Räuberbier
Braumeister zu und wollte ihm Handschellen anlegen, bis er bemerkte, dass er keine dabeihatte. »Sie stehen hiermit unter Arrest«, sagte er zu ihm. »Sie dürfen bis auf Weiteres das Sudhaus nicht verlassen.«
»Wie auch«, antwortete dieser, »ist ja alles abgeschlossen.«
Dies war korrekt, denn Ferdinand Jäger, der wohl Generalschlüssel besaß, hatte in der Zwischenzeit die Tür zum Treppenhaus verriegelt.
Ich hatte mich inzwischen an die Schmerzen gewöhnt. Um zu vermeiden, dass KPD weitere Desaster anrichtete, klatschte ich in die Hände, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Es gelang mir.
»Wir sollten jetzt langsam zur Sache kommen. Jeder bekommt nun Gelegenheit, sich zur Sache zu äußern. Frau Wagner wird alle Aussagen protokollieren. Wir beginnen mit Herrn Fürchtegott Glaubier, der, wie er sagt, eine wichtige Aussage machen will.«
Ich bemerkte, wie Lobhudel und Costa zunehmend angespannt wirkten. War nicht auch in Ferdinands Augen ein nervöses Blinzeln auszumachen?
Der Braumeister stellte sich in Positur. Jetzt hätte man eine Stecknadel fallen hören können. »Da anscheinend alle auf mir rumhacken und mir den Mord an meinem Gehilfen unterschieben wollen, muss ich etwas klarstellen. Auch wenn ich manchmal etwas grob wirke, bin ich doch ein herzensguter Mensch. Ich tue hier meine Arbeit und die mache ich verdammt gut. Oder hat es jemals auch nur eine Beschwerde über das Bier gegeben?«
Er wartete darauf, ob wir ihm beipflichteten. Als niemand reagierte, sprach er weiter: »Wenn jetzt Ferdinand mit seinen alten Geschichten kommt, muss ich mich wehren.« Er schaute zu meinem Freund. »Ja, Ferdinand, nun geht’s dir an den Kragen. Unser Kollege hier, der täglich Besuchergruppen durchs Werk schleust, hat sich nämlich einen Zweitjob zugelegt.«
Ich blickte zu Ferdi, dem der Kinnladen fast auf dem Boden hing.
»Nein, er fährt nach Feierabend kein Taxi, falls das jemand meinen sollte. Er hat einen viel subtileren Nebenjob. Ferdinand hat sich seit mindestens zwei Jahren einen privaten Bierhandel aufgebaut. Jeden Tag schleust er ein paar Fässer und einige Kästen Bier in seinem Wagen aus dem Betriebsgelände. Die verkauft er in seinem Bekanntenkreis zum halben Preis. Und wenn er die leeren Kästen zurückbekommt, holt er sich im Supermarkt das Pfand. Stimmt’s, Ferdinand?«
Mein Freund stand mit hochrotem Kopf da. Ich wusste nicht, ob ich diese Geschichte glauben sollte. Konnte man sich so in einem Menschen täuschen?
Jäger begann endlich zu reden. »Aber deswegen habe ich Monet nicht umgebracht.«
»Aha«, mischte sich KPD ein. »Weswegen dann?«
»Ich war’s überhaupt nicht«, antwortete Ferdinand, dessen Hände zitterten. »Außerdem hat Fürchtegott stark übertrieben. Ab und zu mal einen Kasten, okay. Mehr soll er mir erstmal nachweisen.«
»Das überlassen wir der Firmenleitung«, sagte ich. »Hast du Karl-Max Monet getötet oder nicht?«
»Nein, natürlich nicht!«, schrie er mich an. »Aber Glaubier könnte es gewesen sein. Der hat ein Verhältnis mit Monets Frau.«
Mit dieser Feststellung hatte sich die Situation erneut gewendet. Würde Glaubier wieder zu türmen versuchen oder sich den Anschuldigungen stellen?
Dem Braumeister tropfte der Schweiß in den Schnauzer. »Na und? Fabienne ist halt eine klasse Frau. Viel zu schade für den Karl-Max.«
»Sag doch auch den Rest«, forderte ihn Ferdinand Jäger auf. »Oder soll ich es tun? Karl-Max wollte sich nicht scheiden lassen. Außerdem gehört ihm die Villa, die er von seinen Eltern geerbt hat. Und nach dem Tod von Karl-Max gehört sie jetzt Fabienne. Ein besseres Motiv gibt es doch fast nicht.«
Mittlerweile schweißgebadet schoss der Braumeister zurück. »Ich bring doch wegen einer Frau niemanden um. Da wäre ich ja längst ein Serienmörder.« Er drehte sich zu mir und sagte: »Schauen Sie sich lieber mal Alfred E. Lobhudel an. Der hat Karl-Max nämlich wegen eines Diebstahls erpresst.«
Pressesprecher Lobhudel, der sich seit dem Beginn der Vernehmungen wohlüberlegt im Hintergrund gehalten hatte, stand auf einmal im Rampenlicht.
»Was für eine verdammte Lüge«, schrie der Sonnenbrillenträger und hielt dabei seinen Rucksack fest umklammert. »Ich habe keine Ahnung, wovon der redet!«
Jutta schüttelte ihr Handgelenk. Selten musste sie in diesem rasanten Tempo solch unterschiedliche Aussagen mitschreiben.
Fürchtegott Glaubier hieb aggressiv mit seiner flachen Hand auf einen der Kessel. »Ich kann dir gerne einen
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