Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
Wasserelementar mit seinen Krallen packte und davontrug. Beide Kreaturen vergingen in einem dampfenden Geysir – einem erdgebundenen Kometen, der im Sonnenuntergang orange und purpurn glühte.
Zalathorm stieß einen triumphierenden Schrei aus. »Der Feuerroc trägt es fort von uns!«
»Wir verfügen nicht über genügend Waffen, um eine so vielversprechende zu verschwenden. Befehligt dem Feuervogel, das Elementar auf die mulhorandische Kavallerie zu werfen.«
Der König warf Matteo einen raschen, erstaunten Blick zu, dann nickte er. »Sag mir, wann.« Er begann den Zauber und hielt ihn zurück, bis der Jordain ihm das Zeichen gab.
Mächtige Magie ließ sich nicht so einfach zurückrufen, wenn sie erst einmal entfesselt war. Der feurige Roc stieß einen lauten, widerstrebenden Schrei aus, änderte dann jedoch seine Flugrichtung und kehrte zurück, da er sich dem Ruf des halruaanischen Magierkönigs nicht entziehen konnte. Der Roc ließ das Elementar fallen und löste sich einem Feuerwerk gleich am Himmel auf.
Das Elementar drehte sich im Fall um seine eigene Achse. Aus dieser Entfernung erinnerte es an einen Mann, der aus einem Himmelsschiff stürzte. Obwohl es an Größe verloren hatte, erreichte das Elementar noch immer fast die Länge eines ausgewachsenen Drachen.
Das flüssige Monster schlug auf und zerplatzte wie eine Wasserblase. Männer und Pferde wurden schreiend von dem Aufprall niedergerissen, und Blut mischte sich in das Wasser, das die Ebene überspülte. Die Hufe der in Panik geratenen Reittiere verwandelten den Boden rasch in Schlamm.
Matteo wurde übel bei dem Gedanken, daß all diese Toten sein Werk waren, dennoch erstattete er Bericht. »Das Elementar scheint fast ein Drittel der Kavallerie ausgelöscht zu haben.«
»Schickt die Fußtruppen los«, befahl der König. Der Befehl wurde weitergegeben, und der Klang von Hörnern schallte über die Ebene. Halruaanische Truppen stürmten von beiden Seiten heran und überwältigten einen großen Teil des zahlenmäßig unterlegenen Gegners. Einige der berittenen Mulhorandi versuchten, die Flucht anzutreten, doch auf dem morastigen Boden fanden ihre Pferde keinen Halt und glitten aus.
Dennoch waren Fußtruppen berittenen Kämpfern gegenüber deutlich im Nachteil. Nach dem ersten wüsten Ansturm schlug der Kampf einmal mehr zugunsten der Invasoren um.
»Was ist dein Rat, Jordain?« wollte Zalathorm wissen.
Matteo verzog das Gesicht. »Er wird Euch nicht gefallen.«
»Nichts von alledem hat mir gefallen«, gab der König zurück, »aber wenn du sagst, daß es zum Wohle von Halruaa ist, dann werde ich dir glauben. Möge Mystra uns allen beistehen.«
Akhlaur applaudierte begeistert, seine langen, fischartigen Hände erzeugten ein scheuerndes Geräusch. »Hervorragend gelöst! Gerade diesen Zauber hätte ich Zalathorm nicht zugetraut. Seine Streitkräfte zu Land schlagen sich hingegen nicht so gut.«
»Er wird verlieren«, sagte Kiva befriedigt.
»Noch nicht. Und nicht hier.«
Ein lautes Klappern erfüllte die Luft. Tausende von Skeletten, Überbleibsel des ersten Angriffs durch den Nekromanten, erhoben sich. Eine Armee aus Skeletten marschierte klappernd auf ihre ehemaligen Kameraden zu, unerbittlich wie eine Heuschreckenplage. Sie stürmten gegen die um ihr Überleben kämpfende Kavallerie an, zerrten die Mulhorandi von ihren Pferden und zerfetzten Roß und Reiter.
»Kein Zauber sollte nur einem einzigen Zweck dienen«, sagte Akhlaur. »Wasser von den Lebenden, Krieger von den Toten. Das ganze besitzt eine gewisse Eleganz, findest du nicht?«
Unter ihnen ergossen sich Ströme farbigen Lichtes aus dem Himmelsschiff des Magierkönigs. Sie wehten über das Schlachtfeld, als handele es sich um zarte, leuchtende Bänder, die die untoten Soldaten umschmeichelten und sie von der Kampfeslust befreiten.
»Gewährt ihnen Ruhe und Respekt« , murmelte Akhlaur verächtlich. Kiva erinnerte sich daran, daß Zalathorm vor langer Zeit dieselben Worte gesprochen hatte. Ihre Lippen verzogen sich zu einem abfälligen Grinsen, einem Spiegelbild der Miene des Nekromanten.
Zalathorm hatte zwar die Skelette von ihrem Zwang freigesprochen, doch ihre Arbeit war bereits getan. Die Reste der mulhorandischen Truppen machten kehrt und flohen in vollem Rückzug in Richtung Paß.
Halruaanische Hörner bliesen zum Angriff, doch es waren nur wenige verblieben, die die Verfolgung aufnehmen konnten.
Das Schlachtfeld war übersät mit Gefallenen. Die Überlebenden taumelten
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