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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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erweckte ihm Mißvergnügen, sogar Furcht, die sich durch die Ereignisse der Nacht noch steigern mußte.
    „Ist es nicht vorübergehende Laune, sondern ernstlicher Wunsch der Augusta“, dachte Petronius, „so muß sich eines von zwei Dingen ereignen – entweder wird ihr Vinicius nicht widerstehen und dann durch irgendein zufälliges Ereignis zugrunde gehen, oder, wie es heute den Anschein hatte, er wird sie abweisen; dann ist er erst recht verloren, und ich als sein Verwandter wohl mit ihm; denn die Augusta wird ihren Haß auf die ganze Familie ausdehnen und die Macht ihres Einflusses für Tigellinus in die Waagschale werfen. Von jeder Seite besehen, ist es eine schlimme Sache!“
    Petronius war ein mutiger Mann und hatte keine Furcht vor dem Tode; aber da er nichts vom Tode erwartete, war dieser ihm natürlich auch nicht willkommen. Nach langem Nachdenken kam er endlich zu dem Schlusse, es möchte wohl das beste und sicherste sein, Vinicius durch eine Reise aus Rom zu entfernen. Und könnte er ihm Lygia mit auf den Weg geben, so würde er es mit Vergnügen tun. Doch hoffte er, es möchte nicht so schwerhalten, Vinicius auch ohne sie zum Antritt der Reise zu überreden. Er wollte auf dem Palatin die Nachricht verbreiten, Vinicius sei krank, und damit die Gefahr von seinem Neffen und sich selber abwenden. Die Augusta wußte ja nicht, ob sie von Vinicius erkannt worden war; sie mochte vermuten, dies sei nicht der Fall gewesen, weil ihre Eitelkeit bisher sich nicht verletzt gezeigt hatte. In Zukunft jedoch konnte die Sache anders ablaufen, darum war es notwendig, die Gefahr zu vermeiden. Petronius wünschte vor allem, Zeit zu gewinnen; war der Cäsar einmal in Achaia, so sank Tigellinus, der von Kunst nichts verstand, auf die zweite Stelle herab und verlor seinen Einfluß. In Griechenland war sich Petronius des Sieges über jeden Gegner gewiß. Mittlerweile wollte er über Vinicius wachen und ihn zur Reise drängen. Einige Tage lang beschäftigte er sich mit dem Plan, bei Nero ein Edikt zu erwirken, das die Christen aus Rom verwiese; Lygia würde dann die Stadt mit ihren Glaubensgenossen verlassen, und Vinicius würde ihr folgen. Überredung war dann auch nicht mehr nötig. Die Sache schien möglich. Es hatten vor noch nicht sehr langer Zeit die Juden aus Haß gegen die Christen sich empört, und Claudius, der zwischen ihnen noch nicht zu unterscheiden vermochte, hatte die Juden ausgewiesen. Warum sollte Nero mit den Christen nicht ebenso verfahren? Es wäre ja ohne sie mehr Platz in Rom. Nach jenem „schwimmenden Feste“ sah Petronius Nero täglich auf dem Palatin und in anderen Häusern. Ihm einen solchen Gedanken nahezubringen war leicht; denn Nero widersetzte sich niemals einer Einflüsterung, die irgend jemand Leid und Verderben brachte. Nach reiflicher Überlegung faßte Petronius einen festen Plan. Er wollte in seinem Hause ein Fest veranstalten und bei dieser Gelegenheit den Cäsar zu dem Edikt überreden. Dabei trug er sich mit der nicht unwahrscheinlichen Hoffnung, daß Nero ihm die Ausführung übertragen werde. Lygia wollte er mit aller der Geliebten des Vinicius gebührenden Ehrfurcht nach Bajae senden; hier konnten dann beide ihren Christus verehren und sich darüber besprechen, soviel sie wollten.
    Er besuchte Vinicius fleißig. Erstens konnte er sich trotz aller römischen Selbstsucht einer gewissen Anhänglichkeit an den jungen Krieger nicht erwehren; dann wünschte er, ihn zur Reise zu überreden. Vinicius heuchelte Krankheit und erschien nicht auf dem Palatin, wo jeden Tag neue Entwürfe gemacht wurden. Endlich hörte Petronius aus Neros eigenem Munde, daß er nach drei Tagen sich nach Antium begeben werde. Den folgenden Morgen eilte Petronius zu Vinicius, um ihm Mitteilung davon zu machen. Vinicius zeigte ihm ein Verzeichnis der dorthin geladenen Personen; ein Freigelassener Neros hatte es ihm zugestellt.
    „Mein Name steht darauf“, sagte er, „und der deine auch, du wirst bei deiner Rückkehr ebenfalls solch ein Verzeichnis vorfinden.“
    „Gut, denn wäre ich nicht unter den Geladenen“, antwortete Petronius, „so würde das meinen Tod bedeuten; ich hoffe nicht, daß sich das noch vor der Reise nach Achaia ereignet. Ich kann Nero dort von großem Nutzen sein. Kaum sind wir nach Rom gekommen“, erklärte er mit einem Blick auf das Verzeichnis, „so müssen wir es schon wieder verlassen, um uns die Straße nach Antium hinzuschleppen. Aber wir müssen; das ist nicht nur eine Einladung,

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