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Raecher des Dunklen Imperiums

Raecher des Dunklen Imperiums

Titel: Raecher des Dunklen Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Ganzes sehen, oder war ihnen nur ein Blick auf einen Teil davon gestattet? Hatten sie menschliche Agenten, die für sie arbeiteten?
    „Orakel!" rief Graf Brass erneut. „Hawkmoon starb durch meine Hand!"
    Es schien Hawkmoon sicher, daß es ihnen nicht gelungen war, dieses sogenannte Orakel zu täuschen. Der Mistral pfiff immer noch über die Lagunen und Marschen, das Meer peitschte gegen die Küste, Gras und Schilf wogten im heftigen Wind. Der Morgen war nicht mehr fern. Bald würde das erste hellere Grau den Himmel verwandeln und, wer weiß, vielleicht verschwanden dann seine Freunde.
    „Orakel! Wo bist du?"
    Etwas flimmerte, aber vermutlich waren es nur vom Wind getriebene Glühwürmchen. Dann flimmerte es direkt über Graf Brass' Kopf.
    Hawkmoon nahm eine der Flammenlanzen in die Hand und tastete nach dem Knopf, der rubinrotes Feuer auslösen würde.
    „Orakel!"
    Nun waren weiße, noch unscharfe Umrisse zu erkennen. Das war die Ursache des flimmernden Lichtes, und die Silhouette war die einer Pyramide. Darin befand sich etwas Schattenhaftes, das durch das allmählich hellere Leuchten der Pyramide verborgen wurde.
    Jetzt schwebte eine wie Brillanten glänzende Pyramide von Mannesgröße über Graf Brass' Kopf, beziehungsweise ein wenig rechts davon.
    Hawkmoon strengte sowohl Augen wie Ohren an, als eine Stimme aus der Pyramide drang.
    „Das habt Ihr gut gemacht, Graf Brass. Als Belohnung schicken wir Euch und Eure Begleiter zurück in die Welt der Lebenden. Wo ist Hawkmoons Leiche?"
    Hawkmoon glaubte seinen Ohren nicht zu trauen - denn die Stimme war ihm nur allzu bekannt.
    „Leiche?" Graf Brass' Stimme klang erstaunt. „Ihr habt nichts von seiner Leiche gesagt. Warum auch? Ihr handelt in meinem Interesse, nicht ich in Eurem - so jedenfalls habt Ihr behauptet."
    „Aber die Leiche." Die Stimme klang nun fast nörgelnd.
    „Hier ist die Leiche, Kalan von Vitall!" Hawkmoon erhob sich hinter dem Dickicht und schritt auf die Pyramide zu. „Zeigt Euch, Feigling! Ihr habt also gar nicht Selbstmord begangen. Nun, dann werde ich Euch jetzt in den Tod helfen." In seinem Grimm drückte Hawkmoon auf die Flammenlanze. Das rote Feuer schlug gegen die pulsierende Pyramide, daß sie zu heulen und wimmern und schließlich zu winseln begann. Und nun war sie durchsichtig, und die Gestalt darin, mit dem angstverzerrten Gesicht, konnte von allen gesehen werden.
    Ja, es war tatsächlich der oberste Wissenschaftler des Dunklen Imperiums. „Ich vermutete, daß nur Ihr es sein konntet", brummte Hawkmoon. „Keiner sah Euch sterben, obwohl jeder glaubte, die unkenntlichen Überreste in Eurem Labor seien Eure sterbliche Hülle. Es war eine gute Täuschung."
    „Es ist zu heiß!" kreischte Kalan. „Diese Maschine ist sehr empfindlich. Ihr werdet sie zerstören!"
    „Sollte ich deshalb traurig sein?"
    „Die Konsequenzen - sie wären furchtbar!"
    Aber Hawkmoon ließ weiter das rubinrote Feuer über die Pyramide streifen, und Kalan machte sich immer kleiner und wimmerte unablässig.
    „Wie habt Ihr es geschafft, diese Männer glauben zu machen, sie befänden sich in einer Unterwelt? Und in ständiger Nacht?"
    Kalan heulte. „Wie, glaubt Ihr wohl? Ich ließ ihre Tage in Sekundenschnelle vergehen, das heißt, ich beschleunigte sie und verzögerte ihre Nächte."
    „Und wie habt Ihr die Barriere errichtet, die sie davon abhielt, Burg Brass oder die Stadt zu erreichen?"
    „Auf gleiche Weise. Ah! Hört auf! Jedesmal, wenn sie an die Stadtmauer kamen, zog ich sie ein paar Minuten in ihre Vergangenheit zurück, so daß sie nie ganz an die Mauern herankamen. Das war natürlich eine plumpe Methode. Aber ich warne Euch, Hawkmoon, die Maschine ist nicht krude - sie ist überempfindlich. Die geringste Funktionsstörung könnte uns alle vernichten."
    „Solange ich Eurer Vernichtung sicher wäre, Kalan, würde es mir nichts ausmachen."
    „Ihr seid grausam, Hawkmoon!"
    Hawkmoon lachte über den anklagenden Klang. Und das mußte ausgerechnet von Kalan kommen, der das Schwarze Juwel in seine Stirn gepflanzt, der Taragorm geholfen hatte, den Schutz der Burg Brass, die Kristallmaschine, zu zerstören - der das größte und verruchteste Genie des Dunklen Imperiums gewesen war und ihm mit seiner Wissenschaft zur Macht verholten hatte! Er, ausgerechnet er, warf ihm Grausamkeit vor!
    Noch lauter lachte Hawkmoon und hüllte die Pyramide in das Feuer seiner Flammenlanze.
    „Ihr zerstört meine Kontrollen!" kreischte Kalan. „Wenn ich jetzt aufbreche,

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