Ratgeber Aggressives Verhalten
müssen neue Verhaltensweisen aufgebaut und positive gefestigt werden. Um aggressivem Verhalten vorbeugen zu können, sind vor allem folgende Ziele wichtig:
– Gefühle angemessen zeigen (Ärger, Freude, Trauer),
– mit Lob umgehen können und andere loben,
– angemessen ablehnen und sich selbst behaupten können,
– Wünsche akzeptabel äußern können,
– mit berechtigter Kritik und
– mit ungerechtfertigter Kritik umgehen können.
Die genannten Ziele lassen sich in einer Lernzielhierarchie ordnen und mit der Schulklasse im Rahmen eines sozial-emotionalen Kompetenztrainings umsetzen. Zur Verhaltensförderung können Rollenspiele, Gruppenund Frontalunterricht herangezogen werden. Eine Lernzielhierarchie muss so aufgebaut sein, dass zunächst Basisverhaltensweisen (z.B. eine Bitte äußern können, kooperatives Verhalten zeigen) angegangen werden. Sind solche Ziele erreicht, dann sind komplexere zu vertiefen (z.B. angemessen sich selbst behaupten oder mit ungerechtfertigter Kritik angemessen umgehen können). Besonders schwer ist es für aggressive Schüler, sich mit einem „Fehlverhalten“ eines Mitschülers oder einer unberechtigten Strafe durch den Lehrer kompetent auseinanderzusetzen.
Solche Förderprogramme umfassen in der Regel 12 bis 26 Unterrichtsstunden (meistens Doppelstunden). Sie können von einer Lehrkraft durchgeführt werden, die sich in den Prinzipien der Kinderverhaltenstherapie und des Sozialtrainings fortgebildet hat. Besonders bewährt hat es sich, wenn der Klassenlehrer das Verhaltenstraining durchführt. Wichtig ist dabei, dass der Klassenlehrer die ersten Verhaltenstrainings unter Supervision umsetzt und ausreichend Lernhilfen zur Verfügung hat. In der Regel liegen zur Durchführung publizierte Arbeitsmaterialien (Manuale) vor, die Sozialverhalten aus dem Schulalltag thematisieren (vgl. Petermann & Petermann, 2007). Die Unterrichtsstunden werden nach erprobten Strukturen und mit entsprechenden didaktischen Vorgaben realisiert. Durch die didaktischen Vorgaben soll die Motivation und Betroffenheit der Schüler gesteigert und der Transfer des Gelernten auf den Alltag erleichtert werden.
12 Fünf hilfreiche Prinzipien für Eltern und Bezugspersonen
Aggressives Verhalten wird durch die soziale Situation, das Verhalten der Interaktionspartner stark geprägt; aus diesem Grund sollte man folgende Prinzipien im Umgang mit aggressiven Kindern beachten:
1
Achten Sie darauf, welches Vorbild Sie für Ihr Kind sind. Fragen Sie sich beispielsweise, ob Sie selbst durch provokantes oder strafendes Verhalten ein negatives Vorbild sind. Wie häufig beschimpfen Sie Ihr Kind oder nörgeln es an. Versuchen Sie bitte, diese eigenen ungünstigen Verhaltensweisen zukünftig besser in den Griff zu bekommen.
2
Helfen Sie Ihrem Kind, Konflikte mit anderen zu lösen. Manche Kinder und Jugendliche mit aggressivem Verhalten nehmen sehr schnell eine Situation als feindselig wahr und finden keine gute Möglichkeit der Konfliktlösung. Wenn Ihr Kind einen Konflikt mit anderen Kindern hat, dann sprechen Sie mit ihm in einer möglichst ruhigen Situation darüber, wie der Konflikt zustande kam, was seine eigenen Anteile daran sind, welche Lösungsmöglichkeiten es gibt und was die Vor- und Nachteile der einzelnen Lösungen sind.
3
Helfen Sie Ihrem Kind, bei Konflikten ruhig zu bleiben. Manchen Kindern und Jugendlichen mit aggressivem Verhalten fällt es schwer, bei einem Konflikt ruhig zu bleiben. Aus diesem Grund sollten Sie mit Ihrem Kind besprechen, was es tun kann, um sich in einem solchen Fall erst einmal zu beruhigen und erst dann zu handeln.
4
Achten Sie darauf, mit wem Ihr Kind regelmäßigen Kontakt hat. Jugendliche mit aggressivem Verhalten schließen sich häufig anderen Jugendlichen mit ähnlichen Problemen an. Sie finden in solchen Gruppen die Anerkennung, die sie sonst nicht erhalten. In solchen Gruppen werden Jugendliche jedoch noch zu problematischerem Verhalten angeregt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie einen Überblick darüber haben, mit wem Ihr Kind vor allem zusammen ist. Versuchen Sie Alternativen anzubieten, zum Beispiel Aktivitäten in Sportvereinen oder Freizeitgruppen.
5
Schützen Sie Ihr Kind bei Regelverstößen nicht vor den Folgen. Viele Jugendliche übertreten schon einmal wichtige soziale Regeln, zum Beispiel, wenn sie die Schule schwänzen oder in einem Geschäft etwas stehlen. Das ist nicht gleich sehr problematisch, dennoch sollten Sie dafür sorgen, dass Ihr Kind die
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