Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
Vom Netzwerk:
glauben, hier war kein Polizist. Und wenn, würde ich es Ihnen sa gen. Sie haben sicher wichtige Gründe, ihn zu suchen.«
    »Das haben wir«, lachte Ritter.
    »Vielleicht hat er ihn auch nicht erkannt?« Hermann Fuchs, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, kam an Ritters Seite. »Wie du erzählt hast, sah er ja nach deiner Unterhaltung mit ihm nicht mehr so gesund aus.«
    »Stimmt.« Ritter klopfte dem ehemaligen Sozialhilfeempfänger anerkennend auf die Schulter und humpelte einen weiteren Schritt auf Stiller zu. Jetzt standen sie alle genau vor der weit offenen Schiebetür zu Becks doppelt belegtem Bett.
    »Der Bulle ist klein und mickrig, so wie du ungefähr, Doktorchen. Mit so ’nem Möchtegernbärtchen um den Mund. Nase und ein Auge waren Matsch.«
    Stiller schluckte, er war es gewohnt zu schlucken. Und, irgendwann einmal, sich dann an alles zu erinnern und zurückzugeben. Man sieht sich immer zweimal im Leben.
    »Ja, der war hier.«
    Ritter packte den Arzt und schüttelte ihn. »Und wo ist er jetzt, he? Wo hast du ihn versteckt?«
    Stiller versuchte sich dem Schraubstockgriff zu entwinden. »Nein, ich habe ihn nicht versteckt! Ihr müsst ihm doch begegnet sein!«, quiekte er. »Ich hab ihn in die Ambulanz runtergeschickt, weil hier alles voll ist und weil …«
    »Wir kommen aus der Ambulanz, kleiner Mann!« Ritters Gesicht kam näher. »Wo könnte er hin? Uns ist er jedenfalls nicht begegnet. Habt ihr einen Notausgang?«
    Stiller nickte und zeigte ans andere Ende des Flurs, wo hinter einer wuchtigen Glastür eine Stahltreppe lag. Der offizielle Fluchtweg, wenn auch keiner wusste, wie schwerstkranke Patienten, beatmet und im Koma, über diese Treppe gerettet werden sollten.
    »Aber da ist keiner raus. Wir haben vor einer Stunde abgeschlossen, weil Leute hier rein wollten und …«
    »Überprüf das!« Ritter nickte Mehmet zu. Dann kümmerte er sich wieder um Stiller: »Da er uns nicht entgegenkam, der einzige Fluchtweg abgeschlossen ist und da er sich ja auch nicht in Luft aufgelöst haben kann, muss der Bulle also noch irgendwo hier sein.«
    Stiller zitterte.
    »Niemand verlässt den Laden hier!«, brüllte Ritter. »Ihr zwei«, er zeigte auf Mario und Fuchs, »ihr bewacht den Ausgang und wir«, er nahm Mehmet in den Arm, »wir werden mal schauen, ob wir unseren lieben kleinen Bullen hier nicht irgendwo finden. Weißt du, Doktorchen, der Drecksack hat mir eine Scherbe ins Bein gestochen.« Er zeigte stolz auf seinen breiten Verband. »Und sollte ich ihn hier entdecken, hieße das, dass du mich angelogen hast. Was meinst du wohl, was ich dann mit dir mache, he?«
    »Aber glauben Sie mir doch, ich wüsste, wenn er sich hier versteckt halten würde. Ich leite doch hier alles!«
    Beck hatte fast alles mithören können. Eva, die noch immer vor dem Bett mit der Leiche und Joachim Beck stand, war nervös. Ihr Äußeres drückte zwar Selbstsicherheit aus, aber in ihr sah es ganz anders aus. Ritter und Mehmet durchsuchten systematisch jedes Patientenzim mer. Sie öffneten jeden Schrank, warfen Wäschestapel aus ihren Fächern und sahen unter Bettdecken nach.
    Da wurde die Eingangstür auf-und Fuchs, der sich neben Mario wichtig aufgebaut hatte, in den Rücken gestoßen. Ein Arzt und ein Pfleger, beide in grüne Kittel gehüllt und mit Mundschutz und Haube, brachten einen weiteren Patienten aus dem OP.
    »Gehen Sie aus dem Weg!«, fuhr der Arzt die Wächter an und wollte weiterfahren, als Fuchs ihn zur Seite riss und das Bett stoppte.
    »Hier ist geschlossen!«, fauchte er.
    »Richtig!«, pflichtete ihm Mario bei und begann das Bett zurückzuschieben. Der Pfleger, am Fußende, hielt dagegen.
    »Aber die Frau muss auf die Intensivstation! Sonst stirbt sie!« Der Arzt versuchte Fuchs abzuschütteln, als dieser sein Maschinengewehr unter dem Mantel hervorholte und dem Mediziner an den grünen Mundschutz hielt.
    »Wenn ihr hier nicht schleunigst verschwindet, dann puste ich dir ein schönes großes Loch in deinen Mundschutz. Dann brauchst du den zum Essen wenigstens nicht mehr abzunehmen!« Fuchs lachte und zeigte seine gelben Zahnstummel.
    »Wir werden die Polizei holen!«, drohte der Arzt. Es war eine gewohnheitsmäßige Drohung und das überlegene Lachen der beiden Männer holte ihn in die neue Realität zurück.
    »Willst du etwa anrufen? Na mach doch«, höhnte Fuchs. »Selbst wenn es im Revier klingeln sollte, bezweifle ich, dass noch einer rangehen kann.«
    Damit schoben sie das Bett endgültig

Weitere Kostenlose Bücher