Ratgeber Aggressives Verhalten
nicht nachkommt.
2. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind aufmerksam ist, wenn Sie die Aufforderung geben!
3. Äußern Sie die Aufforderung eindeutig und nicht als Bitte!
Verdeutlichen Sie in Ihrer Stimme, dass die Angelegenheit wichtig ist – vermeiden Sie aber einen strafenden und zu strengen Tonfall.
4. Geben Sie immer nur eine Aufforderung!
Handelt es sich um eine umfangreiche Aufgabe, dann zerlegen Sie diese in kleinere Schritte, die Ihr Kind hintereinander erledigen kann. Gehen Sie anfangs von leicht und schnell erfüllbaren Aufforderungen aus.
5. Überprüfen Sie, ob Ihr Kind der Aufforderung nachkommt!
Sollte Ihr Kind der Aufforderung nicht folgen, dann wiederholen Sie diese nochmals eindringlicher.
6. Konzentrieren Sie sich zunächst nur auf wenige Aufforderungen!
Wählen Sie höchstens drei Aufforderungen aus und schreiben Sie diese auf eine Karte, die Sie an einem gut sichtbaren Platz anbringen. Natürlich können Sie nicht erwarten, dass Ihr Kind die Aufforderungen immer befolgt, jedoch werden sich nach kurzer Zeit einige Veränderungen einstellen.
Besonders wichtig ist, dass die Aufforderungen bei Ihrem Kind auch ankommen und Sie sie eindeutig und nicht als Bitte äußern. Machen Sie sich vorher klar, dass nur durch Ihre Konsequenz Ihr Kind es schaffen kann, aus dem Teufelskreis negativen Verhaltens herauszukommen (vgl. Abb. 1 ). Ihre Klarheit, Eindeutigkeit und Bestimmtheit ist die Voraussetzung dafür, dass Ihr Kind eine neue soziale Orientierung entwickeln kann. Eine solche Konsequenz wird unglücklicherweise von manchen Eltern und Bezugspersonen mit unmenschlicher Härte oder Herzlosigkeit verwechselt.
11 Falsche und richtige Zuwendung
Durch gezielte Zuwendung helfen Sie Ihrem Kind, eine soziale Orientierung zu gewinnen. Häufig verhalten sich Bezugspersonen aggressiver Kinder inkonsequent und loben wenig oder gar nicht. Gerade aggressive Kinder benötigen jedoch ein hohes Maß an positiver Zuwendung (vgl. Kasten 3 ). Dies kann bedeuten, dass Sie bei einem aggressiven Kind kleine Verhaltensfortschritte (z.B. kooperatives Verhalten, wie das unaufgeforderte Aufräumen der Spielecke) oder andere – bei unauffälligen Kindern selbstverständliche – Dinge durch Lob unterstützen müssen.
Viele Eltern, Erzieherinnen und Lehrer glauben, dass durch Ermahnen, Nörgeln oder Schimpfen ein Problemverhalten verschwindet. Leider tragen negative Formen der Zuwendung (vgl. Kasten 3 , unter Punkt 2) dazu bei, dass das Verhalten, das Sie verhindern wollen, besonders stark ausgeprägt wird. Nur keine Zuwendung zeigen, also ein Verhalten völlig ignorieren, hat zur Folge, dass aggressives Verhalten in den Hintergrund rückt. Für viele Eltern ist es jedoch äußerst schwierig, diese Form der neutralen (also nicht von Wut, Ärger oder Verzweiflung gekennzeichneten) Abgewandtheit (= sozialer Ausschluss) zu praktizieren.
Kasten 3:
Arten der Zuwendung (nach Petermann & Petermann, 2008)
Durch Zuwendung verstärken wir oft das Verhalten eines anderen. Verstärken bedeutet dabei, dass man aus einem kleinen, nebensächlichen Verhalten durch Beachtung ein deutliches und im Vordergrund stehendes Verhalten macht. Zuwendung erfolgt in unterschiedlicher Weise:
1. Positive Zuwendung
Durch Anblicken, Kopfnicken, Lächeln, Zuhören, Streicheln, In-den-Arm-nehmen, Fragen-stellen, Loben, Belohnung-ankündigen u.a. Mit all‘ dem trägt man dazu bei, dass das vorausgehende Verhalten verstärkt, das heißt besonders hervorgehoben und gefördert wird!
2. Negative Zuwendung
Durch mehrmaliges Auffordern, Ermahnen, Tadeln, Nörgeln, Schimpfen, Belehren, Vergleichen, Schreien, Drohen, Vorwürfe-machen, mit „Scharfer-Stimme-reden“, streng Anblicken u.a. Damit tragen wir dazu bei, dass das Verhalten, das wir verhindern wollen, stärker ausgeprägt wird!
3. Keine Zuwendung
Durch Vermeiden von Blickkontakt, körperlicher Distanz, Sich-abwenden, Aus-dem-Zimmer-gehen, Keine-Antwort-geben, Keine-Miene-verziehen, Kein-Wort-sagen u.a. Ohne Zuwendung rückt ein Verhalten in den Hintergrund und verschwindet!
Vermutlich handelt es sich bei der stillschweigenden Zustimmung (Duldung) um die folgenschwerste Verstärkung aggressiven Verhaltens. Duldung äußert sich darin, dass Eltern oder Lehrer dem aggressiven Verhalten tatenlos zuschauen. So wartet der Klassenlehrer auf die erlösende Pausenglocke, um die als hochgradig anstrengend erlebte Klasse endlich loszuwerden.Der Vater duldet die körperliche Aggression seines Sohnes, da er
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