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Rabenschwarz

Rabenschwarz

Titel: Rabenschwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Kramp
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richtig, wie ich ihr gegenübertreten soll«, murmelte Richard und zog gierig an seiner Zigarette.
    »Rauchverbot!«, rief der Taxichauffeur von vorne und deutete auf ein entsprechendes Schildchen am Türpolster.
    Nervös warf Richard den Rest der Zigarette aus dem Fenster, das er für eine Sekunde einen Spalt öffnete. Der Fahrtwind rauschte herein und zerriss die Stille.
    »Na, ich glaube, ich werde einfach hineinspazieren und so tun, als sei nichts gewesen. Wir werden reden ... später. Aber zuerst müssen wir einen Waffenstillstand schließen. Oder?«
    Er lächelte Herbie dünn an.
    Julius räusperte sich und schlug das Revers hoch. Seine Reaktion auf das für Bruchteile von Sekunden geöffnete Fenster.   Der junge Mann hat ausgesprochen weiche Knie. Ihr sitzt gewissermaßen im selben Boot. Nur fürchte ich beinahe, dass seine Mission die schwierigere ist .
    Herbie hätte fast entgegnet, dass sich das erst herausstellen müsse, bremste sich aber sofort und bedachte Richard mit einem ausgesprochen schwachen Trost: »Mach dir mal keine Sorgen! Das wird schon wieder.«
    Das wird schon wieder ... das wird schon wieder ... Du solltest zur Telefonseelsorge gehen, bei deinem ausgeprägten Seelentröstertalent .
    Unterdessen lenkte der Taxifahrer sein cremeweißes Vehikel die steil ansteigende Windhecke hinauf, die, spärlich von Straßenlaternen illuminiert, verlassen und fast ein wenig geheimnisvoll dalag.
    Tante Hettis protziges Anwesen war schon von Weitem zu entdecken. Irgendetwas hatte die alte Dame dazu veranlasst, die gesamte Außenbeleuchtung einzuschalten, was zur Folge hatte, dass die Einfahrt schon durch das herbstlich lichte Strauchwerk zu erahnen war, noch bevor sie um die Ecke bogen.
    Ein gutes Dutzend schmiedeeiserner Laternen schickten ihr Licht in die Nacht, zwei extrem starke Scheinwerfer, die sonst mithilfe eines Bewegungsmelders jeden Einbrecher in die Flucht schlugen, waren auf Dauerbetrieb umgestellt, und in dem Teil des Gartens, den man von der Straße aus einsehen konnte, wurden Sträucher und Beete von einer Niedervoltlichtanlage in milchiges Gelb getaucht. Selbst der Springbrunnen plätscherte vollständig illuminiert vor sich hin, und auch an der Straßenfront des Hauses war kein Fenster zu entdecken, hinter dem nicht mindestens eine Lampe brannte.
    »Fete?«, fragte der Taxifahrer vorlaut.
    »Glaub ich kaum«, murmelte Herbie, der staunend versuchte, die Situation zu erfassen. Zu Richard gewandt erklärte er: »Diesmal scheint es etwas wirklich Dringendes zu sein. Ich meine, sie macht ja immer viel Wind und so, aber so was hat mich noch nie erwartet.«
    Vielleicht pflegt sie Kontakt zu Außerirdischen, und wir müssen nur ein paar Momente warten, bis sie mithilfe ihrer Hauptsicherung ein paar kryptische Morsesignale ins All schickt .
    Richard zeigte Herbie den hochgestreckten Daumen, als dieser ausstieg. Er wünschte viel Glück und bestand darauf, die Kosten des Taxis zu übernehmen. »Ich hätte ohnehin über Münstereifel fahren müssen.«
    Herbie reichte ihm durch die heruntergekurbelte Scheibe die Hand. »Auch für dich viel Glück. Sehen wir uns?«
    Richard grinste gequält. »Kommt ganz drauf an, wie lange ich in Deutschland bleibe. Kommt wirklich ganz drauf an.«
    »Bestell Rosi viele Grüße!«
    »Mach ich.«
    Herbie und Julius blickten für einen Moment den kurios geformten Umrissen des englischen Taxis nach, bis es hinter dem dichten Gesträuch an der nächsten Straßenecke verschwunden war. Dann wandten sie sich wieder dem Haus zu und betraten tapfer die hellerleuchtete Einfahrt.
    »Irgendwie habe ich den Eindruck, dass es hier wärmer ist. Kann das sein?«
    Julius zuckte mit den tweedverhüllten Schultern.   Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Wenn man grob die Wattzahlen addiert... Es wäre zweifellos interessant herauszufinden, inwieweit sich die Beleuchtung auf die Motten- und Mückenpopulation in der Umgegend auswirkt .
    Sie schritten nebeneinander die rötlichen Steinplatten entlang auf die Haustüre zu. Herbie zaghaft und unsicher, Julius mit hinter dem Rücken verschränkten Armen und munter summend.
    Noch bevor sie das kleine Podest am Eingang erreicht hatten, wurde die schwere Holztüre aufgerissen, und Tante Hettis zierliche Figur trat in das Flutlicht hinaus.
    Irgendetwas war heute Abend anders an ihr. Nervös fummelte ihre Rechte am Knauf ihrer orientalischen Krücke herum, und ihr obligatorisches »Da bist du ja endlich!« hatte diesmal einen ungewohnt

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