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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unbedingt die Polizei rufen?«
    Man konnte deutlich zahlreiche rote Flecken am Hals unseres Chefs erkennen. Er musste unter größter Anspannung stehen. Ähnliches hatte ich bisher nur einmal bei ihm beobachtet. Das war, als er sich für sein neu eingerichtetes Büro zwischen einem Mahagoni- und einem Teakholzschreibtisch entscheiden musste. Am Ende hatte er beide genommen.
    Der Pressesprecher schaute ihn erstaunt an. »Herr Diefenbach, es hat immerhin einen Toten gegeben. Da sollten wir die Mannheimer Polizei schon informieren.«
    »Aber wir sind doch auch Polizisten«, entgegnete KPD und seine Stimme klang einen Hauch unsicher.
    »Ich meine die Polizei, die für uns zuständig ist. Sie und Ihre Mitarbeiter sind aus Rheinland-Pfalz. Das wäre in etwa so, als wenn ich zufällig eine Militärabordnung aus der Mongolei im Betrieb hätte und diese offiziell um eine Untersuchung bitten würde.«
    KPD suchte stotternd nach Worten. Jetzt hatte ich Gelegenheit, mal wieder ein gutes Wort für meinen Chef einlegen zu können. Das würde mir bestimmt den Titel ›Schleimer des Monats‹ einbringen. Es war ein inoffizieller Titel, den wir in unserer Dienststelle ab und zu für besondere ›Leistungen‹ vergaben.
    Mit einem »Herr Lobhudel, wir dürfen durchaus bundeslandübergreifend Amtshilfe leisten. Wir in der Pfalz kochen meistens auch nur mit Wasser«, mischte ich mich in die Diskussion ein.
    »Außerdem ist es bloß ein Unfall«, fiel mir KPD ins Wort, während er mir freundlich zunickte, »ein lächerlicher Unfall, wie er jeden Tag überall auf der Welt vorkommt.«
    Lobhudel gab sich von soviel Überredungskunst zunächst geschlagen. »Okay, meine Herren, wie Sie meinen. Untersuchen Sie den Unfall. Wie wollen Sie vorgehen?«
    KPD sah sich als Gewinner und warf sich in die Brust. Seine Flecken bildeten sich zurück. »Mit meiner Kompetenz und meiner Erfahrung haben wir das Problem in Nullkommanix gelöst. Wenn wir uns beeilen, können wir sogar die Betriebsbesichtigung fortsetzen. Den Unfall selbst brauchen wir nicht an die große Glocke zu hängen.« Er wechselte von einer Sekunde auf die andere das Thema. »Wann findet der Wettbewerb eigentlich statt?«
    Auweia, jetzt wusste ich, wohin der Hase lief. Unser Chef sah nur das Biercasting am Horizont, das er gewinnen wollte. Alles andere schob er beiseite.
    »Das dauert noch eine Weile«, entgegnete ich schnell meinem Chef. »Der Wettbewerb ist nicht zeitkritisch. Wir können uns durchaus zunächst näher mit dem Unfall beschäftigen.«
    »Warum denn?«, fuhr er mich an. Er drehte sich zu Glaubier um. »Wie kriegen wir das verdammte Ammoniak aus dem Technikraum?«
    Der Braumeister überlegte. »Die Absauganlage habe ich selbstverständlich sofort nach dem Unfall eingeschaltet. Bis die Konzentration im ungefährlichen Bereich ist, wird es etwa drei bis vier Stunden dauern.«
    »Was, so lange? Und vorher kommen wir nicht rein? Wie viele Türen führen überhaupt in den Raum?«
    »Nur die eine aus dem Sudhaus«, antwortete Glaubier. »Monet muss direkt von hier aus reingegangen sein. Ich habe keine Ahnung, was er darin wollte. Normalerweise hatte er im Technikraum nichts zu suchen.«
    KPD schaute sich um. Alle warteten auf ihn.
    »Und wenn wir solange mit der Führung weitermachen? Im Moment können wir sowieso nichts tun. In drei Stunden treffen wir uns dann wieder hier und untersuchen Monet. Einen Arzt haben wir schließlich zufälligerweise ebenfalls hier.«
    »Aber nur, wenn er privat versichert ist«, rief Metzger dazwischen.
    Unglaublich, was unser Chef da losließ. Ein paar Meter von uns entfernt kam ein Mensch ums Leben und er dachte nur an die Besichtigung mit anschließender Bierprobe. Etwas angesäuert blickte ich nochmals auf den Monitor. Und da sah ich es: Irgendetwas funkelte, wo nichts funkeln sollte.
    »Herr Glaubier!« Ich winkte dem Braumeister zu, der ebenfalls fassungslos angesichts der Pläne unseres Chefs war. »Kommen Sie mal bitte her!«
    »Kann Ihre Kamera auch Ausschnitte vergrößern?«
    »Ja klar, kann die zoomen. Haben Sie etwas entdeckt?«
    Ich zeigte auf eine bestimmte Stelle auf dem Monitor. Glaubier begriff und drehte an einem Schalter. Langsam vergrößerte sich die gewünschte Stelle. KPD kam hinzu und gemeinsam starrten wir auf ein Messer, dessen vordere Hälfte in Blut getaucht war.
    KPD schaute mich entgeistert an.
    »Mord, Herr Diefenbach. Da verwette ich Ihre Pension dagegen.«
    KPD sah seine Felle davonschwimmen. Doch dann hatte er die

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