Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen
die Noten 5 oder 6 unter den Diktaten und Nachschriften. Bei schwergradiger Legasthenie beginnen die Hausaufgabenprobleme bereits in den ersten Schulwochen. Viele Kinder mit Legasthenie beginnen zu leiden, wenn alle ihre Anstrengungen erfolglos bleiben. Sie werden hilflos und oft gedemütigt.
Vorausgehende und begleitende Schwierigkeiten bei Legasthenie können sein:
Sprachschwierigkeiten: Viele Kinder mit Legasthenie lernen oft später in Sätzen zu sprechen, Laute richtig auszusprechen („Artikulationsstörung“), grammatikalisch richtig zu formulieren, (z. B. Sätze sind unvollständig, der/die/das werden verwechselt, „Dysgrammatismus“) oder die richtigen Worte zu finden („Wortfindungsstörung“). Oft fällt das Auswendiglernen von Gedichten schwer; das Benennen von Gegenständen, Farben usw. ist verlangsamt.
Visuelle und visuo-motorische Symptome sind bei einem geringeren Teil der Kinder mit Legasthenie auch schon im Vorschulalter beobachtbar. Die Kinder malen ungern und zeigen oft schon im Kindergarten Schwierigkeiten beim Schneiden mit der Schere, bei der Stifthaltung oder beim Gebrauch von Besteck. Ungeschick beim An- und Auskleiden, Zuknöpfen oder Schleifebinden gehören häufig dazu. Anderen Kindern fälltesschwer, die Uhrzeit aus dem Zeigerstand abzulesen oder rechts und links zu unterscheiden sowie komplizierte Figuren aus einer Menge anderer Figuren zu erkennen, solche Figuren abzuzeichnen oder aus dem Gedächtnis heraus zu zeichnen.
Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, motorische Unruhe und Impulsivität sind häufiger mit Lese-Rechtschreibstörungen verbunden. Bei der Diagnose einer Legasthenie ist es wichtig zu prüfen, ob nicht zusätzlich eine sogenannte „hyperkinetische Störung“ vorliegt, welche im Einzelfall gut zu behandeln ist. Die hyperkinetische Störung ist gekennzeichnet durch eine erhöhte und situationsübergreifende motorische Unruhe, eine Aufmerksamkeitsstörung und eine erhöhte Impulsivität (vgl. Ratgeber Hyperkinetische Störungen von Döpfner, Frölich & Lehmkuhl, 2000).
Psychische Auffälligkeiten sind häufig, wenn es neben dem Versagen im Lesen und Rechtschreiben zu allgemeinen schulischen Nachteilen kommt. Wenn das Kind täglich im Unterricht und bei den Hausaufgaben für minderbegabt gehalten wird und vielleicht gehänselt wird. Nicht selten kommt es zu folgenden psychischen und erzieherischen Schwierigkeiten:
a) Konzentrationsstörungen und motorische Unruhe als Folge der Legasthenie . Kinder mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten haben im Allgemeinen Schwierigkeiten, ausdauernd dem Unterricht zu folgen, da sie zu sehr mit Lesen und Schreiben beschäftigt sind. Auf Grund der großen Anstrengung beim Lesen und Schreiben werden die Kinder im Laufe des Schulvormittags unkonzentrierter und unruhiger, auch wenn sie grundsätzlich dazu fähig sind, aufmerksam zu sein und still zu sitzen. Wenn es nicht um Lesen und Rechtscheiben geht, sind Kinder mit Legasthenie dagegen konzentriert und motorisch beherrscht. Eine hyperkinetische Störung liegt demzufolge nicht vor.
b) Allgemeines schulisches Versagen bei schulischen Leistungsanforderungen . Lesen und Rechtschreiben werden in allen Schulfächern benötigt, so dass sich Lese-Rechtschreibschwierigkeiten nicht nur im Deutschen sondern auch in anderen Fächern, insbesondere in den Fremdsprachen nachteilig auswirken. Vor allem Textaufgaben in Mathematik werden bei vorhandenem Rechenvermögen zu einer unüberwindbaren Hürde.
c) Lernunlust. Kinder mit Legasthenie, die immer wieder in der Schule versagen, versprechen sich keinen Lernerfolg. Es fällt ihnen deshalb schwer, sich an die Hausaufgaben zu setzen. Sie zögern den Beginn der Hausaufgaben hinaus, haben keinen Spaß am Lernen und beteiligen sich auch kaum am Unterricht. Wiederholte Misserfolge und Frustrationserlebnisse führen nicht selten zu depressiven Verstimmungen.
d) Zeichen von Schulangst und Versagensangst sind körperliche Beschwerden . Häufig klagen die Kinder über Bauchschmerzen, Übelkeit bis hin zum Erbrechen im Zusammenhang mit schulischen Anforderungen. Freitag Nachmittag nach Schulschluss verschwinden die Symptome und treten am Sonntagabend wieder auf. In den Ferienzeiten verschwinden sie ebenso und kommen mit Regelmäßigkeit am Beginn der Schulzeit wieder zurück. Die Kinder verstummen im Unterricht, denn sie glauben, sowieso nichts beitragen zu können. Manche Kinder verweigern Hausaufgaben und Schulbesuch. Sie geraten in panische Angst,
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