Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
leisten.
„Heute... Als ich nach vielleicht einer Stunde Schlaf in der Nacht aufstand, wollte ich zu meiner Tochter ins Kinderzimmer gehen, um sie zu wecken...Zur Schule...Als ich hereinkam, wurde es mir mit einem Schlag bewusst... Das Zimmer war leer... Das Bett gemacht...“, schluchzend beschrieb die Mutter den Anwesenden die Ausmaße dieser unmenschlichen Tragödie.
„Die Cops sagen, sie würden etwas tun... Ich soll nach Hause, auf mein Kind warten... Doch in meinem Haus ist es so unvorstellbar still... Unerträglich! Ich höre mein Herz laut pochen. Mein Kopf gaukelt mir ständig Schritte vor, und ich hoffe jedes Mal, dass es Zoey ist, die gleich durch die Tür kommt... Dann erreicht mich wieder die Realität... Dass es reine Einbildung war. Sie können es sich nicht vorstellen. Mit jeder Minute stirbt mein Herz erneut!“ Amy Andrews vergrub ihr Gesicht in den Händen, unfähig, weiterzusprechen. Larry legte seinen Arm um seine Noch-Ehefrau mit einer so zärtlichen Geste, als wollte er ihren Kummer auf seine Schultern laden. Sie entgegnete seine Umarmung jedoch nicht. Zu tief saß die Sorge um ihren kostbarsten Schatz. Doreen erschauerte plötzlich. Den Kampf mit sich selbst hatte sie soeben verloren. Die Arbeit packte sie wieder mit vertrauter Intensität. „Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Doch versprechen kann ich Ihnen nichts!“
KAPITEL 2
„Seit gestern Nachmittag wurde Zoey Andrews als vermisst gemeldet. Zoey ist elf Jahre alt, schlank, hat lange blonde Haare und blaue Augen. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens trug sie ein blaues, knielanges Jeanskleid, darunter ein weißes T-Shirt und blaue Sandalen.“ Zoey starrte ihr auf einem offenbar aktuellen Bild lächelnd entgegen. Doch egal, wie traurig das neue Foto Doreen stimmte, das jetzt vom Bildschirm den Zuschauern der Nachrichten erschien, es verfehlte gänzlich die Wirkung des alten, auf dem Zoey im Aquarium gewesen war.
Sie dachte an ihre kleine, gemeinsame Tochter, die bereits in ihrem Prinzessinnenbettchen schlief, und fühlte sich mit einem Schlag unwohl. Der Nachrichtensprecher fuhr unerbittlich fort: „Hinweise zum Verbleib der gesuchten Person richten Sie bitte...“ Raffaella schaltete wortlos den Fernseher ab.
„Ell, meinst du, der Vater wäre fähig, so etwas zu tun?“, war die erste Frage, die Doreen ihr seit dem gemeinsamen Gespräch mit den Eltern stellte. Bisher kamen sie kaum dazu, zumal sie in Cassys Anwesenheit nicht über Zoeys Verschwinden sprechen wollten.
„Ich glaube nicht. Ich weiß zwar, dass in den meisten Fällen, die auf meinem Schreibtisch liegen, jemand aus der Familie der Täter ist, doch in diesem Fall schließe ich die Eltern eher aus.“
Raffaella streckte sich. Die lange Arbeitszeit am Schreibtisch machte sich zunehmend bemerkbar. Ree beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Sie sah so unheimlich stilvoll aus – mit ihren großen, braunen Augen und ihrem makellosen, dunklen Teint. Tolle Attribute, die ihr etwas Weiches, etwas Vertrautes verliehen. Es wirkte fast so, als sollten die weichen Rehaugen im Kontrast zu ihrer mühsam geglätteten Kurzhaarfrisur stehen. ‘Für einen Außenstehenden sieht sie wie eine vertrauenswürdige Geschäftsfrau aus’, dachte Doreen und fühlte sich trotz dieser beinah konträren Bezeichnung wohl. Lässig beugte sie sich vor, um die noblen Weingläser, die bereits auf dem Tisch standen, mit dem vom Winzer empfohlenen Château Clos Moulin Pontet zu befüllen. Der Rotwein war bereits wohltemperiert, sollte sich noch in den Gläsern für einen vollendeten Geschmack entfalten.
„Ich weiß nicht, wie ich den Eltern helfen kann. Sie wollen an die Öffentlichkeit, weil sie verzweifelt sind. Doch genau das könnte der Fehler sein. Was ist, wenn der Täter in Panik gerät?“
„Ich habe befreundete Leute beim NYPD angerufen. Inoffiziell gibt es hier möglicherweise eine Verbindung zu zwei weiteren Fällen.“ Raffaellas Stimme wirkte angespannt. „Es wäre auch möglich, dass sich das FBI einschalten wird, wenn sich diese Befürchtung bestätigt. Jetzt die internen Informationen – nur für deine Ohren bestimmt... In beiden Angelegenheiten geht es um Mädchen, sieben und elf Jahre. Die Morde passierten jeweils genau sieben Tage nach der Entführung. In beiden Fällen sickerte nichts an die Öffentlichkeit durch, bis es zu spät war. Beide Mädchen wurden tot aufgefunden.“
„Denkst du wirklich, zwischen den Morden existiert
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