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Rattentanz

Titel: Rattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tietz
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er sich zusammenrollte und die Ohren zuhielt.
    »Du Idiot!«, schrie Ritter und packte den Jungen am Arm. »Musst du wirklich jeden auf uns aufmerksam machen, he? Mach jetzt, dass du rauskommst!« Mit diebischer Freude im Gesicht kam Mehmet Ritters Befehl nach.
    »Die nehm ich lieber«, meinte Ritter und nahm Mehmet die Pistole weg.
    Die Projektile hatten in Höhe von Kopf, Bauch und noch etwas tiefer kleine Löcher in das Leichentuch gerissen.

17
    16:17 Uhr, Wellendingen
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    Assauers Erscheinen hatte die Versammlung im Gasthaus Krone beendet. Durch den unvermuteten Fund ermutigt, wollten einige die Suche nach Überlebenden umgehend fortsetzen. Andere zog es in ihre Häuser, um dort nach dem Rechten zu sehen.
    »Es ist ein Wunder, dass er fast völlig unverletzt überlebt hat!« Susanne Faust hatte das Blut an Händen und Unterarmen des Mannes behutsam abgewaschen, aber außer einigen unbedeutenden Prellungen und kleineren Schürfwunden keine weiteren Verletzungen gefunden. Assauer ließ alles teilnahmslos mit sich geschehen.
    »Das Blut muss von dem Jungen sein«, erklärte jetzt Bubi. »Er hielt ein totes Kind in den Armen, dem irgendwas den ganzen Nacken aufgerissen hat.«
    Fantastische Bilder!
    Als die Maschine über das Feld schlitterte, saß Assauer angeschnallt und mit seinem Enkel in den Armen in seinem Sessel. Die Verankerung des Sessels brach und katapultierte sie aus dem Loch im Rumpf der Maschine. Sie überschlugen sich sieben oder acht Mal. Schon beim ersten Aufprall schlug Kevins Nacken gegen einen Felsbrocken, den die sich in das Feld fressende Maschine ausgegraben hatte. Kevin war sofort tot. Sein Genick fing die ganze Gewalt des Zusammenstoßes ab und brach. So rettete er seinem Großvater das Leben.
    »Was soll jetzt aus ihm werden?« Hildegund Teufel kam mit ihren klappernden Stöcken heran und betrachtete den Mann. Er tat ihr leid. »Er muss irgendwo hin. Vielleicht ins Krankenhaus nach Stühlingen?«
    Faust schüttelte den Kopf. »Selbst wenn wir die paar Kilometer schaffen, bezweifle ich, dass sich dort jemand um ihn kümmern will. Schließlich fehlt ihm nichts.«
    »Von dem Schock mal abgesehen«, ergänzte Susanne. Provisorisch verband sie die Unterarme des Fremden.
    »Aber hier kann er nicht bleiben.« Berthold Winterhalder kam dazu und blieb mit verschränkten Armen neben Faust stehen.
    »Wieso eigentlich nicht?«, fragte der. »Ihr vermietet doch Fremdenzimmer.«
    Der Wirt nickte. »Das schon. Aber der sieht nicht aus, als ob er ein Zimmer bezahlen kann. Außerdem wird er auch essen und trinken wol len und wer weiß schon, wann alles wieder normal funktioniert. Nein, nein«, er schüttelte den Kopf, »wenn er oder irgendwer sonst für ihn bezahlen kann, von mir aus, aber so?«
    »Lasst nur«, Susanne war mit dem Verband fertig und richtete sich auf, »wir nehmen ihn mit zu uns, nicht war, Lea?« Die Siebenjährige nickte.
    »Oh ja. Er kann in meinem Bett schlafen!«
    »Langsam, langsam!«, fuhr Faust dazwischen. Susanne zuckte zusammen. »Ich habe da sicher auch noch ein Wörtchen mitzureden!«
    »Lass sie doch, Vater«, Bubi hoffte auf noch mehr Fotos, vielleicht ein Interview. »Bis wir jemanden anrufen können, der den Alten abholt, kann er doch bei uns bleiben. Die zwei Tage.«
    Faust sah sich um. War denn keiner hier, der den Abgestürzten mitnehmen wollte? Aber nach der ersten Begeisterung über den Geretteten hatte sich die Menschentraube vor dem Gasthaus zügig aufgelöst. Die wenigen, die noch herumstanden, zerstreuten sich jetzt.
    »Bitte, Onkel Frieder!«, bettelte Lea. »Er hat bestimmt Hunger. Und er ist doch ganz allein.«
    So wie du, dachte Faust und sah sich um. Von Leas Mutter keine Spur.
    Faust musterte Assauer. Fausts Haus war groß genug, der Fremde könnte diese eine Nacht im Gästezimmer schlafen. Spätestens der kommende Tag, wusste Faust, würde Klarheit bringen. Klarheit über das, was hier eigentlich geschah, über die Verantwortlichen und wer für alles geradezustehen hatte. Und den Fremden würde man dann den Rettungskräften übergeben.
    »Also gut.« Lea hüpfte ausgelassen um Assauer herum.
    »Wenn Mama kommt, nehmen wir ihn mit zu uns! Dann darf er in meinem Bett schlafen!«
    »Und wo willst du dich verkriechen, du Zwerg?«, fragte Bubi.
    »Ich schlaf in Papas Bett. Papa kommt erst morgen zurück. Er bringt mir Muscheln mit.«
    »Wo ist dein Papa?«, fragte Martin Kiefer, Evas erster Mann. Er hatte bisher etwas abseits gestanden und sich aufs Zuhören

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