu ordnen, bevor ihre Mädels, Cassy und Ell, aufwachen würden. Zeit genug, ihre Vorgehensweise zu überdenken, dachte sie, während sie einen frischen Kaffee aufsetzte. Erneut las sie Ells Notizen und Beobachtungen zu Zoeys Fall, die sie als Akten der Patienten mit nach Hause gebracht hatte. In ihrem Kopf entstand langsam ein Konstrukt, wie sie es anpacken könnte. Während sie ihre eigenen Zettel ordnete, spürte sie einen warmen Hauch am Nacken. Eine leise Frauenstimme flüsterte verführerisch in ihr Ohr:
„Guten Morgen, meine Amazone... Hast du auch so gut geschlafen?“
Doreen musste grinsen. „Erwischt! Der Fall hat mich tatsächlich gepackt! Ich habe wirklich nicht besonders gut geschlafen!“
Raffaellas Augen leuchteten wie zwei wunderschöne Bernsteine. “Soll ich die neuesten Entwicklungen abrufen? Vielleicht haben wir schon mehr Informationen...“
„Wenn du das tätest, dann wäre ich bereit, ein Frühstück vorzubereiten.“ Doreen lachte auf. Dann aber verfinsterte sich ihr Blick. „Ell, da ist noch etwas!“
Raffaella unterbrach ihren Gang zum Arbeitszimmer prompt und schaute ihre Lebensgefährtin fragend an. „Ich möchte…“ Doreen setzte in einem Atemzug fort, „…dass Ivy für einige Zeit wieder bei uns einzieht! Cassy liebt sie, und Ivy ist der beste Babysitter der Welt. Sie wird Cassy auf Schritt und Tritt begleiten, bis ich mich wieder besser um unser Kind kümmern kann. Und Ivy kommt der Extraverdienst entgegen, zumal gerade die Semesterferien angefangen haben. Schatz, ich habe Angst um Cassy.“
Raffaella spürte, dass Widerstand deplatziert war. Kontrolle half nichts, wenn der vom FBI gesuchte Täter bereits ein Opfer ausgesucht hatte. Im Gegenteil. Das spornte ihn womöglich noch an! Er war ein Jäger, da war sie sich sicher! Untätig wollten sie dennoch nicht zuschauen!
„In Ordnung, ich rufe Ivy an!“, warf Ell in den Raum und setzte sich an den Computer.
Doreen machte sich auf den Weg, Cassy zu wecken, während das leise Summen des hochfahrenden Computers durch das erneute Brummen der Kaffeemaschine verdrängt wurde. Im lilafarbenen Feenreich ihrer Tochter, in ihrem Zimmer, musste sie voller Panik an die verschwundene Zoey denken. Bestimmt schaute Amy Andrews ihre Tochter stets genauso an, wie Doreen es tat, wenn sie ihre kleine Prinzessin im Schlaf betrachtete. Ruhend, einem kleinen Engel gleich. Kinder wirkten wie Balsam für jede Entbehrung, die Eltern zu ihrem Wohl auf sich nahmen. Ein paar Minuten genoss sie es, ihrer kleinen Tochter zuzusehen, bevor sie sie sanft für die Schule weckte.
*****
„Ell! Mommy sagte gerade, dass Ivy bei uns einziehen wird! Youuuupie!“ Der Jubelruf war nicht zu überhören. Als Doreen mit Cassy die Küche betrat, saß Raffaella wie versteinert am Tisch. Ihre Miene schien sehr ernst.
„Keine Veränderung in der Sache mit Zoey...“, warf sie in die Runde und änderte im gleichen Augenblick das Thema. Sie wandte sich ihrer Tochter zu und fragte mit gespielt guter Laune: „Wer soll meinen Engel zur Schule bringen? Heute hast du freie Wahl.“
KAPITEL 4
‘Keine Veränderung’, hallte es in Doreens Kopf nach, als sie beschloss, sich in Zoeys Schule umzusehen. Sie wusste aus den Akten, dass die Kleine in der Shelby School in der Smith
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