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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilde
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intensiver als alles, was Julia in ihren jungen Jahren bisher erlebt hatte.
    Und doch war ein Funke Bewusstsein übriggeblieben; eine leise Stimme ermahnte sie zur Vorsicht und genau diese Stimme erinnerte sie auch an das schreckliche Bild, das sich nur wenige Minuten zuvor in ihr Hirn gebrannt hatte. Annabelle und Alexej hatten offenbar eine Affäre (die Alexej herunterspielte) und Katarina's Anspielung vom Vorabend nach zu urteilen war es eine seiner Gewohnheiten, hübsche Frauen in Bars aufzugabeln und in einem der umliegenden Luxushotels zu vernaschen.
    Julia schaffte es, sich dem festen Griff und seinen anziehenden Lippen zu entreißen. Sie stammelte: „Das geht so nicht. Ich habe doch gesehen, was zwischen dir und Annabelle läuft. Ich will das nicht.“ Das war eine Lüge, aber Julia vertraute ihrem Instinkt. Mit dem mysteriösen Russen in der Kiste zu landen gehörte zwar eindeutig zu ihrer Definition von Spaß, aber sie hatte eine Art Kodex, den sie bisher noch nie missachtet hatte. Sex mit Kunden war Tabu.
    Sie wischte sich den Mund ab und spürte zum ersten Mal in dieser Nacht, dass sie wirklich ordentlich besoffen war.
    Alexej wusste, wann er geschlagen war. Er kannte diese Art Frauen. Sie wollten die Kontrolle um jeden Preis behalten. Aber er wusste auch, dass es den meisten Frauen nur um die Illusion von Kontrolle ging. In Wirklichkeit hatte er bisher noch keine Frau kennengelernt, die nicht gerne verführt, entführt, dominiert wurde. Er verlor rasch das Interesse. Er wollte sie ganz für sich haben. Da das nicht ging, winkte er ab und nahm erneut seinen Cocktail zur Hand.
    „Wie du meinst. Allerdings ist mir etwas aufgefallen. Dem Kuss nach zu urteilen hattest du wohl schon lange keinen echten Mann mehr an deiner Seite. Bist du dir wirklich sicher, dass du nicht lieber mit mir kommen willst?“ Er setzte die Frage hinzu, da er sich seine Chancen auf ein Abenteuer mit einer x-beliebigen, anderen Frau als zu gering ausgerechnet hatte. Entweder er ging in dieser Nacht allein ins Hotel oder mit Julia. Eine weitere Gelegenheit für ein unverbindliches Intermezzo würde sich jetzt nicht mehr ergeben, dachte er und bemühte sich, möglichst einladend zu schauen.
    Julia hatte ihren Entschluss jedoch schweren Herzens gefasst. Außerdem turnte sie seine machomäßige Bemerkung ab. Was ging es diesen Schnösel an, wann und mit wem sie zuletzt Sex hatte? Insgeheim dachte sie, dass er mit seiner Bemerkung goldrichtig lag.
    Sie verfluchte ihren Job. Ihr war allerdings bewusst, dass sie ohne diesen Job niemals auch nur in die Nähe eines solchen Mannes kommen würde. Sie nickte ihm nochmal zu, ließ ihn mit seinem Cocktail sitzen und ging zurück in die Kälte.

Kapitel 5 – Der Anruf
    Julia wachte mit einem Mordskater auf. In ihrem eigenen Bett, wie sie erleichtert feststellte. Ihr Kopf dröhnte und sie schwor sich, nie wieder mit einem potenziellen Kunden in einer Cocktailbar zu versacken. Egal, wie gut der Kunde aussieht, dachte sie.
    Als sie sich aufrichtete, spürte sie den Drang sich zu übergeben, was sich jedoch auf dem slalomartigen Gang zur Toilette wieder legte. Diesmal hatte sie kein erotischer Traum aus dem Schlaf gerissen, Julia war durch das ohrenbetäubende Schrillen ihres Weckers aufgewacht.
    Das bedeutet, dass ich es heute pünktlich zur Arbeit schaffen kann, dachte sie benommen, als sie sich bemühte, den widerlichen Geschmack im Mund mit der Zahnbürste zu bekämpfen. Nach der Dusche setzte sie sich Kaffee auf und als sie langsam frisch wurde und die heiße Tasse mit zwei blassen und leicht zitternden Händen umklammerte, dachte sie an den vorigen Abend.
    Ein Blick in den Flur neben der Küche verriet ihr, dass zumindest die Schuh-Misere tatsächlich stattgefunden hatte. Schon von Weitem war ersichtlich, dass sie diese 1000-Euro-Treter ebenso gut in die Altkleidersammlung oder besser: in den Müll befördern konnte.
    Warum hatte sich Alexej wie ein Arschloch verhalten? Es hatte doch alles perfekt begonnen? Zumindest, wenn man von ihren Peinlichkeiten zu Beginn des vorigen Tages absah. Bevor sie sich weitere Gedanken machen konnte, klingelte ihr Handy – das fürs Private. Deniz war in der Leitung: „Hey Süße, gut geschlafen? Ich komm' gleich zur Sache. Was ich dir gleich erzähle, wird dir nicht gefallen!“
    Julia überging seine unpassende Anrede (seit wann durfte er sie 'Süße' nennen?) und hoffte inständig, dass er sich verwählt hatte. „Also, wie gesagt, ich mach's kurz. Peer wird

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