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Quantum

Quantum

Titel: Quantum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannu Rajaniemi
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Naturkatastrophe streben sie wieder zueinander. Um uns herum wütet
ein steinerner Sturm. Die Gebäude im Umkreis des Robotergartens stürzen ein.
Die Paläste überragen sie wie schwarze Segel, pflügen durch alles, was ihnen im
Weg steht, steuern auf uns zu.
    Über uns treffen sie sich wie die Finger zweier Hände aus schwarzer
Geometrie. Dunkelheit senkt sich herab, dann setzt das Ameisenkribbeln ein und
reißt mich und den König auseinander.

19   Der Detektiv und der Ring
    Die Gevulot-Schlösser verursachen Mieli ein Kribbeln auf
der Haut. Aber sie fühlt sich wieder leicht und schwerelos, und Perhonen s Cockpit ist so etwas wie die Heimat, die sie
verlassen hat. Das Gefühl von Sicherheit und Behaglichkeit ist fast stark
genug, um die wütende Stimme der Pellegrini in ihrem Kopf zu übertönen.
    Schön, dass du wieder da bist, sagt Perhonen . Die Schmetterlings-Avatare umtanzen Mielis Kopf. Es war, als fehlte ein Stück von mir.
    »Mir ging es auch so«, sagt Mieli und genießt das vertraute Kitzeln,
wenn die Flügel ihre Haut streifen. »Ein großes Stück.«
    »Wie schnell kannst du wieder hinunter?«, will die Pellegrini
wissen. Die Göttin ist Mielis ständige Begleiterin, seit die
Einwanderungs-Schweiger sie wieder auf das Schiff gebracht und aufgeweckt
haben. Ihr Mund ist ein kalter roter Strich. »Es ist unerträglich. Er hat
Strafe verdient. Strafe.« Sie kostet das Wort förmlich aus. »Jawohl, Strafe.«
    »Es gibt eine Störung in seinem Biot-Feed«, sagt Mieli. Sie spürt
eine eigentümliche Leere. Kann es sein, dass ich die
Verbindung zu ihm tatsächlich vermisse? Nach welchen Giften kann man denn noch süchtig werden?
    Nun gib schon zu, dass du dir eigentlich Sorgen
machst , sagt Perhonen . Verrate
es niemandem, aber ich auch.
    »Das Letzte, was durchkam, war ein schwerer Schaden: Und wir dürfen
dreißig Tage lang nicht mehr einreisen, jedenfalls nicht legal.«
    »Was mag der Junge bloß treiben?«, murmelt die Pellegrini.
    Die Orbitkontrolle der Oubliette will, dass wir
einen Anflugvektor für den Highway anfordern. Und an der Bohnenstangenstation
werden alle Besucher abgewiesen. Unten in der Stadt tut sich was.
    »Können wir etwas sehen?«, fragt Mieli.
    Die Schmetterlings-Avatare beschwören einen Fächer von bewegten
Bildern in verschiedenen Wellenlängen vor ihr herauf. Sie zeigen die Stadt,
verwischt durch ihre Gevulot-Wolke, eine schwarze Linse in der orangeroten
Schale des Hellas-Beckens.
    Da unten muss etwas Schlimmes passiert sein, konstatiert Perhonen . Sie bewegt sich nicht
mehr.
    Die Bilder zeigen noch etwas. Eine wollige schwarze Masse, die von
den Rändern des Einschlagkraters auf die Stadt zufließt.
    Perhonen fährt die Vergrößerung hoch, und
Mieli fühlt sich geradewegs in die Hölle versetzt.
    Das? , ruft das Schiff alarmiert. Das sind Phoboi.
    »Was sollen wir tun?«, fragt Mieli die Pellegrini.
    »Nichts«, antwortet die Göttin. »Wir warten ab. Jean wollte da unten
seine Spielchen treiben: Dann soll er mal. Wir warten, bis er fertig ist.«
    »Das heißt, mit allem schuldigen Respekt«, erklärt Mieli, »die
Mission ist gescheitert. Gibt es noch andere Agenten vor Ort, die man einsetzen
könnte? Gogol-Piraten vielleicht?«
    »Maßt du dir an, mir vorzuschreiben, was ich tun soll?«
    Mieli zuckt zurück.
    »Die Antwort lautet: Nein. Ich kann keine Spuren meiner Anwesenheit
zurücklassen. Es ist an der Zeit, Schadensbegrenzung zu betreiben.«
    »Wir sollen ihn fallen lassen?«
    »Natürlich ist es bedauerlich. Ich hegte gewisse sentimentale
Gefühle für ihn, denn es war eine überwiegend angenehme Erfahrung. Sein kleiner
Verrat war wie das Salz in der Suppe. Aber niemand ist unersetzlich. Wenn der
Kryptarch Sieger bleibt, kann man mit ihm eventuell leichter verhandeln.« Die
Pellegrini lächelt wehmütig. »Aber möglicherweise ist er nicht so
unterhaltsam.«
    Welche Probleme die Stadt auch hat, sie scheinen
sich auszubreiten, meldet Perhonen . Die Schweiger-Flotte ist in Auflösung begriffen. Und falls es dich
interessiert, die Phoboi werden in annähernd dreißig Minuten die Mauern der
Stadt erreichen.
    »Herrin«, sagt Mieli. »Ich habe alles aufgegeben, um dir zu dienen.
Meinen Geist, meinen Körper und einen großen Teil meiner Ehre. Aber der Dieb
ist seit einigen Wochen mein Koto-Bruder, wenn auch nicht unbedingt aus freien
Stücken. Wenn ich ihn einfach im Stich lasse, kann ich vor meinen Ahnen nicht
mehr bestehen. Tu mir wenigstens das nicht an.«
    Die

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