Rächer des Herzens (German Edition)
Wenn er sich so unauffällig wie möglich verhielt, gab es die geringe Chance, sich aus dem Raum zu entfernen, ohne dass der Earl und die Countess es bemerkten. Wenn man den Earl ansah, wie er mit einem grimmigen Gesicht seine Frau wie ein Turm überragte, konnte man leicht glauben, dass er einen abgrundtiefen Hass auf sie verspürte. Aber so war es nicht. Mr. Churchward erkannte das. Hinter der eiskalten Fassade konnte er Marcus Stockhavens Gefühle für seine schöne Frau erahnen, die wesentlich komplizierter und vielschichtiger waren, als es bloßer Hass gewesen wäre. Seit dem Betreten des Raumes hatte der Earl seinen Blick nicht ein einziges Mal von der Countess abgewandt. Er beobachtete sie mit scharfem Auge wie ein Habicht. Und eben hatte Churchward ihn dabei ertappt, wie er sie mit einem solch ungestümen, aber auch zornigen Begehren angesehen hatte, dass er sich zutiefst unbehaglich fühlte.
Isabella sprach nun, und ihre Stimme war wieder kühl und ausdruckslos. „Sie nehmen mir also Salterton Hall weg, Sir. Das ist wirklich eine bemerkenswerte Rache.“
„Ich verlange den Besitz nicht“, antwortete Marcus kurz. „Er wird verkauft werden.“
Isabella neigte den Kopf zur anderen Seite, sodass die Haube nur noch die Rundung ihrer Wange sehen ließ. Mr. Churchward war eigentlich kein Mann mit ausgeprägtem Einfühlungsvermögen, in diesem Augenblick konnte er jedoch ihren ganzen Kummer nachempfinden.
„Was erhalte ich dafür?“, fragte sie nach einer Weile. „Ich würde gern wissen, Mylord, welche Regelung Sie für mich vorgesehen haben.“
Marcus stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und beugte sich zu ihr vor. „Ihre Schulden sind beglichen, Madam. Das ist die Regelung, die für Sie gilt. War es das nicht, was Sie wollten?“
Isabella strich mit auffällig vorsichtigen Bewegungen ihre Handschuhe glatt. „Aber was würde im Falle Ihres Todes geschehen, Mylord? Welche Vorkehrungen sollen für meine Zukunft getroffen werden? Unfälle können immer passieren.“
Mr. Churchward holte tief Atem. Mylady war dabei, ein sehr gefährliches Spiel zu spielen. Er beobachtete, wie der Earl die Hände auf den Schreibtisch presste.
„Im Falle meines Todes, Madam“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, „denke ich, dass Sie wieder versuchen werden, einen reichen Mann zu finden. Das ist ja Ihre übliche Vorgehensweise, oder?“
„Und Ihr Eigentum und Vermögen?“
„Gehen an meinen Cousin. Ich bedaure, dass Sie keinen Vorteil davon hätten, wenn Sie mich ermorden ließen.“
Mr. Churchward jammerte jetzt fast. „Mylord, das ist höchst unschicklich!“
Marcus beachtete ihn nicht. „Es sei denn“, vollendete er in barschem Ton, „Sie schenken mir einen Erben, Madam. In dem Fall wird er alles erhalten.“
Die Schildpattschnalle ihres Retiküls schnappte unter ihren Fingern zu, und alle fuhren hoch.
„Ich würde Ihnen eher die Pest an den Hals wünschen“, sagte sie mit süßer Stimme. „Mich bekommen Sie als Teil dieser ‚Regelung‘ nicht in Ihr Bett.“
Vor lauter Verlegenheit bekam Mr. Churchward ganz rote Ohren.
„Sie werden alle Pflichten einer Ehefrau erfüllen.“ Churchward sah, wie Marcus bei jedem Wort, das er herauspresste, immer bleicher wurde. „Wir werden das allein diskutieren, Madam.“
Isabella neigte den Kopf mit perfekter Eleganz. Sie stand auf. „Wenn es jetzt nichts mehr zu sagen gibt, werden Sie mich entschuldigen, Gentlemen.“
Marcus nahm das Papier aus Churchwards bebenden Fingern. „Nicht bevor Sie dies unterzeichnen, Mylady.“
Sie zögerte. Es schien Churchward, dass eine unangemessen lange Zeit verging, während sie von dem Papier zu dem versteinerten Gesicht ihres Mannes blickte. Sie wirkte jung, stolz und wirklich sehr anziehend. Churchward sah die unerträgliche Erwartung im Gesicht des Earls.
„Nein“, sagte sie mit klarer Stimme. „Ich werde nicht unterzeichnen. Sie können mich nicht dazu zwingen. Mr. Churchward, trotz der heutigen Diskussion wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir die notwendigen Informationen über eine Auflösung der Ehe zukommen ließen.“
Marcus richtete sich zu voller Höhe auf. „Die Anzeige über unsere Eheschließung wird morgen in der Times erscheinen, obSie zustimmen oder nicht.“
Isabella erwiderte nichts und schloss die Tür ganz leise.
„Mylord“, sagte Churchward, sobald er sich wieder etwas gefasst hatte, „das war nicht klug.“
Marcus schien ihn gar nicht zu hören. Er schüttelte
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