Quelle des Unheils
kostbaren Zeit erübrigen könntet? Fünf Minuten, in denen ihr mir eure ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Es wäre alles so viel leichter gewesen, wenn ihr mich vielleicht schon außerhalb dieses Parmesan-Palastes bemerkt hättet. Zumindest für mich. Aber nein, aber nein. Warum sollte man mir auch irgendetwas erleichtern! Also dann, es geht um Folgendes. Ich bin gekommen, um euch zu warnen. Jemand wird auf euch zukommen und euch seine Freundschaft anbieten, Lob, Zuneigung ... was auch immer euch gefallen könnte ...«
»Wow, wer war das denn?« Alex verfolgte den Lederjungen mit den Blicken, bis sie ihn aus den Augen verlor.
»Hei!«, brüllte Ileana. »Ich rede mit euch - mit allen beiden!
Ich bin nicht wegen der Knoblauchbutter gekommen! Ich bin hier, aus der anderen Welt - um euch zu warnen ...«
»Wovor?«, fragte Alex und klinkte sich wieder in das Gespräch ein.
»Jetzt hört mir endlich zu!«, befahl die Hexen-Kellnerin. »Ich habe nicht mehr viel Zeit. Ihr seid ihm schon einmal begegnet, dem verräterischen Mächtigen in den Nagelstiefeln. Er ist ein Mörder. Und ein Feigling. Da er es nicht wagt, sein bärtiges Gesicht noch einmal in der Öffentlichkeit zu zeigen, wird er jemanden entsenden, um euch zu ihm zu locken. Nehmt euch also in Acht vor allen, die euch zu nahe kommen, die sich von euch angezogen fühlen. Und«, sie warf einen scharfen Blick auf Alex, »vor allem, denen ihr zu nahe kommt, von denen ihr euch angezogen fühlt.«
Bärtiges Gesicht. Nagelstiefel. Der Typ, der im Sommer versucht hatte, sie zu schnappen, erinnerte sich Cam. Beth kam von der Toilette und steuerte auf den Tisch zu. »Ich hatte überhaupt nichts zwischen den Zähnen«, murrte sie. Cam und Alex schauten Ileana nach.
Die Schwingtür zur Küche klapperte lautstark. Die überhebliche Kellnerin war verschwunden.
Alex sah Cam wortlos an - und in Gedankensprache sagte sie: »Wir dürfen uns nichts anmerken lassen.« Cam nickte. »Oh«, sagte Cam dann übertrieben laut und blickte nach draußen. Sie hatte eine Gruppe von drei lachenden Mädchen entdeckt, die sich gerade aus einem roten Auto schälten. »Klasse Timing. Die anderen sind da.«
Alex sah noch einmal zur Schwingtür hinüber, sie fühlte, dass Ileana das Gebäude bereits verlassen hatte. »Was hast du deinen Freunden denn von mir erzählt?«, erkundigte sie sich.
Cam zuckte mit den Schultern. »Nichts Besonderes.«
»Nur von Montana, Alex. Und dass ihr beide Schwestern seid und dass ihre Mom nicht deine Mom ist, aber deine Mom vielleicht ihre. Nichts Besonderes.« Beth lachte. »Ich habe ihnen nicht gesagt, dass wir Zwillinge sind«, fügte Cam schelmisch hinzu.
»Wie konnte ich das vergessen?«, sagte Alex. »Du machst ja aus allem ein Geheimnis.«
»Und du nicht, oder was?«
»Hi, Cam.« Ein großer Junge in einer Kellneruniform kam auf den Tisch zu. »Ich hab gar nicht gesehen, wie du reingekommen bist. Hallo, Beth. Wie läuft's denn so, äh, Alex heißt du, oder?«
Sie war ihm schon einmal begegnet. Er hieß Jason. In diesem Jahr würde er in die Abschlussklasse der Marble Bay Highschool kommen, erinnerte sich Alex. Ein gut aussehender Typ, der ihnen vor ein paar Wochen aus der Klemme geholfen hatte. Jason, der liebeskranke Oberstufenschüler, der total in Cam verknallt war.
»Oh, hey, Jase.« Cam warf ihm ein Lächeln zu. Nicht gerade hundert Watt Halogen, aber dem Jungen schien es zu genügen. »Was kann ich euch bringen?«, fragte er, ohne den Blick von Cam zu nehmen.
»Äh, wo ist denn ... diese neue Kellnerin?«, erkundigte sich Beth und spähte durch den Raum. »Blond, mit Sonnenbrille, spielt gutgläubigen Kunden gern mal einen Streich ...« Jason hatte keine Ahnung, von wem die Rede war. »Wir haben keine neue Kellnerin«, sagte er.
Kapitel 4 - DAS GEHEIMNIS
Cams Freundinnen stürmten auf den Tisch zu. Sie redeten alle durcheinander, beschwerten sich über den Platten, den sie auf dem Weg hierher gehabt hatten - mitten auf der Kreuzung war der Reifen mit lautem Knall geplatzt -, zogen Jason auf, winkten Beth zu, verspotteten Cam wegen des Fußballspiels, das sie kurz vor den Sommerferien vergeigt hatte, und verlangten von ihr, dass sie nun endlich ihre große Überraschung enthüllen sollte.
Dann erst entdeckten sie Alex.
»Wer ... ich meine, was ...?« Ein elegant gekleidetes Mädchen asiatischer Herkunft mit einem langen schwarzen Zopf griff sich tatsächlich ans Herz und machte einen Schritt zurück. »Soll das ein Witz
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