Rache zum Dessert (German Edition)
auf dem Kongress“, gab Luisa nicht auf, ihre Freundin zu ein paar Worten zu bewegen. Erfolglos, wie es schien.
Stumm fuhren sie nach Bogenhausen, zu der Adresse der Familie Sebastian und Margret Kopnick. Leicht schlängelte sich die Zufahrt zu einem wunderschön sanierten Herrenhaus. Dieses Anwesen hätte selbst dem Hochadel zur Ehre gereicht.
Dem Anlass entsprechend trug Theresa ein roséfarbenes langes Seidenkleid, das sich zauberhaft um ihre Kurven schmiegte. Neidvoll musste Luisa zugeben, dass Theresa es damit sicherlich schaffte, die Blicke auf sich zu ziehen. Sie selbst hatte sich für einen eleganten Hosenanzug entschieden, der ihr die Freiheit gab, genügend Bilder dieses Events schießen zu können. An ihrem Revers steckte ein Presseschild.
„Wow“, sagte Luisa mit weit aufgerissenen Augen, als sie das Haus betraten. „Dagegen ist Karls Wohnung ein Abstellraum.“
Ehrfürchtig ließ sie ihre Finger über ein Marmorsideboard, das im Eingangsbereich stand, gleiten. „Und das kann man sich leisten, indem man anderer Leute Geld anlegt.“
„Sieht so aus.“ Dass das Geld eigentlich Margrets war, hatte Theresa ihrer Freundin noch gar nicht erzählen können. Und jetzt hatte sie keine Lust, darüber zu reden. Sie hatte überhaupt keine Lust zu reden.
Kurz blieb Luisa vor dem riesigen Spiegel an der Garderobe stehen. Sorgfältig zog sie ihren Blazer glatt und kontrollierte ihre Kamera.
Theresa massierte sich die Stirn. In ihrem Kopf hämmerte es, als ob sich irgendjemand da drin befand, der herausgelassen werden wollte. Zum ersten Mal verspürte sie tatsächlich so etwas wie Skrupel. Dass Margret so sehr daran lag, ihren Mann vor so vielen Menschen lächerlich zu machen, um ihn dann mit eingezogenem Schwanz in der Versenkung verschwinden zu sehen, machte ihr zu schaffen. War das wirklich richtig? Eigentlich hatte dieser Auftrag wenig mit ihren sonst üblichen Racheaktionen gemein. Dieser hier war viel schmerzhafter und bösartiger.
„Was ist los?“, wollte Luisa wissen.
„Nichts, nur Kopfschmerzen.“ Theresa verzog ihr Gesicht. Sie wollte nicht zugeben, dass sie ernsthafte Zweifel plagten.
„Sicher?“
„Ja“, gab Theresa gereizt von sich.
„Na ja, ich glaub eher, dass dir immer noch eine gewisse Nacht zu schaffen macht“, spöttisch zwinkerte Luisa ihr zu.
„Woher willst du das wissen, warst du dabei?“
„Nein, aber ich kann in deinen errötenden Wangen lesen“, sagte Luisa kichernd. „Und? Wird er auch kommen?“
Überrumpelt sah Theresa sie an. „Wird wer kommen?“
„Na, dein Anwalt“
„Er ist nicht mein Anwalt“, wies Theresa sie barsch zurecht.
„Ach komm schon“, hakte sich Luisa bei Theresa ein. „Er ist doch nicht nur ein One-Night-Stand für dich gewesen.“
„Er wird wohl kommen müssen, weil ich diese verdammten Papiere nicht habe“, wich Theresa aus.
„Oooh“, Luisas Mitleid hielt sich in Grenzen. „Das tut mir aber leid. Jetzt bist du ganz umsonst mit ihm im Bett gewesen.“
„Kennst du den Spruch, wer solche Freunde hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen?“, kniff Theresa in gespieltem Zorn die Augen zusammen.
„Ja, kenn ich, der ist von mir“, gluckste Luisa.
31
Zweihundert geladene Gäste sollten gleich den riesigen Saal füllen, und wie von Karl zu erwarten, glich der Raum einem Blumenmeer aus Silber und Weiß. Auf fünfundzwanzig runden Tischen fanden jeweils acht Gedecke sorgfältig ausgerichtet ihren Platz, während ein silberner Leuchter in der Mitte mit weißen Kerzen bestückt war. Was offensichtlich niemandem auffiel; am Tisch der Gastgeber schmückten schwarze Kerzen das Arrangement. Die kunstvoll zu Schwänen gefalteten Servietten waren eigens mit den Namen der Gäste bestickt worden. Dass Margret an Kosten gespart hätte, konnte man wirklich nicht behaupten. Eine Reihe von Kellnern polierten noch einmal das Besteck auf und legten es fein säuberlich samt Menükarte an jedem Platz aus. Eine Liveband probte noch ein paar Musikstücke, und am Podium prüfte ein Techniker das Mikrofon.
Amüsiert beobachteten Theresa und Luisa, wie Karl kontrollierend durch die Stuhlreihen huschte. „Das muss noch einmal poliert werden“, fuhr er eine Kellnerin an. Dass er vor Kurzem noch unter Liebeskummer litt, sah man ihm beim besten Willen nicht an. Im Gegenteil, er
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