Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken
quittieren wird. Oder – falls er in besonders mitteilsamer, persönlicher, emotionaler Stimmung ist, mit einem verlegenen Well, well … oder Yeah, not too bad …
Die Redewendung Pleased to meet you! – „Erfreut, dich zu treffen!“, die in allen Englisch-für-Anfänger Lehrbüchern als Standardsatz aufgeführt wird, ist zwar noch in Gebrauch, wird aber mittlerweile von vielen Engländern als irgendwie peinlich empfunden – was angesichts der Tatsache, dass Engländer so ziemlich alles peinlich finden, relativ gesehen werden kann. Einige Benimmbücher erklären das Unbehagen damit, dass es eine Lüge wäre, zu sagen, man wäre erfreut, jemanden zu treffen, den man ja noch gar nicht kennt, weil man im Vorhinein ja gar nicht wissen könne, ob das Treffen einen erfreuen wird oder nicht. Höhö, eine ziemlich seltsame Erklärung, wenn man bedenkt, dass es in der englischen Sprache von höflichen Halbwahrheiten nur so wimmelt. Egal. Machen Sie es wie die Engländer und rattern Sie statt Pleased to meet you einfach blitzschnell Plstmitye runter, dann haben sie einen wunderbaren Kompromiss zwischen leicht peinlich und ziemlich unverständlich gefunden und sind damit erstens sehr britisch und zweitens auf der sicheren Seite.
Unter Engländern, die unter dreißig sind oder in der Medienbranche arbeiten, gelten natürlich lockerere Regeln. Genau wie in Deutschland sind saloppe Begrüßungen wie Hi, Hey und Ay an der Tagesordnung. Und unter sehr guten Freunden begrüßt man sich auch schon mal mit einem freundlichen Whassup, ye wanker? – was in etwa dem deutschen „Was geht, du Arsch?“ entspricht. Oder, wenn man weiblich und – für englische Verhältnisse – sehr unerschrocken ist, gleichzeitig sehr kosmopolitisch rüberkommen will, dann begrüßt man sich mit Wangenküssen, auf Englisch: mwah-mwahs . Danach aber muss, und das ist der springende Punkt des ganzen Britischseins , unbedingt entweder ein linkisches I say … folgen. Oder ein unbeholfener Witz auf eigene Kosten; oder eine peinliche Pause; oder eine holprige Kombination aus allen drei Dingen. Denn Linkischkeit, Unbeholfenheit, Peinlichkeit und Holprigkeit sind die verlässlichen Grundpfeiler jeder Begegnung mit Engländern. Als typischer, auf Funktionieren programmierter Deutscher werden Sie das wahrscheinlich ein paar Mal üben müssen, bis es läuft wie – na ja, eben wie nicht geschmiert. Rufen Sie sich einfach die berühmte Szene aus „Ein Fisch namens Wanda“ ins Gedächtnis, in der der Schauspieler John Cleese – mit nichts als einem Portraitfoto vor dem nackten Genital bekleidet – mit einer Gruppe von Wohnungsinteressenten konfrontiert wird und auf seinem Gesicht blankes Entsetzen, Verlegenheit und eingefrorenes Lächeln miteinander wetteifern. SO sieht ein typisch britisches Hallo aus!
Eine prima Möglichkeit, ein Gespräch zu eröffnen oder peinliches Schweigen zu füllen ist das Sprechen übers Wetter. Auch wenn es in England nur zwei Sorten Wetter gibt (kalter Regen, warmer Regen) wird der Engländer nie müde, die elementaren Fragen zu erörtern: 1) Wann wird es heute regnen? 2) Wie wird es heute regnen? Die Präzisierung von drops of rain, whisps of rain, drizzling rain, sprinkling rain, soft rain, dash of rain, spitting rain, streaming rain, hammering rain, pouring rain, lashing rain, pelting rain, bickering rain, heavy rain, drenching rain, downpouring rain, buckets of rain, rainfall, driving rain, rainstorm, pissing rain, sheets of rain, flurry of rain, showers of rain, torrents of rain, flooding rain und monsoon kann ganze Abende füllen. Mit Looks like rain! machen Sie nie was falsch. Wichtig beim weathertalk ist freilich, dass Sie Ihrem Gegenüber immer zustimmen. Selbst wenn es draußen Bindfäden regnet, lautet die einzig korrekte Antwort auf die Bemerkung Lovely day, isn’t it? („Schöner Tag, nicht wahr?“) Yes, wonderful, isn’t it? („Ja, herrlich, ist es nicht?“). Wenn Sie diese Regel beherzigen wird man Sie, selbst wenn diese Antwort das Letzte ist, was Sie den ganzen Abend von sich geben, als äußerst angenehmen, wohlerzogenen und schlagfertigen Gesprächspartner in Erinnerung behalten. Und so ganz nebenbei, das werden Sie rasch merken, gehen unangenehme Gespräche gleich ein ganzes Stückchen leichter von der Hand, wenn man erst mal übers Wetter plaudert:
Looks like rain, doesn’t it? „Es sieht nach Regen aus, tut es das nicht?“
Oooh, yes, it’s clouding up, it really is ! „Oh ja, es bewölkt
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