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Raue See

Raue See

Titel: Raue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Westerhoff
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er zur Erleichterung aller Anwesenden. »Aber unter einer Bedingung.«
    »Die wäre?«
    »Ich bin ab sofort dabei. Nur ich. Sonst niemand.«
    »Einverstanden«, sagte Randolph. »Aber stehen Sie nicht im Weg rum. Also, wo war ich? Ach ja: Wir vermuten inzwischen, dass Bergmüller überhaupt nicht in Australien ist und möglicherweise nie war. Die Bestätigung unseres Mannes vor Ort steht zwar noch aus, aber als Arbeitshypothese müssen wir das bis auf Weiteres unterstellen.«
    »Sie haben einen Mann in Australien?«, fragte Schürmann beeindruckt.
    »Sie sollen doch nicht im Weg stehen«, wies ihn Randolph freundlich zurecht und fuhr fort: »Ferner haben Günter und ich von Bergmüller senior erfahren, dass Reinhard Bergmüller 1982 seine Mutter getötet hat. Sie haben gemeinsam die Leiche entsorgt, indem sie sie in Schwefelsäure aufgelöst und die Reste, Kohle und Säure, verbrannt und auf Felder ausgebracht haben. Wenn es sich bei Bergmüller um unseren Täter handelt und er diese Praxis beibehalten hat, würde das erklären, warum wir in keinem Fall die Leichen gefunden haben.«
    »Dann ist Zielkow also unschuldig?«, fragte Schürmann.
    »Nicht zwingend.« Randolph fand es an der Zeit, den anderen seine jüngste Hypothese mitzuteilen. »Max und Moritz können auch drei Personen gewesen sein. Die Verhaftung könnte zwischen Bergmüller und Zielkow abgesprochen sein. Sie könnten damit rechnen, dass er nach Wiebkes Ermordung als fälschlich beschuldigt aus der Haft entlassen wird und die Justiz eine weitere Blamage hinnehmen muss.«
    »Drei Verrückte auf einmal, das halte ich für unwahrscheinlich«, sagte Schürmann. Seine Skepsis war deutlich von seinem Gesicht abzulesen.
    Randolph haute mit der Faust auf den Tisch. »Nur weil ihr bei euren Ermittlungen bisher das Unwahrscheinliche nicht durchdacht habt, ist Wiebke jetzt da, wo sie ist.«
    »Ist ja gut«, lenkte Schürmann ein und hob beschwichtigend beide Hände.
    »Wenn sich der Verdacht gegen Bergmüller bestätigt, bleibt unser Hauptproblem aber weiterhin der Ort. Wir haben nur noch etwas mehr als einen Tag. Wir müssen herausfinden, wo er Wiebke hingebracht hat. Wir müssen!«
    Die Männer nickten und konzentrierten sich wieder darauf, Bergmüllers Leben wie mit einem Röntgengerät zu durchleuchten.

SIEBZEHN
    »Es freut mich zu sehen, dass es dir so gut geht«, sagte Bergmüller zu Wiebke. Seit einer Ewigkeit war er nicht mehr hier unten gewesen, es mochten zwei ganze Tage und Nächte vergangen sein oder mehr, sie wusste es nicht. Sie war fast verzweifelt, halb verhungert und fror, doch sie würde sich keine Blöße geben.
    Sie schwieg.
    »Hast du mein kleines Rätsel lösen können? Wie kann ich morgens um fünf schon töten, wenn ich die Zeitung noch nicht habe? Und wie kann ich hier töten, wenn ich mich nachweislich in Australien aufhalte?«
    Wiebke hustete. Eine Erkältung bahnte sich an. Dass das ihr derzeit kleinstes Problem war, war ihr allerdings mehr als bewusst.
    »Rätsel eins habe ich nicht gelöst«, sagte sie schließlich. »Rätsel zwei ist ganz einfach. Zielkow war dein Komplize. Er hat es getan.«
    Bergmüller lachte aus vollem Hals. Er schien sich förmlich ausschütten zu wollen. »Ich hab’s ja immer gesagt: Du bist zu dumm. Zielkow, das Weichei. Der krümmt doch nicht einmal einer Fliege ein Bein. Nun, dann wirst du wohl dumm sterben müssen. Apropos: Ich habe ein kleines Geschenk für dich.«
    Er platzierte ein Gerät vor sie, das einem Wecker ähnelte, und stellte irgendwas ein. Die roten Leuchtziffern zeigten »10   :   00   :   00« an. Dann liefen die Sekunden rückwärts.
    »Das ist deine noch verbleibende Lebenszeit. Teil sie dir gut ein. Bis dann!« Er drehte sich um, stieg die Leiter hinauf und ward nicht mehr gesehen. Wiebke weinte leise vor sich hin.
    * * *
    »Verdammt noch mal«, sagte Randolph mit Verzweiflung in der Stimme. »Es ist jetzt gleich zwanzig nach elf. In vierzig Minuten beginnt der Samstag, und wir haben noch immer keinen blassen Schimmer, wo dieser Wahnsinnige Wiebke gefangen hält.«
    »Wenigstens ist inzwischen sicher, dass es Bergmüller ist«, meinte Friedhelm. Die Überprüfung sämtlicher Flüge ab Amsterdam hatte gezeigt, dass Bergmüller nicht weitergeflogen war, sondern noch am Freitag nach Rostock zurückgekehrt sein konnte. Und Friedhelms Kontakt in Sydney hatte vor einigen Stunden bestätigt, dass sich ein Reinhard Bergmüller in dem angegebenen Hotel aufhielt, der so gut wie gar keine

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