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Callista 01 - Palpatines Auge

Callista 01 - Palpatines Auge

Titel: Callista 01 - Palpatines Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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*1*
    Giftiger Regen prasselte von einem Säurehimmel herab. Der Jäger rannte, torkelte ein Dutzend Meter weit, ehe er in einen neuen Unterschlupf sprang. In ein Gebäude, dachte er – hoffte er –, obwohl sich für eine Sekunde grellen Entsetzens die runden Umrisse ihm entgegenhoben, verschwammen, einem gezahnten Rachen des Grauens glichen. Finsternis strömte daraus wie der erbrochene Gestank vermoderter Gebeine. Schlangen, Tentakel, verschlungene Fangarme griffen nach ihm, mit kleinen, kobaltblauen Händen, hätte er geschworen… Doch der ätzende Regen brannte ihm Löcher ins Fleisch, also schloß er die Lider und warf sich vorwärts. Da erkannte sein Geist in einem Moment der Klarheit, daß es sich um Kletterpflanzen mit blauen Blüten handelte.
    Obwohl der ekelhafte Geruch des eigenen verkohlten Fleisches ihm noch widerwärtig in die Nase drang, brennender Schmerz seine Hände versengte, waren sie, als er auf sie hinabblickte, heil und unverletzt. In seinem Verstand vermischten sich verschiedene Realitätsebenen wie Karten eines Kartenspiels. Müßten die Hände nicht bis auf die Knochen zerfressen sein? Oder müßten sie ein halbes Dutzend Anduritringe tragen und an den Fingernägeln einen dünnen Schmutzrand aus Schmieröl aufweisen?
    In welcher Wirklichkeit waren diese Finger geschmeidig, und woher stammte unmittelbar danach der Eindruck, sie seien krumm wie verdorrte Wurzelstrünke und hätten gebogene Krallen wie die Klaue eines Rancors?
    Er wußte es nicht. Immer seltener hatte er klare Augenblicke. Es fiel schwer, vom einen bis zum nächsten klaren Moment den Überblick zu behalten.
    Beute. Opfer. Er mußte jemanden finden.
    Viele Jahre lang war er in lärmerfüllter Dunkelheit Jäger gewesen. Er hatte getötet, Wild gerissen, blutiges Fleisch verschlungen. Nun hatte er jemanden zu finden… Er mußte unbedingt jemanden finden…
    Weshalb glaubte er, daß derjenige, den er suchte, an dieser… dieser Stätte sein könnte, wo die Umgebung ständig zwischen gezahnten, brüllenden Felsrachen einer- und anmutigen Mauern, gerundeten Bauten sowie mit Ranken bewachsenen Türmen andrerseits wechselte – und dann gänzlich ins Alptraumhalte zurücksank, so wie es stets mit allem geschah?
    Er wühlte in der Tasche seines Overalls, entdeckte das schmutzige Stück gelbgrüner Plastfolie, auf die irgendwer – er selbst? – geschrieben hatte:
     
    Han Solo
    Ithor
    Zur Zeit der Versammlung
     
    »Hast du sie schon einmal gesehen?«
    Mit einer Schulter an das gewölbte Oval des Fensters gelehnt, schüttelte Han Solo den Kopf. »Ich war mal bei einer weit entfernt stattfindenden Versammlung dabei, halb zwischen den Plooma-Gruben und der galaktischen Randregion«, antwortete er. »Aber damals habe ich mich nur dafür interessiert, unter den Detektoren der Ithorianer hindurchzuschlüpfen, Grambo dem Worrt hundert Kilo Elfenbeinstein auszuhändigen und zu verduften, ehe die Imperialen mich erwischen konnten, und trotzdem war es… Ich weiß nicht.« Leicht verlegen vollführte er eine knappe Abwehrgeste, als wäre er bei einem sentimentalen Akt der Güte ertappt worden. »›Beeindruckend‹ ist nicht das passende Wort.«
    Nein, bestimmt nicht. Leia Organa Solo stand vom Komterminal auf und trat zu ihrem Ehemann. Hinter ihr bauschte sich die weiße Seide ihres Wappenrocks zu einer einzelnen, makellosen Rundung. Auf den Schmuggler, der er damals gewesen war, mochte der Anblick ›beeindruckend‹ gewirkt haben, wenn in keiner anderen Hinsicht, so zumindest doch in bezug auf die für eine Versammlung erforderlichen Navigationskünste.
    Auch sie hatte schon gesehen, wie sich die ithorianischen Sternenherden sammelten, hatte beobachtet, wie die stadtgroßen Raumschiffe sich mit der gleichen lebhaften Mühelosigkeit zwischen ihren jeweiligen Deflektorschirmen umherbewegten wie eine Schule glänzenden Fischs; sich miteinander verbanden und dabei so wenig Zögern zeigten, wie die Finger der rechten und die Finger der linken Hand, wenn sie sich falteten.
    Aber heute hatte es noch mehr damit auf sich.
    Schaute sie der Versammlung hier zu, über den grünen Dschungeln Ithors selbst, war die einzige Bezeichnung, die ihr dafür in den Sinn kam, »machtvoll«; das Ereignis war von der Macht durchsättigt, strotzte davon, vollzog sich im Atemrhythmus der Macht.
    Und es war unbeschreiblich schön.
    Die hohen, zu einer dichten Decke geballten Regenwolken rissen auf. Schräge Ströme von Licht überfluteten das nur wenige Meter unter

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