Rächer des Herzens (German Edition)
behalten.“
„Das haben wir wohl auch gar nicht“, antwortete Isabella trocken.
Pen sah auf ihre Hände hinunter. „Es tut mir sehr leid, Bella. Ich kann den Gedanken nicht loswerden, dass alles ganz anders hätte ausgehen können.“ In ihren Augen standen bittende Tränen. Isabella schluckte, und die Antwort schien ihr wie ein Klumpen im Hals zu stecken.
„Es macht überhaupt nichts, Pen. Denke nicht mehr darüber nach.“
Sie lehnte sich zu ihrer Schwester hinüber und umarmte sie, weil sie beide es brauchten. Pen drückte sich eng an sie.
„Werde glücklich, Bella“, sagte sie mit erstickter Stimme.
„Ja“, antwortete Isabella, und das Herz tat ihr weh. Pen wäre sehr unglücklich, wenn Isabella und Marcus sich jetzt trennten, aber Pen würde nie verstehen, wie kompliziert alles geworden war.
Als sie über Pens Schulter blickte, sah sie Alistair Cantrell von den Klippen herunter auf sie zukommen. Er und Marcus waren drüben gewesen, um sich von dem Fortschritt der Arbeiten an Salterton Cottage zu überzeugen.
„Alistair sucht dich“, sagte Isabella und umarmte Pen noch einmal. „Nun lauf schon!“
Pen brauchte keine zweite Aufforderung, aber als sie schon stand, hielt sie inne und sah ihre Schwester an.
„Du kommst gut allein zurecht, Bella?“, fragte sie leicht besorgt.
„Ja, natürlich“, bestätigte sie gelassen. „Ich gehe ohnehin gleich zu Marcus.“
Sie sah Pen die Klippen hinaufrennen und sich in Alistairs Arme werfen. Beide winkten ihr freudig zu, ehe sie sich umwandten, um Hand in Hand über die Heide auf die Kapellenruine zuzugehen. Isabella seufzte und drehte sich um. Plötzlich hatte sie Angst. An diesem Tag wollte sie Marcus sagen, dass sie nicht schwanger war, und ihm die Wahrheit über Emma mitteilen. Von Anfang an hätte Isabella wissen können, dass die halbe Wahrheit nie ausreichen würde. Aber nun bestand auch die Gefahr, dass sie das zerbrechliche Beziehungsgefüge, das sie miteinander aufgebaut hatten, zerstören könnte. Denn das, was sie ihm zu sagen hatte, könnte Marcus vielleicht veranlassen, für immer von ihr fortzugehen.
Isabella schloss ihre Finger ineinander und starrte auf das Meer hinaus. Sie liebte Salterton, und sie lebte gern hier. Aber ohne Marcus wäre das alles ohne Bedeutung, denn sie liebte ihn mehr als alles andere auf der Welt. Sie war ihm gegenüber jedoch Ehrlichkeit schuldig. Wenn sie sich denn wirklich trennen sollten, dann gäbe es wenigstens keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen.
Ihre Angst steigerte sich noch.
Sie stand dennoch auf, klopfte langsam den Sand von ihren Röcken und machte sich auf den Weg nach Hause. Sie hatte sich schweren Entscheidungen, ob richtig oder falsch, immer gestellt. Und nun, zwölf Jahre nach der ersten, musste sie es wieder tun. Sie betete inbrünstig darum, dass ihre Entscheidung, Marcus von Emma zu erzählen, die richtige sein möge.
Als sie das Haus erreichte, das in heiterer Ruhe in der Nachmittagssonne lag, war sie fast außer sich vor Panik. Sie ging in die angenehm kühle Eingangshalle und hörte, wie Marcus mit dem Architekten sprach. Ihre Unterredung war offenbar im vollen Gange. Also hatte sie noch Zeit für die einzige andere Angelegenheit, die sie noch beschäftigte.
Leise klopfte sie an die Tür von Freddies Krankenzimmer und öffnete. Die Wirtschafterin saß still neben dem Bett. Freddie schien zu schlafen. Er sah blass aus, atmete aber gleichmäßig, und das Fieber war gesunken. Bei seinem Anblick musste sie unwillkürlich lächeln.
Die Wirtschafterin ging auf Zehenspitzen hinaus, und Isabella nahm ihren Platz ein. Sie fasste Freddies Hand, und einen Augenblick später öffnete er die Augen.
„Wie geht es dir, altes Haus?“, fragte Freddie mit etwas Mühe.
„Mir geht es gut, danke“, antwortete Isabella lächelnd. „Du bist ein Held, Freddie. Du hast mir das Leben gerettet.“
Auf Freddies eingefallene Wangen trat ein Hauch von Röte. „Das war schon eine verteufelte Sache“, antwortete er barsch. „Habe getan, was ich konnte. Der Kerl war ein ganz mieser Hund.“ Freddie blinzelte. „Hat Marcus dir gesagt …?“
„Ja“, antwortete Isabella. „Ich verstehe, warum du für ihn gearbeitet hast, Freddie. Du brauchst nichts zu erklären.“
„Es tut mir leid“, sagte Freddie betrübt und vermied es, Isabella anzusehen. „Habe wirklich furchtbaren Mist gebaut.“
Isabella drückte ihm die Hand. „Wir werden das schon in Ordnung bringen.“
„Marcus hat angeboten, meine
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