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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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durch den Kopf schoß.
    »Nein«, murmelte er. »Das kann nicht sein!«
    Aber es konnte sein. Kiva hatte viele seiner im Verborgenen durchgeführten Experimente beobachtet. Sie hatte sich ans Leben gekrallt, wo tausend andere sich dem Schmerz und der Verzweiflung ergeben hatten. Sie hatte sogar die Geburt des Laraken überlebt – knapp, aber sie hatte überlebt. Akhlaur hatte kaum noch einen Gedanken an sie verschwendet. Wer hätte auch ahnen sollen, daß ein mageres Elfenmädchen nicht nur überleben, sondern dazulernen würde?
    »Es scheint«, sagte Akhlaur nachdenklich, »als hätte ich unerwartet einen Lehrling herangezogen.«
    Er nickte und akzeptierte seine Erklärung. Offenbar hatte Kivas Widerstandskraft gegenüber dem Laraken die quälende Geburt bei weitem übertroffen. Sie konnte weit genug vordringen, um das Tor zu öffnen und das Monster hindurchzuschicken, auch wenn es für sie bedeutete, daß sie ihre Zauber an den Hunger des Monsters verlor.
    Warum sollte sie das tun?
    Akhlaur betrachtete die Kreatur, die sich in dem untoten Hai zusammengekauert hatte. Was hatte Kiva dazu veranlaßt, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um den Laraken herzuschicken? Sicher keine Mutterliebe. Elfen konnten ja kaum den Gedanken ertragen, ihr Blut mit dem von Menschen zu mischen, von Wasserdämonen völlig zu schweigen. Das einzig mögliche Motiv, das Akhlaur einfiel, war das der Rache.
    Aber Kiva mußte wissen, daß der Laraken seinen Schöpfer nicht vernichten konnte. Vielleicht sollte das Monster kein Attentäter sein, sondern ein Bote.
    Ja, entschied Akhlaur. Das war die Antwort. Die kleine Kiva hatte ihm eine Nachricht geschickt.
    Der Magier sah zu dem Korallenobelisken, auf dem jede Rune für einen verstrichenen Mondzyklus stand. Die Mondphasen hallten durch die winzige Öffnung nach, die seine Gefangenschaft verspottete, und der Obelisk wies wie der Finger einer Göttin den Weg nach Hause. Schon bald, wenn Vollmond und der Pfad zwischen den Welten am kürzesten und sichersten sein würde, sollte eine erstaunliche mächtige Kiva zu ihm kommen, um es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen.
    »Komm ruhig, kleine Elfe«, sang er und sah an dem Obelisken vorbei Richtung unsichtbares Tor. »Komm und erfahre die volle Wahrheit über den Todesbund, den wir eingegangen sind.«
     
    An die Herrin Mystra!
    Herrin, wir haben nie zuvor miteinander gesprochen, wenigstens nicht in Worten, die ich selbst wahrgenommen habe. Ich bin Matteo, Ratgeber Königin Beatrix’ von Halruaa und der herrschenden Magier-Fürsten. Ich habe immer gewußt, daß Ihr über Halruaa wacht. Jetzt, da ich darüber nachdenke, erscheint es mir seltsam, daß dies mein erstes richtiges Gebet an Euch ist.
    Ihr müßt wissen, daß wir Jordaini dazu erzogen werden, die Herrin der Magie und Azuth, den Schutzheiligen der Magier, zu verehren – aber immer aus einer respektvollen Distanz. Wir sind von Eurer Kunst unberührt und besitzen große Widerstandskraft gegen ihre Macht. Wir werden dazu ausgebildet, neben dem Strom des Lebens in Halruaa zu stehen, um zu beobachten und Ratschläge zu geben.
    Aber nie, um etwas selbst zu tun!
    Bitte verzeiht diesen Ausbruch. Er war nicht nur unziemlich, sondern auch ungenau. Ich habe seit dem letzten Frühjahr vieles getan, und dabei bin ich weit von meiner anfänglichen Vorstellung vom Dienst eines Jordain abgekommen. Was ich bin und was ich sein soll – beides ist mir nicht länger so klar, wie es einmal war.
    Diese Ungewißheit bringt mich zu Euch. Ich habe geschworen, keinem meiner Herren die Wahrheit zu verschweigen. Doch wie soll ein Mann die Wahrheit ermessen? Ich habe einst den Magier-Fürsten vertraut, dem Jordaini-Orden, den Klerikern und den Bluthunden, den Gesetzen von Halruaa, dem Wissen und den Wissenschaften, die ich in mein Gedächtnis aufgenommen habe. Dies alles sind schöne Dinge, doch ich kann weder ihnen allen noch einzelnen davon weiter blindlings folgen. Doch welcher Sterbliche ist schon weise genug, um seinen eigenen Weg zu gehen? Welches Muster soll ich in den merkwürdigen Wendungen erkennen, die mein Leben nimmt?
    Seit ich das Jordaini-Kolleg verlassen habe, war ich Ratgeber Pro-copio Septus’, des Oberbürgermeisters von Halarahh, und nun bin ich es für Königin Beatrix. Ich lernte, daß große Magier Schwächen haben und fehlbar sind. Ich habe wegen des »Todes« meines ältesten Freundes Andris getrauert, wurde dann wieder mit ihm vereint und mußte hilflos mitansehen, wie aus ihm nur noch ein

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