Ratgeber Traurigkeit, Rueckzug, Depression
14-jährigen Jugendlichen, der es heute zum Glück viel besser geht.
Depressionen sind nicht nur unter Erwachsenen weit verbreitet. Auch Kinder und Jugendliche können unter tiefgreifender und anhaltender Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Freudlosigkeit leiden und dadurch in ihrem Alltag und ihrer Entwicklung beeinträchtigt sein.
Das Thema Depressionen wird in der Gesellschaft heutzutage offener angesprochen und sensibler wahrgenommen als noch früher. Das ist gut, und hilft Eltern, aber auch Kindern und Jugendlichen selbst, sich eigene Schwierigkeiten einzugestehen, diese ernst zu nehmen und sich, falls notwendig, Hilfe zu holen. Allerdings fehlt es noch an vielen Stellen an Aufklärung und Information. Immer noch bekommen viele betroffene Kinder und Jugendliche erst spät die richtige Unterstützung.
In diesem Buch möchten wir Ihnen einen kurzen und verständlichen Überblick über das Thema Depressionen bei Kindern und Jugendlichen geben. Es soll vor allem Eltern und sonstigen Bezugspersonen, aber auch den Kindern und Jugendlichen selbst, wichtige Informationen über das Thema vermitteln. Wir möchten Ihnen zeigen, was Depressionen sind und wie sie sich äußern, wie sie entstehen und wie sie erkannt werden können und was die richtige und sinnvolle Hilfe und Unterstützung sein kann.
Hamburg, Potsdam und Bremen, im August 2011
Gunter Groen, Wolfgang Ihle, Maria Elisabeth Ahle und Franz Petermann
1 Kennen Sie das?
Der achtjährige Leon
wirkt oft traurig und in sich gekehrt. Seine Eltern machen sich darüber Sorgen, dass er nicht so oft lacht wie andere Kinder in seinem Alter. Seit einigen Monaten zieht er sich immer häufiger in sein Zimmer zurück, scheint sich zu langweilen und an nichts mehr richtig Spaß zu haben. Selbst zum Fußballtraining müssen ihn seine Eltern überreden – und auch das gelingt immer seltener. Wenn er sich mit anderen Kindern trifft, steht er oft nur dabei, wenn die anderen fröhlich spielen. Außer seinem zwei Jahre jüngeren Bruder hat er eigentlich keine richtigen Freunde. Abends vor dem Einschlafen und morgens vor der Schule klagt Leon immer häufiger über Bauchweh. Oft kommt er zu seinen Eltern ins Bett, wenn er abends nicht einschlafen kann. Auch die Lehrerin berichtet, dass er immer weniger Kontakt mit den Klassenkameraden hat, im Unterricht wenig sagt und manchmal richtig abwesend wirkt. Von seiner Mutter darauf angesprochen, kann Leon nicht sagen, was ihn bedrückt, aber ihm stehen Tränen in den Augen.
Die 13-jährige Celina
wirkt sehr vernünftig, nachdenklich und etwas älter, als sie ist. Sie zweifelt oft an ihrer Person, ist mit sich unzufrieden und kann sich manchmal gar nicht mehr leiden. Celinas Selbstbewusstsein ist in den letzten Monaten immer mehr geschrumpft, ihre Traurigkeit immer größer geworden. Sie fragt sich, warum die meisten Gleichaltrigen offener und netter sind als sie, mehr Freunde haben und attraktiver sind. Sie traut sich nur selten, das zu sagen, was sie möchte und für ihre Bedürfnisse und Ziele einzustehen. Im Umgang mit anderen hat sie Angst, etwas Falsches zu sagen und sich zu blamieren. Freundinnen gegenüber ist sie immer nett, kann schlecht „Nein“ sagen und lässt sich auch manchmal ausnutzen. Auch ihren Eltern möchte sie nicht zur Last fallen und versucht ihnen gegenüber so zu tun, als sei alles gut. Ihre größer werdenden Sorgen und Zweifel frisst sie in sich hinein. Abends kreisen ihre Gedanken darum, was sie alles nicht an sich mag, was sie heute wieder falsch gemacht hat und was morgen wieder schief laufen wird. Celinas Mutter fällt auf, dass Celina in letzter Zeit oft Kopfschmerzen und nur noch sehr wenig Appetit hat. In ihr Tagebuch schreibt Celina, dass sie immer weniger Kraft und Mut hat und nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll.
Wenn
die 16-jährige Jana
von sich und ihrem Leben erzählt, wird schnell deutlich, wie niedergeschlagen und verzweifelt sie sich fühlt. In den letzten Wochen ist Jana kaum noch in die Schule gegangen, immer häufiger kommt sie morgens nicht mehr aus dem Bett. Sie fühlt sich schlapp und müde und hat kaum noch Energie. Sie ist genervt davon und traurig darüber, dass einige Mitschüler hinter ihrem Rücken reden und über sie lästern. Außerdem kommt sie im Unterricht nicht mehr richtig mit und kann sich nur noch schlecht konzentrieren. Sie fühlt sich einsam und allein gelassen und von keinem Menschen richtig verstanden. Verabredungen mit ihren Freundinnen sagt sie immer
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