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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilde
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konnte, ging Annabelle zielstrebig zur Tür, öffnete sie kurz, offenbar um nachzuschauen, ob jemand kam und ging dann zurück, schnurstracks auf Julia zu, die immer noch ihren sprichwörtlich in einen Swimmingpool gefallenen Pump in der einen und ein nach Alkohol stinkendes Taschentuch in der anderen Hand hielt.
    Annabelle stoppte knapp 30 Zentimeter vor Julia und zischte: „Ich warne dich. Lass' ihn in Ruhe. Alexej ist mit mir zusammen. Ich lasse nicht zu, dass ein Werbeflittchen wie du unsere Beziehung kaputt macht.“ Julia machte einen Fehler als sie spöttisch lachte: „Wie bitte? Müsstest du nicht längst im Bett sein? Und außerdem: Du hast mich gerade 'Flittchen' genannt, wenn du willst, dass dein Gesicht ohne Kratzer davon kommt, solltest du dich schleunigst entschuldigen...“
    Bevor Julia reagieren konnte, holte Annabelle aus und schlug ihr mit aller Kraft den Schuh aus der Hand, der gegen einen der pompösen Spiegel knallte, das Glas zum Bersten brachte und unter Scherben begraben im nächsten Waschbecken liegen blieb.
    Annabelle eilte zurück zur Tür, drehte sich nochmals um und wiederholte, bebend vor Wut und mit einem irren Blick, ihre Warnung: „Beim nächsten Mal wird ein kaputter Spiegel dein geringstes Problem sein.“ Julia war entsetzt. So entsetzt, dass sie ungeachtet der Scherben auf dem Boden hinter ihr her humpelte (mit nur einem Schuh, der noch dazu einen mörderischen 8cm-Absatz hat, läuft es sich nicht so gut) und durch die noch offene Tür hinter Annabelle herrief: „Du blöde Schlampe, was willst du eigentlich von mir?“
    Während der Abend längst groteske Züge angenommen hatte, setzte das, was Julia danach beobachtete, dem Ganzen die Krone auf. Annabelle kassierte vom immer noch grinsenden Alexej gerade einen Klaps auf den Po und bewegte sich danach, offenbar triumphierend, in Richtung Ausgang.
    Julia traute ihren Augen nicht. Hatte dieses Arschloch sie etwa dazu angestachelt, ihr die Hölle heiß zu machen? Aber warum? Und woher wusste Annabelle, wo die beiden sich treffen würden? Sie war den Tränen nahe. Sie schloss die Tür zum Bad und begann, die Scherben einzusammeln, um wenigstens die Illusion von Kontrolle wiederzuerlangen. Auch das war ich jedoch nicht vergönnt, denn ein düsterer Typ in tadellosem Anzug hatte das Bad ebenfalls betreten.
    Julia schnauzte ihn an, ohne richtig vom Boden aufzusehen: „Bist du blind? Das hier ist die Damentoilette.“ Der Mann blieb eiskalt stehen und meinte ruhig: „Das ist mir durchaus bewusst. Allerdings gab es eine Beschwerde und dem Chaos hier nach zu urteilen ist diese Beschwerde nicht ungerechtfertigt. Ich muss Sie bitten, unser Lokal zu verlassen, denn...“ Julia unterbrach den Mann, der nun als ihr Sündenbock herhalten musste.
    „Wenn hier jemand das Recht hat, sich zu beschweren, dann bin ich das. Die verrückte Frau, die mich gerade angegriffen hat, ist für das Chaos hier verantwortlich, nicht ich. Meinen Sie ernsthaft, ich würde die Schuhe, die für Sie wahrscheinlich mehr als ein Monatsgehalt ausmachen, freiwillig in die verfluchten Spiegel schmeißen? Für wie bescheuert halten Sie mich eigentlich?“
    Der Mann blieb cool, denn er war solche Gäste durchaus gewöhnt und ließ Julia's ausfallende Bemerkungen ebenso mühelos abtropfen wie das Villeroy-Boch Porzellan das Wasser, mit dem Julia ihre Schuhe gesäubert hatte.
    „Sie sollten nun wirklich nach Hause gehen. Der Kellner hat bestätigt, dass sie bereits drei starke Cocktails getrunken haben und wenn ich mir das hier so anschaue, kann ich mir ganz gut vorstellen, was hier vorgefallen ist.“ Er hob die Hand und bedeutete ihr mit simpler Zeichensprache, dass er es ernst meinte und dass er erst dann zufrieden sein würde, wenn sie tatsächlich das Bad und danach die Bar verließ.
    Julia konnte die Ignoranz dieses Mannes nicht fassen. Hatte er denn die vor Wut fast überschäumende Annabelle nicht durch die Bar stolzieren sehen? Waren plötzlich alle Menschen um sie herum durchgedreht? Oder war das auch wieder nur ein Traum? Julia trat in eine der zahlreichen Spiegelscherben und wurde schmerzhaft daran erinnert, dass dies durchaus real war und tatsächlich stattfand.
    Mittlerweile war auch eine weitere Kellnerin herbei gewuselt, um den gröbsten Schaden mit geübter Hand zu beheben. Julia hatte große Lust, sich noch weiter mit dem Mann zu streiten, aber als sie sich den stinkenden, zerkratzten und durchnässten Schuh wieder angezogen und sich mit leichtem

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