Raecher des Dunklen Imperiums
Düne hinunter und versuchte, die Flammenlanze zu erreichen. Aber d'Averc war verschwunden, ehe er auch nur in ihrer Nähe war.
„D'Averc!" Hawkmoons Stimme klang fast wie ein Schluchzen. „D'Averc!"
„Seid still, Hawkmoon!" Kalans Stimme klang nun höhnisch. „Hört mir zu, ihr anderen. Tötet ihn jetzt - oder ihr werdet d'Averc's Schicksal erleiden!"
„So schrecklich scheint es mir nicht zu sein." Graf Brass lächelte.
Hawkmoon hatte die Flammenlanzen erreicht und hob eine auf. Kalan konnte es offenbar durch die Pyramide sehen, denn er schrie: „Oh, Ihr seid niederträchtig, Hawkmoon! Aber auch Ihr werdet noch sterben!"
Und gleich darauf verschwand die Pyramide.
Graf Brass blickte sich um. In sarkastischem Ton meinte er: „Wenn wir Soryandum finden, könnte es leicht sein, daß es gar nicht mehr nötig ist, Freund Hawkmoon. Unser Häuflein schrumpft zusehends."
Hawkmoon seufzte tief. „Gute Freunde ein zweites Mal zu verlieren, ist schier unerträglich. Ihr könnt das vermutlich nicht verstehen. Oladahn und d'Averc waren Fremde für Euch. Aber für mich waren sie teure alte Freunde."
Bowgentle legte sanft eine Hand auf Hawkmoons Schulter. „Ich verstehe es, Herzog Dorian. Diese ganze Geschichte trifft Euch viel schlimmer als uns. Während wir hauptsächlich verwirrt sind -weil wir aus unserer Zeit gerissen wurden und ständig mit Todesomen konfrontiert werden und Befehle von seltsamen Maschinen erhalten, Fremde zu töten -, seid Ihr zutiefst betrübt. Und die Trauer ist das lähmendste aller Gefühle. Sie beraubt Euch der Willenskraft, wenn Ihr sie am meisten benötigt."
„Ja, das stimmt." Wieder seufzte Hawkmoon. Er warf die Flammenlanze von sich. „Nun, ich habe Soryandum gefunden - oder zumindest die Hügel, bei denen die Stadt liegen müßte. Wir können sie noch vor Anbruch der Nacht erreichen, glaube ich."
„Dann wollen wir eilen", meinte Graf Brass. Er wischte sich den Sand vom Gesicht. „Wenn wir Glück haben, bleibt uns der Anblick der Pyramide für ein paar Tage erspart. Und bis dahin sind wir vielleicht mit der Lösung unseres Rätsels ein wenig vorangekommen." Er klopfte Hawkmoon freundschaftlich auf den Rücken. „Kommt, Junge. Steigt auf Euer Kamel. Man kann nie wissen - vielleicht kommt alles noch zu einem guten Ende. Möglicherweise seht Ihr sogar Eure anderen Freunde wieder."
Hawkmoon lächelte bitter. „Ich habe das Gefühl, ich werde viel Glück brauchen, wenn ich nur meine Frau und meine Kinder je wiedersehe, Graf Brass."
4.
EINE BEGEGNUNG MIT NOCH EINEM ANDEREN ALTEN FEIND
Aber am Fuß der grünen Hügel, die das Ende der Syrianischen Wüste bildeten, lag kein Soryandum. Doch Wasser fanden sie, und auch Anzeichen, daß hier eine Stadt gestanden haben muß-te. Hawkmoon hatte seinerzeit gesehen, wie sie verschwand, als das Dunkle Imperium sie bedroht hatte. Ganz offensichtlich hatten die Geistmenschen gewußt, daß die Gefahr noch nicht vorüber war. Im Gegensatz zu ihm, dachte Hawkmoon bitter. Demnach war also ihre weite Reise umsonst gewesen. Nur eine schwache Hoffnung gab es noch, nämlich, daß die Höhle mit den uralten Geräten und Instrumenten, aus der er damals die Kristallmaschinen geholt hatte, noch existierte. Niedergeschlagen führte er seine zwei Gefährten tief ins Hügelland, bis Soryandum, beziehungsweise, da wo es sein müßte, mehrere Kilometer hinter ihnen lag.
„Es sieht ganz so aus, als hätte ich euch vergebens all den Strapazen ausgesetzt, meine Freunde", wandte Hawkmoon sich an Bowgentle und Graf Brass. „Und schlimmer noch, einer falschen Hoffnung."
„Vielleicht auch nicht", meinte Bowgentle nachdenklich. „Es könnte doch durchaus sein, daß wir die Maschinen noch finden. Und da ich ein wenig Erfahrung mit diesen Dingen haben, wäre ich möglicherweise sogar in der Lage festzustellen, wie sie sich benutzen lassen."
Graf Brass war den beiden ein Stück voraus. Trotz seiner schweren Messingrüstung kletterte er hurtig den steilen Hang hoch und blieb am Kamm stehen, um in das in der Tiefe liegende Tal hinabzuschauen.
„Ist das dort Eure Höhle, Herzog Dorian?" rief er.
Hawkmoon und Bowgentle beeilten sich, zu ihm hochzukommen. „Ja, das ist die Felswand!" Es war ein Felsen, der aussah, als hätte das Schwert eines Giganten ihn gespalten. Dort, etwas südlich, entdeckte Hawkmoon den Granithaufen aus den Steinen des gespaltenen Berges vor dem Eingang zur Höhle. Und nun sah er auch die Öffnung selbst, einen schmalen Spalt in der
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