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Rau ist die See ...

Rau ist die See ...

Titel: Rau ist die See ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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Herzklopfen, als sie das Captain’s Office betrat. Auf den ersten Blick unterschied es sich nicht von einem modernen Büroraum, wie Jade ihn kannte. Nur die Bullaugen verrieten, dass sie sich auf einem Schiff befanden.
    Der Kapitän trug eine dunkelblaue Uniform, in der er sehr elegant wirkte. Er war trotzdem etwas hager, hatte eine Adlernase und stahlblaue Augen. Sein Gesicht war tief gebräunt und wettergegerbt. Schwungvoll stand er auf und begrüßte Jade mit einem kräftigen Händedruck. „Sie müssen Miss Walker sein. Ich bin Kapitän Granger – und ich danke Ihnen im Namen der gesamten Besatzung der MS Kyrene dafür, dass Sie so schnell kommen konnten. Nehmen Sie doch bitte Platz!“
    Er deutete auf einen Lehnstuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. Dann bat er Henry, einstweilen vor der Tür zu warten.
    Sobald die Tür wieder ins Schloss gefallen war, erwiderte Jade: „Ich freue mich darauf, hier tätig zu werden, Sir. Die Semesterferien haben gerade begonnen, und ich muss wieder einige Monate arbeiten, um mir das nächste Studienjahr leisten zu können. Da kam mir der Anruf von der Arbeitsvermittlung sehr gelegen.“ Granger sollte sie nicht für schüchtern halten.
    Als hätte er alle Zeit der Welt, blätterte er in seinen Unterlagen. „Ich sehe, dass Sie viel Erfahrung als Animateurin haben, Miss Walker, obwohl Sie noch sehr jung sind.“
    „Ja, ich beherrsche verschiedene Sportarten von Tennis bis Judo. Meine Spezialität ist das Organisieren von Wettkämpfen und das Veranstalten von Kostümpartys, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Für Frauen biete ich Power Fitness an, ich kann aber auch Malkurse geben.“
    Bevor Jade noch mehr erzählten konnte, hob Kapitän Granger lächelnd die Hand. „Das klingt alles sehr vielversprechend. Ich hoffe, Sie passen gut zu uns. Wir sind hier an Bord ein internationales Team, auch wenn die MS Kyrene unter britischer Flagge fährt. Jetzt führt uns unsere Fahrt hinauf zum Nordkap, wo die Walpurgisnacht am Polarkreis den Höhepunkt der Kreuzfahrt darstellen wird … Wie gesagt, Ihre Referenzen sind wirklich gut. Aber Sie haben noch nie an Bord eines Schiffes gearbeitet?“
    „Nein, Sir. Bisher war ich nur in Ferienclubs in Cornwall und auf Teneriffa als Animateurin engagiert.“
    „Ist das ein Problem?“, fügte sie hinzu, weil ihr nicht entgangen war, dass sich die Miene des Kapitäns verdüstert hatte.
    „Eigentlich nicht, Miss Walker. Sie machen einen guten Eindruck auf mich. Aber ich habe schon schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist nämlich so, dass die Unzuverlässigkeit Ihrer Vorgängerin uns in Schwierigkeiten gebracht hat.“
    „Wieso, Sir?“
    „Ann Brockwell hat es nicht für nötig befunden zu kündigen. Sie ist einfach an Land gegangen, ohne sich um ihre Aufgaben zu kümmern. Hier in Oslo. Zum Glück hat die Stadt genug Unterhaltung zu bieten, damit bei unseren Passagieren keine Langeweile aufkommt. Aber es wäre Miss Brockwells Aufgabe gewesen, einen geführten Landgang für unsere Reisenden zu organisieren.“
    „Aber – kann ihr nicht auch etwas zugestoßen sein? Ich meine, Oslo hat keine besonders hohe Kriminalitätsquote, soweit ich weiß …“ Jade presste die Lippen aufeinander und hoffte, dass sie mit dieser Bemerkung nicht den Eindruck hinterließ, dass sie ängstlich wäre. Aber wenn jemand so einen tollen Job hatte, verschwand er doch nicht einfach so, oder?
    „Sicher, daran haben wir auch gedacht, Miss Walker. Doch es deutet nichts auf ein Verbrechen hin. Ann Brockwell hat ihre Kabine ordentlich verlassen, ihre sämtlichen Kleider und sonstigen persönlichen Gegenstände mitgenommen. Trotzdem – wir haben sämtliche Krankenhäuser Oslos abtelefoniert. Doch dort wurde niemand eingeliefert, auf den Ann Brockwells Beschreibung passt. Für mich steht fest, dass diese junge Lady plötzlich die Lust an ihrem Job verloren hat. Sie werden ja wissen, dass manche Leute sonderbare Vorstellungen von dieser Arbeit haben. Ein Animateur ist in den Augen vieler jemand, der ständig Urlaub macht.“ Er stieß einen abfälligen Laut aus.
    Jade zuckte die Schultern. Sie wusste, was er meinte. In Wirklichkeit war das, was sie und ihre Kollegen auf die Beine stellten, reinste Knochenarbeit. Man musste nicht nur ständig gut drauf sein und freundlich bleiben, sondern die Feriengäste mit Sport und Spiel fast rund um die Uhr unterhalten. Wer das mit Faulenzen am Pool verwechselte, hatte wirklich keine Ahnung, was Sache war.
    Dennoch fand sie

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