Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
klar.
„Und wie?“, fragte ich trotzdem.
„Das wissen wir erst, wenn du weg bist, nächste Woche irgendwann“, kam es zurück. Aber ich hatte ja freiwillig gekündigt. Und da wird der Laden hier natürlich auch ohne mich weiterlaufen.
Für einen kurzen Augenblick bereute ich meinen Entschluss. Ich seufzte und das wohl auch laut.
„Was chn los?“, nuschelte es hinter der Wand. „Ach nichts. Außer, dass ich bald hier weg bin“.
„ Sei froh. Außerdem kommen wir dich ganz bestimmt alle besuchen und das weißt du!“.
„Ja ?“, fragte ich, auch wenn ich keine Zweifel daran hatte. Schließlich haben wir hier alle vier Wochen Urlaub und viel Geld zum Reisen.
„Kannst du morgen krank machen?“, fragte ich durch die Wand. Chris erhob sich und hob die rechte Augenbraue“. Er fragte nicht, warum. Und sonst auch nichts.
Tat es aber. Wegbleiben, meine ich. Als ich am nächsten Morgen das letzte Mal ins Büro kam, blinkte mein Anrufbeantworter.
„Hallo, hier ist Chris. Es geht mir gerade nicht gut. Daher kann ich heute nicht kommen. Ich werde dich echt vermissen. Aber sag das nicht John. Sag dem, dass ich Grippe habe. Kuss und pass auf dich auf“.
„Was hat er denn?“, fragte John, als ich ihm Chrissies Krankheit mitteilte. „Grippe“, sagt e ich. John sagte nichts und schickte mich dann raus.
Keiner w ünschte mir einen schönen letzten Tag, keiner benahm sich heute anders als sonst. Aber am Abend trafen mich alle im Pub vorm Pub. Das ganze Team war gekommen, selbst die, die mich noch gar nicht kannten, und erst kürzlich angefangen hatten. Das fand ich echt total nett. Ich hätte vielleicht Chris doch nicht los werden sollen, denn jetzt und hier fehlte er mir doch wirklich sehr.
Johns Stimme war lauter geworden, a uch ohne fehlende laute Musik. Er war mal wieder beim Thema, da er voll war. Voll dabei. Und wie immer hatte er auch im Suff Recht. Er konnte einfach nicht entspannen, auch nicht in diesem Zustand – aber er lebte nun mal für seine Arbeit.
5 0
…………… „...und im Sommer habe ich hier 50 verschiedene Rosen-Arten am Blühen“, sagte mein Vater gerade. Das Rentnerdasein schien ihm zu bekommen. Er konnte endlich wieder eigenen Interessen nachgehen und sich damit sein Leben lebenswert machen.
Mein Vater ist Mitte 50, hat aber, seit er 14 war, in Vollzeit geklotzt. Und mit Vollzeit meine ich nicht nur von Montag bis Freitag, sondern auch an Samstagen. Zuerst in einer Fahrradwerkstatt und später dann in einer Autowerkstatt. Aber er hatte sein Haus schon mit 35 abbezahlt und hatte sich daher zusammen mit meiner Mutter mit Anfang 50 in den eigenen Ruhestand versetzt.
Auch wenn es noch keine Rente gab, hatte er ja sein Sparkonto bis dahin. Diese Einstellung finde ich echt gut. Und nach Botswana wollen sie auch bald reisen. Das heißt wohl, dass sie Tristan schon ins Herz geschlossen haben. Das ist gut, finde ich und sage es auch. Ich sah meiner Mutter zwar an, dass ihr diese meine erneute Auswanderung an die Nieren ging, aber sie die Situation ganz gut im Griff hatte. Noch einmal laufen wir die große Gartenrunde und kommen an Blümchen vorbei, die ich hier zuvor noch nie gesehen hatte und lernte das Paradies meiner Eltern an diesem schönen Wintertag leider nur viel zu kurz kennen.
London war wirklich ganz schön laut gewesen. So sehr ich es auch vermissen würde, so sehr würde mir ein Leben ohne dieses hektische Summen und Brummen auch bekommen. Dass ich einmal in die Wildnis auswandern würde, hätte ich nicht gedacht. Aber so war es nun mal gekommen.
Wir waren auf dem Weg zur selbstgebackenen Käse-Sahne-Torte, als der N achbar einen Warnschuss für die Raben abgab. Drei Mal täglich feuerte er dafür angeblich eine Kugel in die Luft und da er nicht mehr der Jüngste war, wurde das Ganze auch zunehmend gefährlich. Aber so sah er das nicht. Lediglich alle anderen.
Seit Wochen hatten wir unsere Abfahrt geplant und Pläne gemacht, jetzt konnten wir endlich bald nicht mehr davon sprechen, aber innerlich war ich noch nicht angekommen in meinem neuen Leben.
Heute hatte in der Zeitung gestanden, dass nur noch Kanada und Deutschland ein AAA Rating haben. Und auch in Europa sah bei weitem nicht alles gut aus. Auch für die EU-Länder gab es immer wieder mehr und neue Warnschüsse. Und außer bei der Isle of Man, Liechtenstein, der Schweiz, den Niederlanden, Luxembourg, Finnland und Schweden und Norwegen sank die Zuversicht auf ein extrem gutes Rating fast überall.
Aber
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