Ratings, Ratings, Ratings (German Edition)
bekommen. Ich könnte noch ein wenig flanieren, aber als ich den Buchladen sah, dachte ich an Botswana und das ich vielleicht jetzt und hier ein wenig nachlesen könnte, über das Land, das ich so gar nicht kannte. Und ließ die Bewegung Bewegung sein.
Und kämpfe mich heute ausgeruht im Spitalfielder Buchladen durch das Angebot und werde sogar fündig.
Schließlich bin ich hier in London und hier verreist man gerne , auch wenn die Stadt selber gerne bereist wird. Mit einem unglaublich dicken Bildband haste ich eine knappe halbe Stunde später zum Seminarort zurück, und freute mich dabei mit meinem Bauch, der bei diesem Tempo freudig durch die Gegend wippte. Von wegen, Bildbände sind out in diesen Computerzeiten.
Im Schulungsraum g ing es noch immer laut zu und als mich mein Kollege sah, ging er auch direkt wieder ans Werk. Hätte er dies nicht getan, wäre ich sofort wieder umringt gewesen, von denen, die eigentlich auch lieber kündigen wollten, es aber aus verschiedenen Gründen nicht taten.
„Das wird ihnen Sarah gleich erklären“, sagte Chris dann endlich. „Ja, das werde ich gerne tun“, sagte ich zum letzten Mal in diesem Job und ging nach vorne.
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…………… Chris hatte mich schon vorgestellt und trotzdem tat ich es noch mal. Wollte ein letztes Mal hören, wer ich denn so bin und was ich denn so mache.
Das Publikum saß angespannt er da als ich es war. Mit denen ließ es sich bestimmt vortrefflich über Tochtergesellschaften und Konzernratings beziehungsweise über eigenständige Ratings diskutieren. Ich bin schließlich eine gute Rednerin und hatte schon viele Schulungen gegeben und gerade über dieses Thema in der letzten Zeit viel gefachsimpelt.
„Jedes Unternehmen wird zunächst einmal eigenständig betrachtet“, sagte ich . „Um zu sehen, wie es überhaupt alleine da steht“, fügte ich hinzu.
„Und dann?“, fragte mich der Schlaukopf in der ersten Reihe, der auch Chris schon gepiesackt hatte.
„Und dann bestimmen wir, ob die Tochtergesellschaft eine Kerngesellschaft im Konzern ist“.
Solche Typen nerven mich nicht mehr. Und überhaupt, das Thema kenne ich so gut wie mein eigenes Leben und ich habe diesen Vortrag mehr als hundertmal durchexerziert, auch wenn das für die heutige Vorbereitung nicht galt. Das schaffte ich in acht Stunden einfach nicht.
Und trotzdem hielt ich einen Vortrag, der über den Tellerrand hinausschaute und war auch voller Energie und Tatendrang.
„Kerngesellschaften bekommen dasselbe Rating wie der Konzern, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen. So müssen zum Beispiel die Geschäftsfelder integraler Bestandteil der Konzernstrategie sein, aber ein gleicher Name kann auch ein Zeichen für eine Kerngesellschaft sein.
„Und was ist mit den Stimmrechten?“, unterbrach mich der Nervzwerg schon wieder. „Auch ein mögliches Kriterium für eine Kerngesellschaft, wenn sie mindestens 51% der Stimmrechte hält“ , antwortete ich ruhig und überhaupt nicht genervt.
„Wir sollten auch davon ausgehen können, dass die Tochter in absehbarer Zukunft nicht verkauft werden wird“, sagte ich weiter. Aber den Typen täte ich liebend gern verkaufen, dachte ich ebenso.
„Und was ist mit den strategisch wichtigen Tochtergesellschaften?“, fragte er nun ganz schlau.
„Das erkläre ich jetzt“, sagte ich. „Auch, wie wir nicht strategische Töchter bewerten“, fügte ich schnell hinzu. Hätte ich mal doch eine Powerpoint Präsentation mit Agenda entworfen, dann hätte dieser Schlaumeier zumindest an dieser Stelle seine Klappe gehalten.
Und dann war ich endlich durch , aber nicht mit meinen Nerven. Denn seit meiner Kündigung fühle ich mich überhaupt nicht mehr gestresst. Man stresst sich einfach selber viel zu viel und nimmt sich wichtiger als wichtig. Ich verließ das Rednerpult und nahm mir auf dem Rückweg zu meinem Platz einen Kaffee mit und nahm dann wieder Platz an meinem Tisch, auf dem neben Bildband auch mein Namensschild groß prangte.
Es zeigte mir, wie wichtig ich in diesem Raum doch war und wie hart ich für diese Position gekämpft hatte und wie mühsam der Weg hierher gewesen war. Und jetzt hatte ich freiwillig dafür gesorgt, dass ich diese Karriere bald an den Nagel hängen würde.
Meine Lebenserwartung stieg damit aber wieder und die Annehmlichkeiten des Lebens, Freizeit und Liebe waren endlich auch bei mir angekommen.
Und soeben nervte der Nervzwerg in der ersten Reihe wieder. Dieses Mal musste Chris aber wieder dran
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