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Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel

Titel: Ramses 4 - Die Herrin von Abu Simbel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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war ihm unerträglich, die Ereignisse einfach nur abzuwarten.

    Auf die eine oder andere Art mußte er handeln. Vielleicht dachte Ramses ja, Acha sei bereits tot, oder er plante einen Angriff auf breiter Front, nachdem er seine Armee mit den neuesten Waffen ausgerüstet hatte.
    Je länger Acha darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß ihm keine andere Wahl blieb, als sich selbst zu befreien.
    Ein Diener brachte ihm, wie jeden Tag, ein üppiges Mittagsmahl. Über den Vorsteher des Palastes, der den gefangengehaltenen Ägypter wie einen Gast hohen Ranges behandelte, konnte Acha sich wahrlich nicht beklagen. Noch während er sich an einem Stück gebratenen Rindfleisches gütlich tat, vernahm er den schweren Schritt des Herrn über diese Stätte.
    «Wie ergeht es unserem edlen ägyptischen Freund?» fragte Benteschina, der Fürst von Amurru, ein überaus wohlbeleibter Mann von etwa fünfzig Jahren mit einem dichten, schwarzen Schnurrbart.
    «Dein Besuch ehrt mich.»
    «Ich verspürte Lust, mit Ramses’ Oberstem Gesandten eine Schale Wein zu trinken.»
    «Weshalb begleitet Hattuschili dich nicht?»
    «Unser edler hethitischer Freund ist andernorts beschäftigt.»
    «Wie schön es ist, nur edle Freunde zu haben… Wann werde ich Hattuschili wiedersehen?»
    «Das weiß ich nicht.»
    «Ist das Land der Zedern nunmehr ein Stützpunkt der Hethiter geworden?»
    «Die Zeiten ändern sich, mein lieber Acha.»
    «Fürchtest du nicht Ramses’ Zorn?»
    «Zwischen dem Pharao und meinem Fürstentum ragen fortan unüberwindliche Festungswälle auf.»
    «Sollte ganz Kanaan unter hethitischem Einfluß stehen?»

    «Stelle mir nicht zu viele Fragen… Lasse dir gesagt sein, daß ich mich durchaus mit der Absicht trage, dein kostbares Leben gegen einige Reichtümer einzutauschen. Ich hoffe nur, daß dir bei der Übergabe nichts Böses zustößt, aber…»
    Mit hämischem Lächeln kündigte Benteschina dem Gesandten an, daß man ihn womöglich aus dem Wege räumen würde, ehe er erzählen könnte, was er in Amurru gesehen und gehört habe.
    «Bist du sicher, daß du dich für die richtige Seite entschieden hast?»
    «Gewiß, mein Freund! Um die Wahrheit zu sagen, die Hethiter haben dem Gesetz des Stärkeren Geltung verschafft.
    Und da die Rede davon ist, daß Sorgen in großer Zahl Ramses hindern, frohen Mutes die Geschicke seines Landes zu lenken… Sei es eine Verschwörung, sei es eine verlorene Schlacht, vielleicht auch beides zusammen, irgend etwas führt bestimmt zu seinem Tod oder dazu, daß er von einem Herrscher abgelöst wird, der zu mehr Zugeständnissen bereit ist.»
    «Da kennst du Ägypten schlecht, Benteschina, und Ramses noch schlechter.»
    «Ich vermag mir ein Urteil über die Menschen zu bilden.
    Trotz der Niederlage bei Kadesch wird der hethitische König Muwatalli letzten Endes den Sieg davontragen.»
    «Du läßt dich auf ein gewagtes Spiel ein.»
    «Ich liebe den Wein, die Frauen und das Gold, aber ich bin kein Glücksritter. Die Hethiter haben den Krieg im Blut, die Ägypter nicht.»
    Verstohlen rieb sich Benteschina die Hände.
    «Falls du einen bedauerlichen Unfall bei deiner Übergabe vermeiden möchtest, mein lieber Acha, dann solltest du ernsthaft darüber nachsinnen, das Lager zu wechseln. Nehmen wir einmal an, du würdest Ramses falsche Auskünfte erteilen… Nach unserem Sieg wird man dich dafür belohnen.»
    «Verlangst du von mir, dem Obersten Gesandten Ägyptens, daß ich Verrat übe?»
    «Hängt nicht alles von den Umständen ab? Ich habe dem Pharao auch einmal Treue gelobt…»
    «Einsamkeit ist meinen Überlegungen nicht gerade förderlich.»
    «Möchtest du vielleicht… eine Frau?»
    «Eine Frau von erlesener Bildung, sehr einfühlsam…»
    Benteschina trank seine Schale Wein leer und wischte sich mit dem rechten Handrücken die feuchten Lippen.
    «Welches Opfer würde ich nicht bringen, wenn es gilt, deine Überlegungen zu beflügeln!»

    Die Nacht war hereingebrochen. Der schwache Schein zweier Öllampen erhellte das Gemach, in dem Acha, mit einem kurzen Schurz bekleidet, auf seinem Bett lag.
    Ein Gedanke ließ ihn nicht zur Ruhe kommen: Hattuschili hatte Amurru verlassen. Dieser Aufbruch und ein gleichzeitiger Vorstoß der Hethiter in die ägyptischen Schutzgebiete längs des Mittelländischen Meeres paßten nicht zusammen. Wären die hethitischen Krieger in großen Horden in diese Regionen eingefallen, warum hätte Hattuschili dann seinen Stützpunkt aufgeben sollen, von dem aus er die

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