Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
umher, zu benommen, um zu verstehen, daß der Kampf vorüber war. Das Stöhnen und Schreien Verwundeter und Sterbender erfüllte die Luft über dem Schlachtfeld.
Dann erhob sich ein einzelnes triumphierendes Brüllen vom Schlachtfeld, ein volltönender, wortloser Siegesschrei, der sich wie ein Phönix aus dem Feuer emporschwang. Wie ein Funke fing er Feuer und ging in Flammen auf.
Die überlebenden Halruaaner standen einzeln oder paarweise zusammen, nicht selten ihre Kameraden stützend. Sie erhoben ihre Fäuste und Schwerter und schrieen ihren Triumph in den Himmel hinaus.
»Also haben die Halruaaner wieder einmal ihre Heimat gegen die Gefahren von außen verteidigt«, sagte Kiva. »Wieder einmal schließt sich der Kreis.«
Der Nekromant blickte sie an. »Du bist großzügig heute, kleine Elfe. Erst bringst du mir den Schlüssel zu meiner Freiheit, dann präsentierst du mir dieses hübsche unterhaltsame Spektakel, und nun bietest du mir auch noch ein Rätsel an?«
»Es ist kein Rätsel für diejenigen, die das sich drehende Rad der Geschichte beobachten. Halruaa hat oft Gefahren von außen abwenden müssen. Starke Anführer erheben sich, um sich ihnen zu stellen. Auf diese Weise ist Zalathorm an die Macht gekommen, und seit vielen Jahren hat er nun den Thron innegehabt.«
Akhlaur nickte und begann zu verstehen. »Andere Magier haben sich heute gut geschlagen. Derjenige, der das Sturmelementar beschworen hat, scheint recht beeindruckend zu sein.«
»Seid nicht zu beeindruckt«, gab Kiva zurück. »Dieser eine ist kein Fuchs, sondern eine abtrünnige Henne im eigenen Hühnerstall. Er wußte von dem bevorstehenden Angriff der Mulhorandi, und er wußte von den Schilden, die andere halruaanische Magier davon abhielten, die Truppen an ihrer Grenze zu erkennen.«
»Er hat also die kommende Bedrohung gesehen, während Zalathorm sie nicht erkannte. Ein geschickter Zug!«
Die Elfe schnitt eine Grimasse. »Er hätte sogar noch viel besser sein können. Ich hatte gehofft, daß diese Schlacht dem Ansehen Zalathorms weitaus stärkeren Schaden zufügen würde. Das hätte sie auch, wenn Ihr nicht eingegriffen hättet. Die meisten Halruaaner werden glauben, der König habe sowohl das Wasserelementar als auch den Feuerroc herbeigerufen. Die Nekromanten an seinem Hof werden die Armee aus Skeletten noch rasch als ihre Leistung darstellen. Es wird schwierig werden, einen so starken Helden abzusetzen.«
»Du erkennst nicht den entscheidenden Punkt.«
»In der Tat, das tue ich nicht! Meine Absicht war es, Zalathorm zu schwächen und ehrgeizigen Magiern die Hoffnung zu geben, sie könnten ihm nachfolgen, so daß sie sich untereinander bekämpft hätten! Ich wollte einen Funken zünden, der einen weiteren Magierkrieg hätte entfachen können!«
»Das hast du. Denk nach, kleine Elfe, und sag mir, was das wichtigste ist.«
Nach einem Augenblick nickte Kiva langsam. »Ganz gleich, was alle anderen denken, Zalathorm selbst weiß, daß es nicht sein Zauber war.«
»Gut erkannt. Wenn wir davon ausgehen, daß wir Zalathorm gut kennen, was wird er wohl als nächstes tun?«
Die Augen der Elfe leuchteten auf. »Er wird keine Ruhe geben, bis er weiß, wessen Zauber es war. Sobald er es herausgefunden hat, wird er versuchen, Euch ausfindig zu machen!«
Akhlaur warf einen Blick auf das Schlachtfeld. »Das war eine wirklich vorzügliche Unterhaltung, kleine Elfe. Aber ich glaube, du und ich, wir können uns eine noch bessere leisten.«
VIERUNDZWANZIGSTES KAPITEL
D ie Feier begann am Tag nach der Schlacht. Die Stadt war erfüllt von Musik, und an jeder Straßenecke präsentierte man voller Stolz magische Kunststücke. Als die Nacht hereinbrach, wurde ein Feuerwerk entzündet, und viele der explodierenden Feuerwerkskörper malten die Silhouette eines großen Vogels an den Nachthimmel. Das Bild des Feuerroc war überall – als Stickerei auf Bannern, als Tätowierung auf den Armen der Krieger, in den feurigen Farben der Blumenbeete, die über Nacht entstanden waren. Zalathorm war ein Held, und der Feuervogel war das neue stolze Symbol für die Macht des Magierkönigs.
Doch überall im Land flüsterte man hinter dem Rücken des Königs, und die Nachricht von der Festnahme der Königin und ihrem bevorstehenden Gerichtsverfahren machte die Runde. Viele waren im Kampf gegen ihre mechanischen Kreaturen gestorben. Hinter vorgehaltener Hand wurde debattiert, wie es sein konnte, daß der König eine solche Gefahr in seinem eigenen Palast hatte
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