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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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bin, als ich gerade frisch aus Garnerville kam. Er war einer von denen, die Paynter im Krankenhaus bewacht haben. Ich dachte mir, Sie würden gern wissen wollen, was er erzählt hat.«
    »Schießen Sie los«, sagte Lennon.
    »Paynter hat Selbstmord begangen.«
    Lennon fuhr vorsichtig an den Straßenrand, hielt an und schaltete die Warnblinkanlage ein.
    »Wie?«, fragte er.
    »Er hat einen Anfall vorgetäuscht«, sagte Connolly. »Im allgemeinen Gerangel hat er es geschafft, sich eine Dienstwaffe zuschnappen. Ein oder zwei Minuten gab es ein Patt, heißt es, und sie dachten, er würde versuchen abzuhauen.«
    »Ist er aber nicht«, sagte Lennon.
    »Nein«, sagte Connolly. »Er hat erklärt, er habe acht Frauen getötet, und leidgetan hat es ihm nicht. Dann hat er sich die Waffe in den Mund gesteckt und sich das Hirn weggepustet.«
    »Meine Güte«, sagte Lennon.
    »Jedenfalls dachte ich mir, das wollen Sie sicher sofort erfahren.«
    »Ja, danke«, sagte Lennon. »Ach, hören Sie mal.«
    »Ja?«
    »Kann sein, dass ich ein paar Tage nicht zur Arbeit komme. Vielleicht auch für länger.«
    »Was, jetzt? Aber es gibt …«
    »Morgen erfahren Sie alles. Tun Sie mir einfach nur einen Gefallen, in Ordnung?«
    »Nämlich?«
    »Passen Sie ein bisschen auf. Bei diesem Fall könnte es Ärger geben. Seien Sie einfach nur vorsichtig, was Sie sagen und wem sie es sagen. Besonders wenn einer von der Special Branch Sie ausquetscht.«
    »Vom C3?«, fragte Connolly. »Was hat Paynter denn mit denen zu tun?«
    »Ist eine komplizierte Sache«, sagte Lennon. »Ziehen Sie einfach nur ein bisschen den Kopf ein, okay?«
    »Okay«, sagte Connolly. »Sagen Sie, Inspector, ist auch alles in Ordnung bei Ihnen? Sie sind anständig zu mir gewesen, deshalb … na ja, wenn ich irgendwas für Sie tun kann, dann mache ich das.«
    »Mir geht es gut«, sagte Lennon. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Passen Sie lieber auf sich selbst auf.«
    Er legte auf und ließ das Handy in den Getränkehalter des Wagensfallen. Im Nachbarsitz rührte sich Galya. Sie war eingeschlafen, noch bevor sich die Stadt draußen gelichtet hatte. Jetzt sah sie ihn aus schweren Lidern verwirrt an.
    »Ist etwas passiert?«, fragte sie.
    Zuerst wollte er es vor ihr geheimhalten, aber er wusste, dass das Unsinn war. Sie hatte genügend Gefahren durchgestanden. Zu wissen, dass eine davon nicht mehr existierte, konnte ihr gewiss nicht schaden.
    »Edwin Paynter«, sagte er. »Der Mann, der Sie in diesem Haus gefangen gehalten hat. Er hat sich umgebracht.«
    Sie bekreuzigte sich und starrte mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin.
    »Er hatte den Tod verdient«, fuhr Lennon fort. »Für das, was er Ihnen angetan hat. Und vielleicht noch einigen anderen.«
    »Nein«, widersprach sie. »Nur Gott lässt sterben. Das bestimmen wir nicht. Er auch nicht. Nur Gott.«
    Lennon brachte nicht den Willen auf, ihr zu widersprechen, also legte er nur den Gang ein und löste die Handbremse. Noch zehn, fünfzehn Minuten, dachte er, dann sind wir in der Pension. Er fuhr in den Nebel hinein und wünschte sich, er hätte an ihren kindischen Traum von Gerechtigkeit glauben können.

83
    Den Rest der Fahrt verbrachte Galya in Gedanken. Der Mann, der sie gefangen gehalten hatte, hatte sich als Pastor bezeichnet, als Christ, dabei fragte sie sich, ob er überhaupt eine Seele hatte. Wenn ja, wo war sie hingegangen, nachdem er sich selbst das Leben genommen hatte?
    Was empfand sie bei seinem Tod? Erleichterung? Genugtuung? Mitleid? All das. Aber wenn sie tief in ihr Herz hineinhorchte, dann entdeckte sie da auch Wut. Wut darüber, dass er nicht vor sie trat und erkannte, dass sie die Oberhand behalten hatte.
    Sie schalt sich selbst für ihre Häme, selbst wenn sie sie nur in ihrem Kopf auskostete. Zu solcher Gehässigkeit hatte Mama sie nicht erzogen. Aber sie hatte überlebt, und darauf konnte sie wenigstens stolz sein. Galya ließ ihre Gedanken schweifen und stellte sich vor, sie wäre in diesem Keller gestorben und diese graue Welt wäre ihr Jenseits: für immer diesen dunklen Nebel zu durchwandern. Am liebsten hätte sie aufgeschrien, und schnell kniff sie die Augen zu, um die Vorstellung zu verscheuchen.
    Als sie sie wieder aufmachte, waren sie auf einen Vorplatz eingebogen, der von einem herrschaftlichen Landhaus überragt wurde. Lennon stellte den Wagen in der äußersten Ecke unter den Zweigen eines winterlich kahlen Baumes ab.
    »Wir sind da«, sagte er.
    Er stieg aus, schloss die Fahrertür und

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