Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
Plastikvorhang vor den erbärmlichen Kreaturen abgeschirmt, die die anderen Betten belegten.
    Aber jetzt entließen sie ihn aus dem Krankenhaus, und der Zeitpunkt war gekommen, sich dieser Trottel zu entledigen, die glaubten, sie könnten ihn gefangen halten.
    Einer der Polizeibeamten machte sich daran, die Handschelle aufzuschließen, mit der er mit dem Handgelenk ans Bett gefesselt war. Der andere, mindestens zehn Jahre jünger als sein griesgrämiger Kollege, beobachtete die Sache vom Fußende des Bettes aus,eine Hand auf den Griff seiner Pistole gelegt. Schon den ganzen Tag über hatte Paynter sich die Waffen genau angeschaut, bei drei verschiedenen Paaren von Polizisten, wenn sie abgelöst wurden. Er war sich sicher, dass es sich immer um die gleiche Waffe handelte, die er am Abend zuvor abgefeuert hatte, er würde also damit umgehen können. Das sei sein Schlüssel zur Freiheit, hatte der Engel des Herrn ihm verkündet. Die Waffe an sich zu reißen und zu benutzen.
    Und dann? Diese Frage konnte nur Gott allein beantworten.
    Beginne , sprach der Engel des Herrn.
    »Mir geht es nicht gut«, sagte Paynter.
    Der Polizist ließ sich davon nicht beeindrucken. »Aufsetzen«, befahl er.
    Paynter hustete und verzog schmerzhaft das Gesicht.
    »Ich sagte, aufsetzen«, wiederholte der Polizist und hielt die Handschelle umklammert, die er vom Bett losgemacht hatte. Die andere lag immer noch um Paynters Handgelenk
    Paynter hob seinen Oberkörper vom Bett. »Mir geht es nicht gut«, wiederholte er. »Wirklich nicht.«
    Er ließ die Füße auf den Boden fallen. Er beschleunigte seinen Atem. Er schluckte mühsam.
    »Lassen Sie das«, sagte der Polizist. »Sie können so viel winseln und heulen, wie Sie wollen, Sie kommen trotzdem mit.«
    »Bitte«, flehte Paynter, »ich brauche einen Arzt.«
    »Halten Sie den Mund und stehen Sie auf.«
    Mühsam rappelte Paynter sich hoch, stolperte gegen einen der Polizisten und stöhnte auf.
    Der Polizist stieß ihn von sich weg. »Verpiss dich, du.«
    Paynter fiel gegen das Bett, blieb aber auf den Beinen. Mit der freien Hand packte er den Arm des Beamten.
    »Mir ist schlecht«, ächzte er. »Ich brauche …«
    »Umdrehen«, befahl der Polizist und riss an der HandschellePaynters Arm nach hinten. Zu seinem Kollegen sagte er: »Hilf mir mal, ja?«
    Der andere Polizist kam herbei und hielt mit beiden Händen Paynters freien Arm fest.
    Jetzt , sagte der Engel des Herrn.
    Paynter verdrehte die Augen und ließ seine Beine wegsacken. Sein Gewicht überrumpelte die Polizisten. Das Bett rollte weg und schob den Vorhang auf, der es umgab. Paynters Körper folgte ihm, als er zu Boden sackte. Die Polizisten packten seine Kleider, um seinen Sturz aufzuhalten, dann lag er zu ihren Füßen.
    Eine Krankenschwester, die von dem Tumult angelockt worden war, kam herbei, riss den Vorhang beiseite und näherte sich dem Menschenknäuel.
    Wenn man einen Anfall vortäuschte, das hatte Paynter gelernt, war das Entscheidende, die krampfartigen Zuckungen auf die Bauchgegend zu konzentrieren. Alle anderen Bewegungen mussten von diesem Punkt ausgehen. Er biss die Zähne zusammen, verschluckte seine Zunge und zuckte krampfartig, seine Bauchmuskeln spannten sich ruckartig an, er trat mit den Beinen aus.
    »Der verarscht uns doch«, sagte der ältere Beamte.
    »Weiß nicht«, sagte der jüngere und hockte sich neben Paynter. »Der sieht schlecht aus.«
    Die Schwester versuchte sich zwischen den beiden hindurchzuzwängen. »Lassen Sie mich mal sehen«, sagte sie. »Machen Sie mir Platz.«
    Paynter steigerte seine Zuckungen, keuchte durch die zusammengebissenen Zähne und stöhnte aus tiefster Kehle. Mit beiden Händen umklammerte er seine Brust, die Finger gekrümmt wie Klauen. Der ältere Polizist hielt weiter die Handschelle fest und versuchte das zweite Handgelenk zu umklammern, kam aber aus dem Gleichgewicht, als Paynter sich auf die andere Seite rollte.
    Keiner bemerkte, dass der jüngere Beamte seine Pistole nichtmehr hatte, bis Paynter ganz plötzlich aufhörte und den Älteren wegstieß. Er stand auf, die Pistole in seiner Hand auf den Boden gerichtet.
    Die Schwester schrie auf.
    Der jüngere Polizist kroch rückwärts. »Herrgott, der hat meine Waffe!«
    Der ältere Polizist rappelte sich hoch und riss seine eigene Pistole aus dem Halfter. Er hob sie und zielte mitten auf Paynters Brust.
    Patienten und Besucher keuchten auf und kreischten.
    Paynter hielt die Waffe weiter nach unten. Solange er nicht auf sie zielte,

Weitere Kostenlose Bücher