Quofum
allerdings fast so dünn wie ein Blatt Papier. Beim Kontakt mit seinem Arm legte sie sich wie ein Blütenblatt darauf, sodass er sie genauer in Augenschein nehmen konnte. Die blasse, durchsichtige Form schien so gut wie nichts zu wiegen. Ein einzelner schwarzer Fleck an einem Ende schien der sehr primitive Augenpunkt zu sein.
»Fühlt sich an wie Seidenpapier.« Während er zu seinen Kollegen sprach, hob und senkte N'kosi seinen Arm langsam. »Ich sehe keine Hinweise auf ...«
Er keuchte vor Schmerzen auf, als sich die Larve plötzlich eng um seinen Unterarm zusammenzog. Sie wurde mit beängstigender Geschwindigkeit kleiner und schnürte ihn immer mehr ein, bis sie sich von einem zehn Zentimeter breiten Streifen blassen Proteins in einen immer kleiner werdenden Druckverband verwandelt hatte. N'kosi warf seine Pistole auf den Boden und versuchte mit seiner freien Hand, das Wesen von seinem Arm abzuziehen. Doch das »dünne« Material wollte weder brechen noch nachgeben, und es verbrannte seine es umklammernden Finger beim Körperkontakt.
»Nehmt es da weg!«, schrie er seinen Gefährten zu. Der jetzt bereits drahtähnliche Streifen schnitt bereits die Blutzufuhr zu Unterarm und Hand ab und drohte, sich durch seinen schützenden Hemdsärmel hindurch in sein Fleisch zu schneiden.
Haviti und Tellenberg suchten nach den Messern an ihren Multifunktionswerkzeugen. Doch bevor sie endlich die Klingen ausgeklappt hatten, war der alarmierte Valnadireb bereits zur Stelle und schnitt die geschrumpfte Larve in der Mitte durch. Mit beiden Fußhänden und den Echthänden zog er sie dann auseinander. Die ätzende Flüssigkeit, die die Alien-Made ausstieß, vermochte zwar die Haut von Menschen zu versengen, doch auf dem viel robusteren chitinösen Exoskelett des Thranx hinterließ sie kaum einen Kratzer.
»Danke, Val.« N'kosi schnitt eine Grimasse und rieb sich den Arm, um den Blutfluss in seine kribbelnde Hand wieder zu stimulieren.
Sie hatten keine Zeit, um die tote Kreatur zu bedauern oder zu studieren, die jetzt auf dem Deck lag, da bereits etwa ein Dutzend weiterer dieser großen Nachtflieger über ihnen hinwegflog, den Himmel verdeckte und seine Nachkommen in Massen wie Nieselregen herunterregnen ließ. Jedes dieser fast lautlos dahingleitenden Wesen stieß Dutzende, wenn nicht gar Hunderte der trügerisch harmlos wirkenden Larven aus zahlreichen Öffnungen am Bauch aus. Diese schwebten nach unten oder wurden von der leichten Brise wie Unmengen geschredderten Papiers fortgetragen. Das Quartett aus vier nervösen Wissenschaftlern konnte das Schauspiel nur staunend mit ansehen und die hoch effizienten Mittel bewundern, die diese Kreaturen zur Verbreitung ihrer Brut einsetzten.
Dass die Larven so durchscheinend waren, ermöglichte es ihnen, mit ihrer Umgebung zu verschmelzen, sodass potenzielle Wirte sie nur schwer von der Umgebung zu unterscheiden vermochten. Während des Tages hätte das helle Sonnenlicht das geisterhafte Protoplasma reflektieren lassen, doch des Nachts waren die Larven so gut wie unsichtbar. Sie machten keine verräterischen Geräusche und gaben keine Töne ab, die sie verraten hätten, während sie zu Boden schwebten. Ihr langsamer stufenweiser Abstieg wurde nur hin und wieder von einer Windböe unterbrochen, was die Tarnung dieser Samenmassen jedoch nur noch steigerte. Im Fallschirmmodus ausgebreitet ermöglichte es ihnen ihre Substanzlosigkeit, weitestgehend unbemerkt auf einem möglichen Wirt zu landen - bis der Körperkontakt hergestellt wurde, und dann war es bereits zu spät für den arglosen Wirt und er konnte nichts mehr dagegen unternehmen.
Ohne ein Geräusch zu verursachen, schwebten die erwachsenen Kreaturen weiter in Richtung Osten, nachdem sie die Nacht hinter sich mit furchtbaren Schrecken besamt hatten. Die Horde der zuckenden, flatternden Parasiten, die vom Himmel herabflogen, landeten überall: im Wald, im Wasser, an den glänzenden Ufern des Flusses. Die Forscher, die sich in der Bootsmitte versammelt hatten, schienen das Glück auf ihrer Seite zu haben. Das Faltdach war so entwickelt worden, dass es sie vor den Wetterbedingungen schützen konnte, und bewies seine einhundertprozentige Effizienz, indem es auch die herabschwebenden Larven daran hinderte, auf ihren Köpfen zu landen. Wann immer der Wind drohte, eine der Kreaturen unter das Dach zu befördern, wurde diese rasch mit irgendeinem schweren Objekt, das gerade zur Hand war, außer Gefecht gesetzt.
Anfänglich versuchten sie,
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