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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Regel aufgeschlossene Leute. Wir könnten die Synagoge aufsuchen und mit dem Rabbi sprechen.«
    Doch Yasmîna antwortete nicht.
    Als Sarah sich nach ihr umsah, bemerkte sie, wie die Dienerin mit offenem Mund eine Frau anstarrte. Was war denn so Besonderes an ihr? Sie war gekleidet wie alle Frauen, trug ein Kind im Tuch auf dem Rücken, und ein Junge hüpfte an ihrer Hand. Soeben überquerten die drei den kleinen Platz.
    Yasmîna sprang auf, lachte und rief: » Allah u aqbar, der Herr sorgt wirklich gut für seine versprengten Schäfchen! Wir kennen doch jemanden hier, sieh nur!« Sie deutete auf die Frau. » Dort geht Lea, die Mutter des kleinen David und Frau des Kupferschmieds aus Al-Andalus! Erinnerst du dich? Sie waren unsere Reisegefährten, damals, als wir mit Azîzas und Saïds Karawane unterwegs waren.«

48
    Saïd hob die Hand und deutete wortlos voraus. Sîdi Latif ritt an seine Seite. Weit vor ihnen zog eine Sandfahne über den Horizont, die sich in Richtung Sijilmassa zu bewegen schien.
    » Reiter«, meinte der alte Soldat ungerührt, » sogar ziemlich viele.«
    Saïd drehte sich um. Über ihrem Weg stand eine ähnliche Sandwolke. Kein Wunder, die Hufe ihrer mehr als zweihundert Tiere wirbelten auf der ausgetrockneten Ebene gehörig Staub auf. » Was, wenn es Osmanen sind? Wir sehen sie, also sehen sie uns ebenfalls.«
    » Ganz recht, wir werden warten«, bestimmte Sîdi Latif. » Vielleicht achten sie nicht darauf, oder sie halten es für eine Sandhose. Falls es sich überhaupt um osmanische Truppen handelt. Jedenfalls werden wir lagern, bis unsere Spur verweht ist.«
    Sie saßen ab und führten ihre Tiere in die Nähe einer Quelle, die zu dieser Jahreszeit allerdings nur wenig Wasser spendete. Dabei lastete die Hitze des Sommers schwer auf dem Land.
    » Wir brauchen Wasser. Wo ist denn dieses Tal der Quellen, von dem Sheïk Mahmud sprach?«, fragte Sîdi Latif.
    » Am Fuße jenes Berges.« Saïd deutete auf eine Stelle unterhalb des zerklüfteten Grats der Hügelkette, die sie schon den ganzen Tag begleitete. Geschwungene, schwarze Gesteinsbänder in den oberen Regionen hatten der Witterung getrotzt, die unteren, weicheren Felsschichten aber waren von Wind und gelegentlichen Regenfällen abgetragen und zu Schutthalden aufgetürmt worden. » Man muss das Geröll umgehen, dann steht man vor einem Tal mit mehreren Quellen.«
    Sîdi Latif gab seine Anweisungen, dann kam er zu Saïd zurück. Er hatte sich nicht vom Fleck gerührt, unbewegt starrte er nach Osten. » Der Fluss ist nahe, wir sind fast da.«
    » Wie nahe?«
    » Noch vor dem ersten Abendgebet könnten wir dort sein.«
    » So bald schon? Aber man sieht nichts, weder Palmen noch Tierfährten oder sonstige Spuren von Leben.«
    » Das Tafilalt, also das Flusstal des Oued Ziz mit seiner paradiesischen Oase, ähnelt einer versteckt lebenden sehr langen und fruchtbaren Schlange«, erklärte Saïd. » Man braucht drei Tage, um es von seinem Beginn in den Bergen bis zu seinem Ende in der Wüste abzureiten, immer von Nordwest nach Südost. Es ist ein schmales Tal, und es liegt tief. Der Legende nach … Nun, jedenfalls sieht es fast so aus, als hätte jemand mit einem Schwert die Erde gespalten, um dem Fluss den Weg zu bahnen.«
    Er zückte seinen Dolch, zeichnete eine lange, gerade Linie in die Erde zu seinen Füßen und verteilte drei Steine als Markierung darauf. » Dies ist das Tal, und hier ist Sijilmassa«, sagte er. Er deutete auf den äußereren rechten Stein und anschließend nach vorn. » Es liegt ziemlich genau dort, beinahe in der Mitte des Tales, mit vielen Dörfern drumherum.« Die Spitze seines Messers bohrte sich rings um den Stein, der für Sijilmassa stand, in die Erde. » Das Tal geht noch weiter, aber südwestlich von Sijilmassa beginnt recht bald die große Wüste.«
    » Wofür stehen die beiden anderen Steine?«
    » Der mittlere soll das Tal des Blauen Brunnens kennzeichnen, und der obere Ksar es Souq, das Gebiet von Sheïk Walid. Einen Tagesritt nordöstlich davon beginnen die Berge.«
    Immer wieder besah Sîdi Latif die Linie im Sand und suchte den Horizont ab, doch außer der allmählich verwehenden Sandspur in weiter Ferne war nichts Auffälliges zu entdecken.
    Saïd stieß den Sijilmassa-Stein mit der Fußspitze an. » Steigt man an dieser Stelle aus dem grünen Tal herauf und reitet nach Westen auf die Hochfläche hinaus, nur ein Stück weit, dann befindet man sich …« Suchend sah er sich um. » Hier, im Gebiet der Aït

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