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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Zunge heraussteckst. Sollte es Glaukos, der Arzt, sein, wird er sich nicht wundern. – Auf Wiedersehen am Teiche des Agrippa!“

XXXI
    Prätorianer umgaben die Haine beim Teiche des Agrippa, damit nicht allzu viele Zuschauer den Cäsar und seine Gesellschaft belästigen könnten. Wer sich in Rom irgendwie durch Reichtum, Schönheit oder Geist auszeichnete, war bei diesem Feste zugegen, das an Großartigkeit alles schon Dagewesene übertraf. Tigellinus wollte Nero für den Aufschub seiner Reise nach Hellas entschädigen, alle übertreffen, die Nero gegenüber jemals den Gastgeber spielten, und beweisen, daß keiner wie er es verstünde, Feste zu geben. Zu diesem Zwecke hatte er schon in Neapel und später in Benevant Vorbereitungen getroffen und aus den fernsten Ländern Raubtiere, Vögel, seltene Fische und Pflanzen, Gefäße und Kleider kommen lassen, um die Pracht des Festes zu erhöhen. Die Einkünfte ganzer Provinzen wurden verschwendet, um tolle Pläne zu verwirklichen. Doch der mächtige Günstling besann sich nicht. Sein Einfluß wuchs ja täglich. Nicht daß Nero ihn anderen vorgezogen hätte; aber Tigellinus wußte sich mehr und mehr unentbehrlich zu machen. Petronius übertraf ihn weit an feinem Benehmen, an Geist und Witz, verstand es besser, ein angenehmes Gespräch zu führen. Zu seinem Unglück übertraf er aber auch den Cäsar an Unterhaltungsgabe und erregte dadurch dessen Eifersucht. Zudem war er nicht in allem ein willfähriges Werkzeug, und Nero fürchtete sein Urteil in Fragen des Geschmackes. Vor Tigellinus dagegen brauchte Nero sich nie Zwang anzutun. Schon Petronius’ Ehrentitel Arbiter elegantiarum verletzte Neros Eitelkeit; denn wem sonst als ihm allein gebührte dieser Titel? Tigellinus war klug genug, seine eigenen Mängel einzusehen. Da er mit Petronius, Lucanus und mit anderen durch Geburt, Talent oder Wissen Bevorzugten sich nicht messen konnte, suchte er sie durch Willfährigkeit zu übertrumpfen, vor allem aber durch einen Aufwand, dessen Pracht Nero in Entzücken versetzen mußte. Tigellinus hatte sich entschlossen, das Fest auf einem riesigen Floß aus vergoldeten Balken sich abspielen zu lassen. Die Ränder des Floßes waren mit Muscheln verziert, die aus dem Roten Meere und dem Indischen Ozean stammten und in allen Farben des Regenbogens glänzten. Am Ufer des Teiches waren Palmengruppen, Lotoshaine und blühende Rosensträucher, in deren Mitte Fontänen wohlriechenden Wassers, Statuen von Gottheiten und goldene oder silberne Volieren voll bunter Vögel verborgen waren. Auf der Mitte des Floßes erhob sich ein Riesenzelt, oder richtiger, nur ein Zeltdach, um den Blick frei zu lassen. Dieses Dach bestand aus syrischem Purpurstoff und ruhte auf silbernen Säulen. Darunter standen Tische für die Gäste, schwer beladen mit alexandrinischem Glase, Kristall und Vasen, deren Glanz die Augen blendete und deren Preis unermeßlich war – ein Raub aus Italien, Griechenland und Kleinasien. Das Floß hatte infolge der darauf angebrachten Pflanzen das Aussehen einer Insel oder eines Gartens. Ringsum waren mit Gold- und Purpurstricken Kähne in Gestalt von Fischen, Schwänen, Möwen und Flamingos angebunden, worin an bemalten Rudern nackte Sklaven und Sklavinnen saßen von ausgesuchter Schönheit, die Haare nach orientalischer Sitte aufgeputzt oder durch goldene Netze zusammengehalten. Sobald Nero das Floß in Begleitung Poppäas und der Augustianer bestiegen und sich unter das Zeltdach gesetzt hatte, sanken die Ruder ins Wasser, die Kähne bewegten sich, zogen die Stricke straff, und das Floß samt den Gästen fuhr im Kreise über den Teich.
    Aus den Hainen am Ufer, aus phantastischen Konstruktionen, die für dieses Fest gebaut und im Dickicht verborgen waren, drangen Musik und Gesang in die Umgebung, und die Hörner und Trompeten klangen von einem Ende des Teiches zum anderen.
    Nero, zwischen Poppäa und Pythagoras sitzend, war entzückt; besonders als zwischen den Kähnen junge Sklavinnen als Sirenen, mit grünem Netzwerk statt der Schuppen bedeckt, erschienen, hielt er mit seinem Lobe nicht zurück. Aus Gewohnheit blickte er nach Petronius, um das Urteil des Arbiter zu hören, der lange damit zurückhielt und erst auf Neros direkte Frage antwortete:
    „Ich bin der Meinung, Herr, daß zehntausend Mädchen weniger Eindruck machen als eines.“
    Doch das „schwimmende Fest“ gefiel dem Cäsar; denn es war etwas Neues. Zudem wurden Gerichte aufgetragen, bei deren Anblick Apicius’

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