Ratgeber Aggressives Verhalten
Angebote in Beratungsstellen (Erziehungsberatungsstellen) an.
(b) In der Bundesrepublik Deutschland verfügen wir über ein gut ausgebautes Netz von niedergelassenen Psychotherapeuten. Eltern können zusammen mit dem Therapeuten einen Antrag bei der Krankenkasse stellen; sie erhalten – nach einer gewissen Zeit – eine Bewilligung zur Durchführung einer Psychotherapie (z.B. einer Verhaltenstherapie); inder Regel wird diese Bewilligung bei komplexeren Problemen 25 oder 40 Sitzungen umfassen.
Jeder Psychotherapeut wird, bevor er eine Therapie durchführen kann, mit Ihnen die Ziele und Problemlage detailliert besprechen; Ihr Kind wird zu Beginn psychodiagnostisch untersucht. Die Problemlösung, die mit Ihnen schrittweise erarbeitet wird, kann in wöchentlich stattfindenden Sitzungen mit Ihrem Kind in die Tat umgesetzt werden. Im Regelfall ist Ihre aktive Mitarbeit für den Erfolg einer Kinderpsychotherapie zentral. In manchen Fällen – vor allem bei Vorschulkindern – wird der Therapeut mit Ihnen intensiver arbeiten als mit Ihrem Kind. Der Therapeut wird versuchen, die allgemeinen Prinzipien, die in diesem Ratgeber aufgeführt sind, mit Ihnen und Ihrem Kind gemeinsam auf Ihre Situation anzuwenden. Bei solchen Übungen (= Elterntrainings) lernen Sie in kleinen Schritten, mit Ihrem Kind in konsequenter und grenzsetzender Weise umzugehen. Häufig kann man mit dem neuen (eingeübten) Elternverhalten die Aggression erfolgreich reduzieren.
15 Gibt es noch weitere Hilfen?
Wie schon erwähnt, zeichnet sich aggressives Verhalten dadurch aus, dass es häufig sehr stabil ist und im Kindes- und Jugendalter im Verbund mit weiteren Problemen auftritt (z.B. mit Lernproblemen, risikofreudigem Verhalten im Alltag). Selbstverständlich zeigt das Bemühen von Betroffenen, Pädagogen und Psychotherapeuten Früchte – vor allem wenn ein gut aufeinander abgestimmtes Vorgehen erfolgt. Da die Probleme bereits im Kindergartenalter (als oppositionelles Verhalten) auftreten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass man bis ins Jugendalter mehrmals professionelle Hilfe aufsuchen muss. Vielfach wird man auch Unterstützung im Bereich der schulischen Leistungen brauchen.
Die vielfältigen Probleme aggressiver Kinder und Jugendlicher machen es jedoch in manchen Fällen erforderlich, auf Angebote der Kinder-und Jugendhilfe zurückzugreifen. Die „Jugendhilfe“ bietet eine Reihe von Angeboten, die von der Erziehungsberatung, der Tageseinrichtung („Tagesgruppe“ einschließlich Hausaufgabenbetreuung), der sozialpädagogischen Familienhilfe bis zur Heimerziehung reichen. Liegen solche Maßnahmen als gruppenpädagogische Angebote vor, dann ist darauf zu achten, dass hierbei nicht ausschließlich aggressive Kinder in einer Gruppe betreut werden.Eine solche einseitige Gruppenzusammensetzung führt zwangsläufig dazu, dass sich aggressive Kinder in ihrem Problemverhalten wechselseitig verstärken und damit die Problematik unweigerlich zunimmt. Im Rahmen solcher Maßnahmen sollte eine ausreichende Anzahl nicht aggressiver Kinder vorhanden ein.
Über die konkreten Möglichkeiten der Kinder- und Jugendhilfe können Sie sich bei Erziehungsberatungsstellen, beim Kinderarzt, Kinder- und Jugendpsychiater oder Klinischen Kinderpsychologen und auch beim Jugendamt direkt informieren.
Literaturhinweise
Döpfner, M., Schürmann, S. & Frölich, J. (2007). Therapieprogramm für Kinder mit hyperkinetischem und oppositionellem Problemverhalten (THOP; 4., veränd. Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union.
Döpfner, M., Schürmann, S. & Lehmkuhl, G. (2006). Wackelpeter und Trotzkopf. Hilfen bei hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten (3., veränd. Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union.
Petermann, F. & Petermann, U. (2000). Aggressionsdiagnostik . Göttingen: Hogrefe.
Petermann, F. & Petermann, U. (2007). Training mit Jugendlichen (8., überarb. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.
Petermann, F. & Petermann, U. (2008). Training mit aggressiven Kindern (12.,veränd.Aufl.). Weinheim: Psychologie Verlags Union.
Anhang
Liste für aggressives und aggressiv-dissoziales Verhalten 1
1. Hat für sein Alter ungewöhnlich häufige oder schwere Wutausbrüche.
2. Wird schnell wütend.
3. Streitet häufig mit Erwachsenen.
4. Widersetzt sich häufig aktiv den Anweisungen oder Regeln von Erwachsenen oder weigert sich, diese zu befolgen.
5. Ärgert andere häufig absichtlich.
6. Schiebt häufig die Schuld für eigene Fehler oder eigenes Fehlverhalten auf
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