Purpurfalter
siegen, so oder so. Er liegt im Sterben. Vergesst das nicht.“
Eine tiefe Trauer breitete sich in ihr aus. „Nach seinem Tod werden die Länder des Westens und Nordens Ingrimm übernehmen. Ihr würdet über König Wor siegen, nicht aber über sein Reich.“
„Frostlande und Wahnstein werden sich bekämpfen und dann schlägt die Stunde von Falkenhorst. Wir haben lange gewartet. Wir können länger warten.“
Sarkastisch fügte sie hinzu: „ Und brutale Schlachten, wie die Menschen sie führen, sind nicht Euer Stil.“
Schomul fuhr herum. Seine Augen funkelten sie finster an. Eine seltsame Kälte breitete sich auf ihrem Rücken aus und sie bereute die Worte. Loreena erschauderte, gleichsam erschrocken und wohlig, ein bizarres Gemenge aus Furcht und Wollust. Ihr war, als würde er mit einem Eiswürfel ihre Warzenhöfe umkreisen und die feuchte Spur auflecken, ihre Brustspitzen umzüngeln und dann an ihnen saugen wie ein Schäfchen an der Zitze seiner Mutter. Loreena fasste an ihren Busen, entsetzt über diese weitere Vision und bemerkte zwei kreisrunde nasse Stellen auf ihrem Oberteil. Waren es Sinnestäuschungen, die der Graf ihr suggerierte? War es am Ende noch ihre eigene Lust, die diese Bilder erzeugte? Ja, sie gab zu, dass sie sich seit Monaten nach einem Liebhaber sehnte, seit sie Emna, die Magd, mit Jolhan, dem Küchenjungen, im Schafstall beobachtet hatte. Er hatte sie über das Gatter gelegt, ihre Beine mit Sisalseilen an die Pflöcke und die Handgelenke an den Zaun gebunden und sie von hinten genommen, während die Schäfchen sich nach ihren Brüsten reckten und Emna zappelte, um ihren gierigen Mündern zu entkommen. Die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit schien sie zu erregen, denn ihre Brustspitzen standen hellrot und geschwollen hervor, als hätten die Schäfchen daran gesaugt, aber sie entkam den Zähnchen erfolgreich. Musste gerade der Feind Loreenas Erinnerung und Leidenschaft wecken?
Er trat einen Schritt auf sie zu. „Erfüllt meine Bedingungen und ich werde zustimmen. Wor bleibt König. Ein Vampir!“ Sein abfälliges Lachen ließ sie frösteln. „Doch ich regiere Ingrimm. Und - ich verlange die Purpurne Schriftrolle.“
„Niemals!“, schrie Loreena. Sie rang nach Luft. Ihre schlimmsten Befürchtungen wurden wahr. Wie hatte sie so naiv sein und hoffen können, die Vampire hätten die Schriftrolle vergessen? Die einzige Waffe gegen Valkenhorst. Vor Urzeiten hatte ein geheimer Bund sie mit dem purpurnen Blut eines Vampirs geschrieben. So besagte es die Legende. Der Geheimbund wurde zerstört, doch die Schrift wurde gerettet. Nur Loreena selbst, ihr Bruder Lomas, König Wor und der oberste Priester Jahl kannten ihren Inhalt - das Privileg der Obersten Ingrimms.
„Welch Segen, dass der Graf nichts von meinem Wissen ahnt“, dachte sie. Mit einem Mal erstarrte sie! Sie hatte Visionen gehabt, in denen sie gefesselt wurde und Schafwolle sie verhüllte. Emna und Jolhan. Hatte Schomul in ihren Kopf hineinschauen und lesen können worüber sie phantasierte, um ihr Tagträume zu schicken und sie zu schwächen?
Schomul drehte sich wieder zum Fenster und blickte einem Mauersegler nach. „Geht jetzt.“
Seine ruhige Stimme erzeugte Zorn in ihr. „Reicht es nicht, Wor vor Euch im Dreck zu sehen? Ist es nicht die höchste Genugtuung, einen Vampir auf dem Thron Tides zu sehen?“ Seine Antwort blieb aus und so fuhr sie fort: „Nun gut, Ihr sollt Ingrimm regieren. Ich lege es in Eure Hand. Das Reich wird sich Euren Entscheidungen beugen. König Wor wird zu Eurer Marionette.“ Noch immer sagte er nichts, sondern beobachtete, wie der Mauersegler sich auf einer Turmspitze niederließ.
„Aber die Purpurne Schriftrolle kann ich Euch nicht geben. Ingrimm wäre für immer verloren.“
Sie dachte daran, dass das Schriftstück auch in ihrem Kopf existierte. Doch die Vampire würden ein Gegenmittel entwickeln und das Reich einnehmen, sobald die Blutsauger das Mysterium entzaubert hätten. Aber sollte er sie tatsächlich lesen können wie in einem Buch, wäre dieses Geheimnis auch in ihrem Kopf nicht sicher.
Schomul blieb unbeeindruckt.
„Sagt etwas, bitte.“
Eisiges Schweigen trat ein. Loreenas Mut und Zuversicht schwanden. Was sollte sie tun? Was konnte sie sagen? Wie hätte Wor an ihrer Stelle gehandelt?
Endlich wandte sich der Graf um. „Sagt mir jetzt zu, was ich verlange oder geht auf der Stelle.“
Ihre Blicke trafen sich. Blut schoss ihr in die Wangen. Kannte er wirklich ihre erotischen
Weitere Kostenlose Bücher