Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane

Titel: Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
Vom Netzwerk:
nur eins!«
    »Wo kommst du her?« erkundigte sich Henri.
    »Ich?« fragte Superhirn scheinheilig zurück. Aus der Ruine! Ich habe wunderbar in meinem Zelt geschlafen, war schon viel früher auf als ihr und habe mein Rad geputzt!«
    »Ich habe weder ein Zelt noch ein Fahrrad gesehen«, erwiderte Henri wütend. »Dagegen habe ich dein Ebenbild an der Mauer bewundern dürfen. Wirklich, es war zum Verwechseln ähnlich! Eine dürre Jammergestalt mit einem Birnenkopf und einer Idiotenbrille. Du hast Unfug gemacht! War der alte Mann dein Onkel?«

    »Mensch, Henri!« brüllte Gérard. »Ahnst du noch immer nichts? Der alte Schäfer war er selber. Er, Superhirn! Und es war Tatis Idee. Sie hat's mit ihm noch in der Nacht ausgeheckt, um dir einen Streich zu spielen!«
    »Henri ist der Reingefallene!« jubelte Tati.
    Henri starrte Superhirn an, der in seinem Trainingsanzug an der Kochstelle saß. »Wo ist denn dein Zelt?« fragte er verblüfft? »Dein Rad – all dein Zeug?«
    »Hinter der nördlichen Kapellenmauer«, grinste Superhirn. »Brauchst bloß andersherum zu gehen.«
    »Ja, aber ...«, Henri überlegte, »... hm. Die Zeichnung hast du mit einem Stück verkohltem Holz gemacht! Aber die Sache mit dem alten Mann ...?«
    »Der Alte war ich selbst«, lachte Superhirn. »Bart, Hut und grüne Brille gehören zu meinen Scherzartikeln, weißt du. Ich laufe gern mal verkleidet rum. Den alten Mantel gebrauch ich als zusätzliche Decke. Na, und alles andere ...«
    Henri setzte sich hin. »Alles andere!« Nun mußte er auch lachen. »Alles andere, das sagst du so einfach! Junge, wie du deine Stimme verstellt hast! Ha, und dein Hüsteln und Krächzen! Mensch, du bist ein Tausendsassa!«
    »Nein«, erwiderte Superhirn ernst. Du bist nur ein schlechter Beobachter! Ich hab zum Beispiel zwei schöne, lückenlose weiße Zahnreihen, die so ein alter Stromer gewöhnlich nicht hat – und die konnte selbst der Bart nicht verdecken. Außerdem hatte ich meine Trainingshose unter dem Mantel und meine Sportschuhe an. Und dann mußt du Tomaten auf den Ohren gehabt haben, daß dir die verstellte Stimme nicht aufgefallen ist!«
    »Mag sein, wie's will«, murrte Henri. »Ich hab Hunger, und wenn auch die Pfanne nicht groß genug ist, ich schätze, ich hab auf den Schreck drei Eier verdient!«
    Beim Frühstück unterhielten sich die Gefährten lebhaft über Superhirns Streich.
    »Ich bin kein schlechter Beobachter«, verwahrte sich Henri. »Ich war nur verblüfft über die leere Ruine und die unheimliche Zeichnung.«
    Superhirn nickte. »Siehst du! Deshalb hast du ganz blöd reagiert! Das darf in unserer technischen Welt nicht passieren. Nimm an, du lenkst ein Flugzeug, und dein Kopilot verwandelt sich in einen Schimpansen. Wenn du darüber deine Reaktionsfähigkeit verlierst, schrammt die Maschine ab!«
    Henri feixte: »Kluger Lehrer, was?« Die anderen lachten mit. Und somit war der Streich ausgestanden.
    Nach dem Frühstück berieten sie, wer nach Marac fahren sollte, um Brot, Gurken und Zahnpasta zu besorgen.
    »Superhirn bleibt besser hier«, meinte Henri. »Der käme am Ende als siamesischer Zwilling wieder. Aber er könnte Gérard das Rad pumpen!«
    »Womit du sagen willst, daß ich zu doof bin, mir einen Streich auszudenken?« fragte Gérard. »Na, warte mal!«
    Gérard fuhr also nach Marac. Micha hatte gewettet, Gérard würde Superhirn nacheifern oder ihn übertrumpfen wollen: »Bestimmt kommt er als alte Frau zurück!« schwor der Kleine. Doch Gérard kam als Gérard zurück. Schon von weitem erkannt man über der Lenkstange seinen kugelrunden Kopf. Michas Enttäuschung wich, als er hörte, daß Frau Bertrand dem radelnden Einkäufer außer dem Gemüse sechs Koteletts mitgegeben hatte, und zwar kostenlos. Und für Loulou brachte er eine Tüte voller Hundefutter.
    Inzwischen war Superhirn mit seinen Sachen wieder in die Ruine gezogen. »Ich stellte der Hausfrau meinen Backofen zur Verfügung«, verkündete er feierlich.
    »Danke!« Tati machte einen graziösen Tanzschritt. »Aber ich bitte mir aus, daß mir keiner der Herren in die Töpfe guckt. Ich will euch mit einem Salat überraschen. Ihr könnt unterdessen Feuerholz suchen!«
    »Tati mit ihrem Ballett-Salat«, maulte Micha, der an die Bonbons dachte. »Na, komm, Loulou – suchen wir Holz!«
    Auf dem Hochmoor gab es nur vereinzelte Bäume, die der Seewind krumm und schief geweht hatte. Zum Feuern mußte man sich mit den zähen Zweigen der vielen, sich dicht über den Boden

Weitere Kostenlose Bücher