Rächer des Herzens (German Edition)
Liebling. Dabei will ich dir von meinen Plänen für Salterton Cottage erzählen“, sagte er. „Belton, bitte bringen Sie Tee für zwei in die Bibliothek.“
„Selbstverständlich, Mylord“, murmelte der Butler.
Isabella ließ sich von Marcus in die Bibliothek führen, aber als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, verlor sie beinahe die Fassung. Sie sah die Pläne und Zeichnungen über den Schreibtisch verstreut. Marcus begann zu sprechen, aber sie nahm nichts von dem auf, was er ihr sagte. Recht bald merkte er, dass sie etwas auf dem Herzen hatte, und hielt inne. Isabella spürte, wie ihr das Herz bis zum Halse schlug, es pochte wie wild. Marcus kam zu ihr herüber.
„Bella?“, sagte er und blickte besorgt. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung? Du siehst so …“, er hielt inne und nahm ihre Hand, „… verängstigt aus.“
Sie war auch verängstigt. Sie ließ sich von ihm zu dem Zweiersofa in der Fensterecke führen, wo sie sich mit ihm hinsetzte. Marcus hatte fragend eine Augenbraue hochgezogen und wartete auf ihre Erklärung. Isabella hatte das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben. Es war so wenig Zeit gewesen – zu wenig, um all die Liebe und das Vertrauen, das einmal zwischen ihnen gewesen war, wiedererstehen zu lassen. Und nun musste sie sehen, ob das, was sie erreicht hatten, der Prüfung standhielt. Wenn es fehlschlug, dann hatte sie wieder einmal eine falsche Entscheidung getroffen.
„Marcus“, sagte sie mit fast krächzender Stimme. Sie räusperte sich und versuchte es erneut. Einfach heraus damit, das ist das Beste, sagte sie sich. „Es tut mir so leid“, sagte sie dann. „Ich werde kein Kind bekommen.“
Sie sah, dass etwas wie Angst in seinen Augen zum Vorschein kam. Er machte eine unwillkürliche Bewegung, so als ob er sie in die Arme nehmen wollte, hielt dann aber inne. Sein Gesichtsausdruck war sehr angespannt. Er holte tief Luft, zögerte und wartete dann.
Isabella verstand, dass er Angst verspürte. Schließlich machte auch sie sich große Sorgen, wie es nun mit ihnen weitergehen würde. Vorsichtige Wachsamkeit war jetzt in seinem Gesicht zu lesen, und er blieb immer noch ganz still.
„Mir tut es auch leid“, sagte er dann ruhig. „Aber das braucht nicht das Ende für uns zu sein, Bella.“
Sie presste die Hände so fest zusammen, dass es wehtat. „Ich hatte große Angst, als ich dachte, dass ich schwanger sei“, sagte sie. „Es ist schwer zu erklären. Ich habe schon einmal meine Tochter verloren, und ich wollte das niemals wieder erleben.“
Marcus’ wacher und angespannter Gesichtsausdruck wich einer liebevollen Zärtlichkeit. Er nahm Isabella in die Arme.
„Ich verstehe.“ Er sprach ganz leise und drückte den Mund gegen ihr Haar. „Aber ich werde immer bei dir sein, Isabella. Das nächste Mal wird es anders. Und obwohl du jetzt nicht schwanger bist, so wird eine Zeit kommen, wenn wir unsere Familie haben werden.“
Sie entwand sich ihm und schüttelte den Kopf. Marcus glaubte, sie verstanden zu haben, und er wollte sie trösten. Es brach ihr fast das Herz zu sehen, wie liebevoll er zu ihr war. Aber er wusste nicht. Und nun musste sie es ihm sagen. Sie hielt ihn mit einer Hand etwas von sich ab.
„Nein, Marcus. Du verstehst nicht, weil ich es dir nicht gesagt habe. Ich hätte es längst tun sollen, aber …“ Sie räusperte sich. „Es hat mit Emma zu tun.“
Er wurde ganz still. Seine erschrockenen Augen suchten ihren Blick. „Du willst mir sagen, dass sie mein Kind war“, sagte er tonlos.
„Nein“, antwortete Isabella. „Es ist schlimmer.“ Sie sah ihn kurz an und wandte sich dann schnell ab. Hastig fuhr sie fort: „Ich konnte nie ganz sicher sein, ob Emma unser Kind war. Ich war jung, und es kam mir überhaupt nicht in den Sinn, dass ich schwanger sein könnte. Meine Monatsregel blieb aus. Aber ich führte das auf die Anstrengung der Hochzeit zurück …“ Sie hielt inne. „Emma wurde sieben Monate nach meiner Heirat mit Ernest geboren“, sagte sie tonlos. „Sie war ein zartes Kind und könnte als Frühgeburt Ernests Tochter gewesen sein. Das haben wir natürlich allen gesagt. Aber ich war nie sicher. So oder so, es hat mich seitdem immer gequält.“
Sie stand auf, ohne ihn anzusehen, und trat einen Schritt von ihm weg. „Ich wollte , dass sie dein Kind war!“ Sie spürte, wie es ihr wieder das Herz brach. „Ich sagte mir immer, dass sie deine Tochter war! Sie war das Einzige, was ich von dir hatte, und dann Jahre später –
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