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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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leisten, bis sie geborgen wurde. Aber wenn im Weltraum der Alarm tönte, mußte man einfach los oder sterben.
    Sie sah jetzt, wo der riesige Asteroid die Nellie getroffen hatte. Er hatte einen großen Teil der Mannschaftsunterkünfte auf der anderen Seite weggerissen, die Hülle zerbeult, und war auf einem tangentialen Kurs davongetrudelt. Der zweite Asteroid, der fast die Größe eines Mondes hatte, würde noch größeren Schaden anrichten. Das Schiff, das immer noch vom Autopiloten gesteuert wurde, zündete alle Lenkdüsen auf einer Seite, damit der ausgezackte Felsen es nur streifte und nicht frontal mit ihm zusammenstieß. Lunzie sah fasziniert und entsetzt zu, wie die beiden gewaltigen Körper sich berührten und miteinander verschmolzen.
    Ihre kleine Kapsel wurde mit zunehmender Geschwindigkeit hinausgeschleudert, doch die Druckwelle der Explosion war noch sehr viel schneller, als die überlasteten inneren Triebwerke die Täfelung der Mannschaftsunterkünfte sprengten, die Isolation explodieren ließ und die Trümmer aus dem steuerlosen Rumpf blies. Bruchstücke rotglühender Rumpfverkleidung schossen an Lunzie vorbei, von denen einige ihr kleines Boot nur um wenige Meter verfehlten. Der Planetoid wurde nur leicht von seinem Kurs abgelenkt.
    Lunzie ließ den Atem ab, den sie angehalten hatte. Die Katastrophe hatte sich so schnell ereignet. Seit dem Alarm waren nur wenige Minuten vergangen. Ihre mentale Disziplin hatte ihr gute Dienste geleistet – sie hatte schnell und entschlossen gehandelt. Sie wurde von ihren Meistern als eine geborene Kandidatin eingeschätzt, die schon sehr viel aus eigenem Antrieb erreicht hatte. Eine Grundausbildung in mentaler Disziplin wurde allen Ärzten und Flottenoffizieren mit Befehlsgewalt und darüber empfohlen, vor allem jenen, die mit gefährlichen Situationen konfrontiert wurden – so wie dieser. Im Laufe der Jahre hatte Lunzie den Adeptenrang erreicht. Es war ein Jammer, daß sie nach ihrer Ankunft auf Tau Ceti ihren Unterricht nicht hatte fortsetzen können. Lunzie war dankbar für die Unterweisung, die ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hatte, aber ihr war auch klar, daß ihre Kapsel noch mindestens zwei Wochen Reisezeit von der Bergbauplattform entfernt war. Sie schaltete das Komgerät ein und beugte sich über das Mikro.
    »Mayday, Mayday. Hier ist die Nellie Mine, Shuttle Nr. NM-EC-02. Ich wiederhole, Mayday.«
    Aus dem Lautsprecher knisterten statische Entladungen. Doch darunter mischte sich eine Stimme. Das Knistern ließ allmählich nach, und sie hörte deutlich einen Mann sprechen. »Ich höre Sie, EC-02. Hier ist Captain Cosimo in EC-04. Sind Sie das, Lunzie?«
    »Ja, Sir. Haben es alle überstanden?«
    »Ja, verflucht. Alle sind erfaßt worden, mit Ausnahme von Ihnen. Wir dachten schon, wir hätten Sie verloren, als der Schadensdienst einen Durchbruch in Ihrem Bereich meldete. Das war vielleicht ein Knall. Ich habe gewußt, daß es eines Tages passieren würde. Die arme alte Nellie. Sind Sie in Ordnung?«
    »Mir ist nichts passiert.«
    »Gut. Wir haben Signale gesendet, aber es ist niemand in unmittelbarer Reichweite. Vor der Explosion haben wir Descartes 6 verständigt, daß man jemand nach uns schicken soll. Stellen Sie Ihr Signalfeuer auf 34.8.«
    Lunzie fand die Knöpfe und tippte das Kommando ein. »Wie lang wird es dauern, bis sie uns erreichen, Cosimo?«
    Es knisterte wieder aus dem Lautsprecher, und die Stimme des Captains klang hinterher leiser. »… Interferenzen von dem brennenden Asteroiden. Es wird mindestens zwei Wochen dauern, bis die Nachricht sie erreicht, und ich schätze, sie werden noch vier Wochen brauchen, um uns zu finden. Ich befehle unseren Leuten, in den Kälteschlaf zu gehen, Doktor. Irgendwelche Anmerkungen oder Einwände?«
    »Nein, Sir. Ich bin Ihrer Meinung. Es wäre eine zu große emotionale Belastung, wenn so viele Menschen sechs Wochen lang bei vollem Bewußtseins so eng aufeinanderhocken müßten, selbst wenn die Synthesegeräte und Recycler so lang funktionieren.«
    »Ganz sicher. Es sind zwei Kameraden in diesem Shuttle, darunter ein Ryxi, der dauernd über seine verdammten Eier und Klaustrophobie schwafelt. Ich wünschte, Sie wären hier, um die Kälteschlafprozedur zu überwachen, Doktor. Hypodermische Kompressoren machen mich nervös.« Cosimo klang nicht im mindesten beunruhigt, aber Lunzie war ihm dankbar, daß er sie bei Laune hielt.
    »Halb so wild«, sagte sie. »Nicht vergessen, immer mit der Spitze nach

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