Ratgeber Traurigkeit, Rueckzug, Depression
häufiger ab, viele Hobbys hat sie aufgegeben. Auch die Eltern können es Jana kaum noch recht machen, sie fühlt sich von ihnen schnell missverstanden und angegriffen, reagiert gereizt und wütend oder beginnt zu weinen. Schon einige Male hat sie sich mit einer Rasierklinge am Unterarm selber verletzt, weil sie sich in ihrer Not und Verzweiflung nicht besser zu helfen wusste. Jana macht sich viele Sorgen über sich und ihre Zukunft. Besonders abends grübelt sie und liegt oft lange wach. Sie berichtet von einer größer werdenden Leere und Hoffnungslosigkeit und Selbstmordgedanken.
Traurige Kinder und Jugendliche
fallen ihren Eltern und dem weiteren Umfeld oft nicht so schnell und leicht auf. Auch die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst gestehen sich ihre Schwierigkeiten lange nicht ein, schämen sich und versuchen ihre Probleme mit sich selbst auszumachen. Oft führt ein Teufelskreis aus Belastungen im Alltag, Sorgen und Selbstzweifeln sowie Antriebslosigkeit und Rückzug zu einer größer werdenden Depressivität – einer Depressivität, aus der die Kinder und Jugendlichen alleine nicht mehr ohne weiteres herauskommen. Den depressiven Kindern und Jugendlichen fehlt oft der Mut oder der Antrieb, sich mitzuteilen und sich um Unterstützung zu bemühen. Oft denken sie auch, dass ihnen sowieso keiner helfen kann. Besorgte Eltern fragen sich, was sie falsch gemacht haben und wie sie ihr Kind unterstützen können.
Es ist wichtig, dass eine depressive Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen möglichst frühzeitig erkannt wird. Dies hilft den Betroffenen und ihren Familien angemessen mit den Problemen und Schwierigkeiten umzugehen, die richtige Unterstützung zu finden, eigene Stärken zu entdecken und neuen Mut zu schöpfen.
2 Was sind Depressionen?
Depressionen gehören unter Erwachsenen zu den häufigsten seelischen Leiden beziehungsweise psychischen Störungen überhaupt. Man nimmt an, dass ungefähr 5 % aller Erwachsenen davon betroffen sind. Die Betroffenen leiden oft lange und nachhaltig unter den depressiven Symptomen und ein normales Leben ist oft nur unter großen Anstrengungen oder phasenweise gar nicht mehr möglich.
Wie auch beim Alltagsgebrauch des Wortes „depressiv“ deutlich wird, geht es im Kern um eine gedrückte Stimmung und Traurigkeit. Traurigkeit ist zunächst einmal ein normaler und bedeutender Bestandteil der menschlichen Gefühlswelt. Alle Menschen fühlen sich in einem gewissen Ausmaß manchmal bedrückt und niedergeschlagen, müde und schlapp, machen sich Sorgen und sind traurig. Traurigkeit ist eigentlich ein wichtiges und normales Gefühl, das uns zeigen kann, wenn uns etwas im Leben nicht gut tut und zu viel wird, wenn wir etwas vermissen oder einen Verlust verarbeiten müssen, wenn wir Zeit für uns brauchen oder aber Hilfe und Unterstützung benötigen.
Depressionen gehen über dieses „normale“ Ausmaß an Traurigkeit deutlich hinaus. Depressionen sind psychische Störungen, die vor allem die Stimmung und Gefühlswelt eines Menschen, aber darüber hinaus auch weite Teile seines Denkens und Verhaltens nachhaltig und längerfristig betreffen. Eine Depression zeichnet sich durch eine tiefgehende und anhaltende Traurigkeit und durch einen erheblichen Verlust an Energie, Antrieb und Lebensfreude aus. Die betroffenen Menschen leiden unter ihren Stimmungsproblemen und kommen in ihrem Alltag nicht mehr gut zurecht. Sie ziehen sich von Freunden, Bekannten und aus dem Familienleben zurück. Sie sind im Beruf, in der Ausbildung oder in der Schule beeinträchtigt und weniger leistungsfähig. Sie sind mutlos, setzen sich zu sehr unter Druck und können sich nicht mehr so gut konzentrieren. Sie vernachlässigen Hobbys, Interessen und Freizeitaktivitäten und unternehmen immer weniger. Häufig äußert sich die gedrückte Stimmung auch in körperlichen Anzeichen, wie zum Beispiel in Kopf- und Bauchschmerzen, verändertem Appetit oder Schlafproblemen. Traurigkeit und Verzweiflung können im Rahmen einer Depression so weit gehen, dass die Betroffenen lebensmüde werden und unter Selbstmordgedanken leiden.
3 Können Kinder und Jugendliche depressiv werden?
Depressionen im Erwachsenenalter sind ein bekanntes und weit verbreitetes Problem. Können auch Kinder und Jugendliche unter dieser Symptomatik leiden? Lange Zeit ging man davon aus, dass depressive Verstimmungen im Kindes- und Jugendalter auf andere Krankheiten in der frühesten Kindheit zurückzuführen sind oder als
Weitere Kostenlose Bücher