Raecher des Dunklen Imperiums
witterte.
Doch der Mann aus den Bulgarbergen holte zu einem neuen Hieb gegen Kalan aus — und schrie erschrocken auf!
Verwirrt blickte er sich um, als sähe er etwas anderes als die Pyramide und das Schiffsdeck.
„Der Bär!" heulte er. „Der Bär hat mich!"
Und dann war er mit einem grauenvollen Schrei verschwunden.
Hawkmoon ließ die Flammenlanze fallen und rannte vorwärts. Aber er sah nur noch vage Kalans kicherndes Gesicht, ehe auch die Pyramide verschwand.
Von Oladahn war nichts zu sehen. Da war Hawkmoon klar, daß der kleine Bergmensch zumindest für den Augenblick in seine eigene Zeit zurückversetzt worden war. Aber würde ihm gestattet sein, dort zu bleiben?
Hawkmoon hätte sich deshalb keine so großen Sorgen gemacht - er wußte schließlich, daß Oladahn den Kampf mit dem Bären lebend überstanden hatte -, wenn ihm nicht plötzlich die ganze Macht bewußt geworden wäre, über die Kalan nun verfügte.
Unwillkürlich schauderte er. Er drehte sich um und bemerkte, daß sowohl Kapitän als auch Mannschaft ihn argwöhnisch beäugten.
Ohne ein Wort ging Hawkmoon an ihnen vorbei, zurück zu seiner Kabine.
Es war nun dringender und wichtiger als zuvor, Soryandum und das Geistvolk zu finden.
3.
DIE REISE NACH SORYANDUM
Bald nach dem Vorfall auf Deck erhob sich ein so starker Wind, daß an einen aufkommenden Sturm zu denken war. Der Kapitän befahl in aller Eile die Segel zu hissen, damit sie den Wind nutzen und möglichst noch vor dem Sturm Behruk erreichen konnten.
Hawkmoon hegte den Verdacht, daß die Hast des Kapitäns mehr mit dem Wunsch zu tun hatte, seine Passagiere loszuwerden, als seine Ladung zu löschen. Er konnte den Mann gut verstehen. Ein anderer Kapitän hätte den Vorfall möglicherweise zum Anlaß genommen, die vier über Bord zu werfen.
Hawkmoons Haß auf Kalan von Vitall wuchs. Das war das zweite Mal, daß ihn ein Lord des Dunklen Imperiums seines Freundes beraubt hatte, und irgendwie empfand er den Verlust diesmal noch schmerzhafter, obwohl er darauf vorbereitet gewesen war. Er beschloß, gleichgültig, was geschehen mochte, Kalan zu finden und zu töten.
Als sie auf dem weißen Kai des Behruker Hafens an Land gingen, vermummten die vier sich nicht mehr. Obwohl auch hier entlang der Arabischen See die Legenden über sie verbreitet waren, kannte doch kaum einer sie persönlich, genausowenig wie ihre Bilder. Trotzdem beeilten sie sich, am Markt vier kräftige Kamele zu erstehen und sofort zu ihrer Expedition ins Inland aufzubrechen.
Nach vier Tagen hatten sie sich an den Ritt auf ihren schaukelnden Tieren gewöhnt und empfand en ihn nicht mehr als so unbequem wie am Anfang. Am Ende der vier Tage hatten sie auch den Rand der Syrianischen Wüste erreicht. Nun folgten sie dem Euphrat, der sich durch hohe Sanddünen wand. Hawkmoon studierte häufig die Karte und wünschte sich, Oladahn - der Oladahn, der an seiner Seite in Soryandum gegen d'Averc gekämpft hatte, der seinerzeit noch ihr Feind gewesen war - wäre hier und könnte ihm helfen, sich an ihren damaligen Weg zu erinnern.
Die heiße Sonne hatte Graf Brass' Rüstung in grellglänzendes Gold verwandelt, und sie blendete nun die Augen seiner Gefährten kaum weniger als die Pyramide Kalan von Vitalls es getan hatte. Dorian Hawkmoons Stahlpanzer dagegen leuchtete wie Silber. Bowgentle und Huillam d'Averc, die keine Rüstung trugen, machten ein paar beißende Bemerkungen darüber, schwiegen jedoch, als ihnen klarwurde, daß die beiden gepanzerten Männer viel mehr unter der Hitze litten als sie.
Am fünften Tag verließen sie den Euphrat und ritten geradewegs in die Wüste. Stumpfgelber Sand erstreckte sich in allen Richtungen. Manchmal, wenn ein schwacher Wind aufkam, kräuselte er sich und erinnerte sie auf schier unerträgliche Weise an das Wasser, das ihnen nun so fern war.
Am sechsten Tag kauerten sie müde über den Knäufen ihrer hohen Sättel. Ihre Augen waren stumpf, ihre Lippen aufgesprungen, und sie gönnten sich nur wenige Tropfen Wasser, da sie nicht wußten, wann sie wieder ein Wasserloch finden würden.
Am siebten Tag glitt Bowgentle aus dem Sattel und blieb reglos im Sand liegen. Sie benötigten die Hälfte ihres Wasservorrats, um ihn wieder zu sich zu bringen. Danach suchten sie den Schatten einer Düne und blieben dort den Rest des Tages und die ganze Nacht hindurch, bis Hawkmoon sich am frühen Morgen hochschleppte und erklärte, er würde allein weiterreiten.
„Allein? Weshalb?" Graf Brass erhob sich
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