Quantum
nicht? Wir arbeiteten mit den Gründern zusammen. Wir knackten die
Software für die Verwaltung kognitiver Rechte, kaum dass Chitragupta sie
entwickelt hatte. Wir waren viele. Und einige wurden gefasst. Wie ich.«
»Wie bist du hier gelandet?«, frage ich. Dann kommt die Erleuchtung.
»Das war nie ein Königreich, nicht wahr?«, frage ich. »Es war ein Gefängnis.«
»Es sollte ein neues Australien werden.« Er nickt wehmütig. Eine der
Ideen, die typisch waren für die Zeit vor dem Großen Zusammenbruch: Steckt
Verbrecher in Terraforming-Maschinen, lasst sie ihre Schulden an die
Gesellschaft abarbeiten. Und wir haben hart gearbeitet, das kannst du mir
glauben, wir haben Regolith aufbereitet, Phobos angezündet und die Eiskappe mit
Atomwaffen abgeschmolzen, nur um für eine kleine Weile wieder Menschen sein zu
dürfen.
Natürlich sorgte man dafür, dass wir nicht ausbrechen konnten.
Selbst jetzt tut es noch höllisch weh, wenn ich nur daran denke ,
den Mars zu verlassen. Doch dann kam der große Zusammenbruch, und wir Irren
übernahmen unsere eigene Anstalt. Wir hackten uns in das Panopticon-System ein.
Bauten es zum Exospeicher um. Und übertrugen damit die Macht auf uns .«
Er schüttelt den Kopf.
»Dann beschlossen wir, die Geschichte für die anderen etwas zu
schönen. Der Spike war ein Glücksfall, er löschte alle Spuren – viele hatten
wir ohnehin nicht hinterlassen. Natürlich konnten wir unser Konzept erst
richtig mit Leben erfüllen, als der Zoku kam. Im Rückblick betrachtet, hätten
wir ihn niemals hereinlassen dürfen. Aber damals brauchten wir etwas, um den
Sobornost in Schach zu halten. Viel hat es uns nicht genützt. Aber zumindest
hat uns der Zoku die Instrumente zur Erzeugung schöner Träume gegeben.«
»Uns? Wer gehört noch dazu?«, frage ich.
»Niemand«, antwortet er. »Nicht mehr jedenfalls. Die anderen habe
ich schon vor langer Zeit erledigt. Ein Garten braucht nur einen Gärtner.« Er streckt die freie Hand aus und berührt den Stängel einer Blume.
»Eine Weile lebte ich hier glücklich und zufrieden«, sagt er. Sein
Gesicht verzerrt sich. »Doch dann kamst du daher. Du hattest so viel mehr
erreicht als ich. So viel Macht, so viel Freiheit. Und dann musstest du dich
auch noch unter die Einheimischen mischen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie
wütend mich das gemacht hat.«
Le Roi lacht. »Du weißt so gut wie ich, wie es ist, wenn man etwas
haben will, was ein anderer hat. Dann kannst du dir auch vorstellen, wie sehr
ich haben wollte, was dir gehörte. Sobald du fort
warst, nahm ich mir, was ich kriegen konnte. Zum Beispiel deine Frau. Sie wird niemals
wieder dir gehören. Sie glaubt, du hättest sie mit eurem gemeinsamen Kind
sitzen gelassen und wärst verschwunden. Ich habe nie verstanden, was dich zu
ihr hingezogen hat. Jedenfalls hast du mit der Erinnerung, die du zwischen dir
und ihr aufgeteilt hast, deine Spuren gut verwischt: Ich habe nie gewusst, was das war.«
Er hebt den Revolver mit den neun Kugeln. »Du hast dich für so
schlau gehalten. Die Exospeicher deiner kleinen Freunde als Versteck für deinen
Schatz. Alle großen Geister denken gleich, so sehr, dass ich zugeben muss, ihn
nicht gefunden zu haben. Aber ich wusste, dass du zurückkommen würdest, und so
habe ich für dich eine Fährte gelegt. Die Gevulot-Bilder kamen von mir. Doch
letztlich hat der Detektiv die Teile zusammengesetzt. Sehr sinnreich.« Er
richtet die Waffe auf mich. »Ich habe dir sogar die Chance gegeben, es selbst
durchzuziehen. Man soll schließlich fair bleiben. Aber du hast verzichtet.
Jetzt bin ich an der Reihe.«
Ich sehe rot und stürze mich mit einem Wutschrei auf ihn. Die Q-Waffe
blitzt auf. Ich falle zu Boden, schlage mit dem Gesicht hart auf den Marmor.
Der Sobornost-Körper schreit kurz auf, dann verabreicht er mir gnädigerweise
ein Betäubungsmittel, das den Schmerz dämpft. Ich wälze mich auf die Seite und
versuche aufzustehen, doch da stelle ich fest, dass mein rechtes Bein vom Knie
abwärts ein verkohlter Stumpf ist.
Le Roi schaut auf mich herab und lächelt. Dann hebt er den Revolver
und feuert in die Luft. Ich will mich an seinen Beinen festkrallen, aber er
tritt mich ins Gesicht. Ich will die Schüsse zählen, verliere aber den
Überblick.
Der Boden erzittert. Tief unter der Stadt erwachen die
Atlas-Schweiger, die einmal meine Freunde waren, mit neuen Bewusstseinen und
einem neuen Ziel. Die Gedächtnispaläste sind ein Teil von ihnen, und mit der
Wucht einer
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